Die Herrin von Avalon
einsetzte.
Wehre dich nicht dagegen, laß dich tragen ...
Gawen folgte den Anweisungen, die er bei seiner Ausbildung erhalten hatte. Der Rauch konnte ihm helfen, das Bewußtsein vom Körper zu trennen, aber ohne Disziplin konnte sich sein Geist auch in gefährlichen Träumen verlieren. Durch sein gerade erworbenes Wissen des inneren Lichts kostete es ihn kaum Anstrengung, das Alltagsbewußtsein zu überwinden. Mit jedem neuen Atemzug stieg er höher und höher. Er sah die Druiden, doch jetzt umgab sie eine Aura des Lichts.
Besteige den heiligen Berg und laß dich von den Göttern segnen ...
Brannos’ Stimme hallte durch alle Welten.
Gawen richtete seinen Blick auf den spiralförmigen Weg zum Gipfel. Diese Aufgabe sollte ihm nicht schwerfallen, auch wenn sein Geist bereits in anderen Regionen schwebte. Er war in den vergangenen sieben Jahren so oft auf den Tor gestiegen, daß seine Füße ihn von selbst hinauftragen würden.
Er machte sich an den Aufstieg und stellte fest, daß seine Füße in die Erde sanken. Beim nächsten Schritt hatte er den Eindruck, durch tiefes Wasser zu gehen. Er sah sich staunend um. Das Schimmern, das er für Bodennebel gehalten hatte, schien ein Strahlen zu sein, das aus der Erde kam. Der Hügel leuchtete von innen und war so durchsichtig wie römisches Glas. Der Stein, der am Anfang des Weges stand, hatte sich in eine Feuersäule verwandelt.
Das Licht, das er in sich gefunden hatte, kam aus dem Stein, und er sah es auch in der Aura der Priester.
Nicht nur ich bin Licht! Alles ist Licht!
Aber die Dinge, die sich ihm auf diese Weise zeigten, unterschieden sich in allem von dem, was sie im Licht des Tages zu sein schienen. Bald stellte Gawen fest, daß der gewundene Weg, den er so gut kannte, sich nicht in Spiralen um den Tor wand, sondern geradewegs in den Berg hineinführte.
Einen Augenblick lang erfaßte ihn Angst. Was würde geschehen, wenn sein inneres Sehen ihn im Stich ließ und er in der Erde gefangen sein würde?
Doch die neue Welt, die sich vor ihm aufgetan hatte, war unglaublich schön. Er konnte dem Verlangen nicht widerstehen, herauszufinden, was im heiligen Hügel auf ihn wartete.
Noch einmal konzentrierte er sich auf den Atem, und diesmal verstärkte der Rauch nicht das Schwindelgefühl, sondern ließ seinen inneren Blick noch klarer werden. Er fühlte sich bereit, mutig vorwärts zu gehen.
Der Weg führte ihn vom westlichsten Punkt in das Innere des Hügels. Gawen bewegte sich in einem durchsichtigen Medium, das sich wie Wasser anfühlte, aber wie Feuer prickelte, jedoch weder das eine noch das andere war, in einem weiten Bogen vorwärts. Als er das andere Ende der Kurve erreichte und in der Gegenrichtung weiterging, hatte er den Eindruck, daß sein Körper fast substanzlos geworden war. Er schwebte mühelos durch das Erdreich. Nur die Konzentration auf seinen Körper aus Licht ermöglichte es ihm, an seiner Identität festzuhalten.
Er näherte sich wieder dem Eingang, aber der Weg führte nicht in einer Spirale zurück und nach oben, sondern in einem noch größeren Bogen um den Hügel herum. Das brachte Gawen weiter vom Mittelpunkt weg und nicht darauf zu. Noch einmal folgte er der lichten geschwungenen Bahn so nahe an der Oberfläche, daß er die Welt draußen wie in einem kristallenen Dunst sah. Er ließ sich von dem Licht weiterführen und umrundete den Hügel. Von weit her hörte er einen dumpfen hallenden Ton. Als er nach einer Ewigkeit verklungen war, führte der Weg endlich ganz ins Innere.
Gawen gelangte in eine große Tiefe. Die Kraft im Herzen des Tors pulsierte so stark, daß er kaum noch stehen konnte. Er stemmte sich gegen den Strom dieser Energie, um den Mittelpunkt zu erreichen, und spürte die erste Welle einer körperlosen Ekstase, einer Auflösung seines Wesens, als er die Grenze seines Bewußtseins erreichte.
Der Weg ist dir verschlossen , hörte er die Stimme aus seinem Innern, du hast deine Verwandlung noch nicht vollendet .
Gawen wich zurück. Der einzige Weg aus dem Hügel hinaus führte vorwärts. Aber der Schmerz, sich von diesem innersten Kern zu entfernen, war beinahe unerträglich. Die nächste Kurve war sehr viel enger. Als er sie genommen hatte, schwankte er, weil ihn der Strom der Kraft erneut erfaßte, der durch den Tor floß und ihn mit sich riß.
Von irgendwo außerhalb der Weltenkreise hörte er eine Stimme.
Der Pendragon beschreitet den Weg des Drachen. Er ist es! Er, der Sohn der hundert Könige!
Er fühlte sich wie
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