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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Priesterinnen. Man sagt auch, du seist eine Zauberin, wie es sie früher als Hüterinnen uralter Mächte auf der Insel Sena in Armorica gegeben hat. Deine Macht beruht offenbar auf einem Wissen, das allen anderen verschlossen ist.« Carausius hatte Männer, die ihn töten wollten, mit seinem Blick entwaffnet, aber er mußte seine ganze Willenskraft aufwenden, um dem Blick dieser Frau standzuhalten.
    »Wir sind auch nur Sterbliche«, erwiderte die Hohepriesterin freundlich. »Unsere Ausbildung ist zugegebenermaßen hart, und es stimmt, wir hüten gewisse Mysterien, die den Römern verlorengegangen sind.«
    »Ich bin ein römischer Bürger, aber kein Römer.« Er zog die Falten seiner Toga glatt. »Als ich ein Junge war, lebten noch weise Frauen im Marschland meiner Heimat. Sie besaßen ein altes Wissen, aber bei dir spüre ich eine größere Willenskraft. Damit erinnerst du mich an Priester, die ich in Ägypten getroffen habe, als ich dort stationiert war.«
    »Vielleicht hast du recht.« Sie sah ihn aufmerksam an. »Man sagt, daß die Wissenden der alten Zeit vor dem Untergang von Atlantis in viele Länder geflohen sind. Ich habe auch gehört, daß die Mysterien von Ägypten den unseren gleichen. Kannst du dich nicht erinnern ?«
    Carausius schloß kurz die Augen. Etwas in ihrem Ton verunsicherte ihn. Sie hatte ihm in Portus Adurni eine ähnliche Frage gestellt.
    » Erinnern? « fragte er, schüttelte den Kopf und lächelte.
    »Es ist nicht wichtig. Außerdem solltest du an diesem Tag nur an deine Braut denken.«
    Sie drehten sich beide um und blickten auf Teleri.
    »Sie ist sehr schön. Aber ich hatte nicht erwartet, sie nach der üblichen römischen Zeremonie zu heiraten.«
    »Ihr Vater wollte sicher sein, daß die Verbindung offiziell anerkannt ist und nicht angefochten werden kann«, erwiderte Dierna. »Vor einigen Jahren hat eine Frau einen römischen Offizier nach unseren Bräuchen geheiratet. Wir haben erfahren, daß sie als seine Mätresse gilt.«
    »Was sind das für Bräuche?« fragte er leise.
    »Mann und Frau kommen als Priester und Priesterin zusammen. Sie dienen damit dem Gott und der Göttin. Er hat die Kraft des Gehörnten, der den Feldern und dem Vieh das Leben bringt, und sie empfängt ihn als die Große Göttin, als Mutter und Braut.«
    Etwas in ihrer Stimme ließ ihn aufhorchen. Flüchtig glaubte er, sich an etwas zu erinnern, das einmal eine große Bedeutung für ihn besessen hatte. Dann hörte er von draußen das Blöken des Opferschafs, und alles war wieder wie weggeblasen.
    »Ich hätte gegen ein solches Ritual nichts einzuwenden«, sagte er leise. »Aber ich glaube, jetzt ist es Zeit, daß ich an der römischen Zeremonie teilnehme. Segne uns, Herrin von Avalon, und wir werden alles tun, was in unseren Kräften steht.«
    Der Haruspex erschien in der Tür und bedeutete der Braut und dem Bräutigam, daß die Zeremonie beginnen konnte. Carausius richtete sich auf und spürte im Unterarm das vertraute Prickeln, das sich einstellte, wenn das zermürbende Warten vorüber war und die Schlacht begann. Die Hochzeit unterschied sich nicht sehr davon, dachte er und trat vor, während sich die Gäste hinter ihm versammelten. Gewiß, es war eine Feier. Carausius aber wußte, er war in fremde Gewässer geraten, und bereits ein Schritt in die falsche Richtung konnte unheilvoll enden.
    Vor dem Schlafgemach ging das Fest weiter. Der Fürst, der wider Erwarten seine jüngste Tochter mit einem angesehenen Mann verheiraten konnte, hatte große Mengen von gallischem Wein gekauft, der sich bei den Hochzeitsgästen großer Beliebtheit erfreute.
    Carausius blickte auf seine Braut und wünschte, er hätte es wie die Gäste machen können. Aber ein guter Befehlshaber trank im Dienst nicht.
    Auch was nun kam, war für ihn Dienst. Die Frau in dem großen Bett war schön. Er hoffte, daß sie ein angenehmes Wesen hatte, und da sie in Avalon ausgebildet worden war, auch klug sein würde. Aber sie war eine Fremde.
    Die Hochzeitsnacht sollte eigentlich kein Problem sein. Wenn er mit Kurtisanen oder mit den Frauen im Lager schlief, dann mußte er sich keine Gedanken über sie machen. Doch von der Heirat erhoffte er sich mehr. Er wollte diese Frau für sich gewinnen. Aber wie? Was sollte er tun und vor allem was nicht ?
    Teleri hatte das Laken bis zum Kinn hochgezogen und sah ihn mit großen wachsamen Augen an. Carausius lächelte ihr aufmunternd zu und begann, die Toga abzulegen. Nach römischem Gesetz war sie seine Frau, aber

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