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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Rauch bestimmt ebenfalls gesehen. Er würde wissen, was zu tun war. Gawen holte tief Luft und fiel in den gewohnten Marschrhythmus.

    Am Abend überschlugen sich in der Festung die Gerüchte. Überall entlang der Grenze hatte man Rauch gesehen. Späher berichteten, die Stämme seien auf dem Kriegszug. Aber der Befehlshaber der Legion schickte nur eine Kohorte zur Verstärkung der Wachen entlang des Limes. Die Novanten und die Selgoven waren in das römische Gebiet eingefallen, und ihre Vettern, die Briganten, griffen zu den Waffen, um sich mit ihnen zu vereinigen. Die Drohung des Morgens wurde im Laufe des Vormittags Wirklichkeit, und mittags stand die Sonne am rauchverhangenen Himmel.
    Quintus Macrinius Donatus erreichte die Festung spätabends. Er war staubbedeckt und hatte einen hochroten Kopf. Vielleicht ärgerte er sich darüber, daß er die Jagd abbrechen mußte.
    Aber Menschen sind für ihn eine bessere Beute ...
    Gawen hatte Wache, als der Befehlshaber durch das Tor ritt.
    Wenn die Krieger, die sich angeblich sammeln, wirklich angreifen, dann könnten aus den Jägern sehr schnell die Gejagten werden ...
    Die Soldaten nickten sich zu. »Jetzt geht es bald los! Diese blau bemalten Kerle werden eine Überraschung erleben. Die Legion wird sie wie Kaninchen auseinandertreiben, und sie werden sich vor Angst schnell wieder in ihre Löcher in den Bergen verkriechen!«
    Aber auch am nächsten Tag geschah nichts. Der Befehlshaber wartete auf genauere Berichte der Kundschafter, so erzählte man. Einige behaupteten sogar, er warte auf Befehle aus Londinium, aber es fiel schwer, das zu glauben. Wenn es Zweifel daran gab, daß sie die Grenze schützen sollten, wozu war dann die Neunte in Eburacum stationiert?
    Erst am dritten Tag nach der Grenzüberschreitung hörten die Männer das Trompetensignal. Die Kohorte der Rekruten wurde unter den anderen Einheiten aufgeteilt. Wegen seiner Kenntnisse im Fährtenlesen wurde Gawen zu den Kundschaftern der Kohorte von Salvius Bufo abkommandiert und mit ihm Arius - aus welchem Grund, das wußten nur die Götter. Bufo war weder der beste noch der schlechteste der Centurionen. Er hatte in Germanien gedient. Seine Erfahrungen würden ihnen jetzt möglicherweise helfen.
    Die Soldaten machten abfällige Bemerkungen, als die Rekruten erschienen, aber zu Gawens Erleichterung wies Bufo sie sofort mit einer unmißverständlichen Bemerkung zurecht: »Spart euch das für den Feind auf!«
    Kurz nach Mittag brachen sie auf. Gawen verstand jetzt den Sinn der langen Übungsmärsche mit Gepäck und Waffen. Ohne diese Vorbereitung wären sie nicht weit gekommen.
    Am Abend errichteten sie ein befestigtes Lager am Rand eines Sumpfes. Nach so vielen Monaten in der Festung empfand Gawen das Schlafen im Freien als seltsam beunruhigend. Um das Lager hatten sie einen Graben ausgehoben und Palisaden errichtet. Im Zelt lagen die Männer dicht an dicht, aber trotz des Schnarchens hörte Gawen die Geräusche der Nacht und roch die Düfte des Moors.
    Vielleicht träumte er deshalb in dieser Nacht von Avalon.
    Im Traum hatten sich die Priester und Priesterinnen in dem Steinring auf dem Tor versammelt. Auf Pfosten außerhalb des Rings brannten Fackeln, große schwarze Schatten zuckten über die dunklen Steine. Auf dem Altar glühte ein Feuer. Er sah, wie Caillean Kräuter in die Flammen warf. Rauchwolken stiegen auf und trieben nach Norden. Die Druiden hoben beschwörend die Hände. Er sah, wie sich ihre Lippen bewegten, aber er hörte nicht ihre Worte.
    Der Rauch wurde immer dichter und glühte rot im Schein der Fackeln. Zu seinem Staunen entstand aus dem Rauch eine Frauengestalt, die mit einem Schwert und einem Speer bewaffnet war und sich ständig veränderte. In einem Augenblick war es die Göttin, im nächsten wirkte sie wie eine Furie, ihre Haare waren schwarze Rauchschwaden. Die Gestalt wurde immer größer. Die Priester sanken mit einem Aufschrei auf die Knie und hoben erneut die Arme. Ein heftiger Windstoß trug ihren Schrei aus dem Kreis hinaus und mit den Rauchwolken nach Norden. Ihnen folgte eine Schar geflügelter Schatten. Die Fackeln loderten noch einmal auf und erloschen. Im letzten Schein der Flammen sah Gawen das Gesicht der Hohepriesterin. Sie streckte die Arme aus, und er hatte den Eindruck, daß Caillean seinen Namen rief.
    Er erwachte und zitterte am ganzen Leib. Das erste graue Licht fiel durch die Zeltklappe. Vorsichtig stieg er über die Schlafenden und ging hinaus. Über dem Moor lag

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