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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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wird er nicht sterben.«
    Sianna setzte sich auf und sah ihre Mutter ängstlich an. »Wird er wieder gesund werden?«
    Die Fee wandte sich Gawen zu. In ihrem Blick lagen unendliches Mitleid und unendliche Trauer. »Ich weiß es nicht. Vielleicht im Laufe der Zeit ... einer sehr langen Zeit, nach den Begriffen der Menschen.«
    »Herrin ... « flüsterte Gawen, »du bist immer gut zu mir gewesen, aber du weißt nicht, was du mir anbietest ... bei dir hätte ich ein Leben ohne Ende ... das bedeutet ... endloses Leiden meines Körpers ... und die Qual meiner Erinnerung, wenn ich an Avalon und an den geschändeten Ring der Steine denke.« Er schloß die Augen, öffnete sie jedoch gleich wieder und sah Sianna an. »Geliebte, unsere Liebe ist groß ... aber das alles würde sie nicht überleben. Auch du kannst das nicht von mir verlangen.« Er hustete, und der rote Fleck im Verband auf seiner Brust vergrößerte sich.
    Sianna nickte schluchzend.
    »Ich könnte dir alle Erinnerungen nehmen«, sagte die Fee, aber Gawen schüttelte nur schwach den Kopf.
    »Siehst du die blauen Drachen auf meinen Armen? Könntest du sie mir nehmen?« fragte er. »Dann wäre ich wirklich tot, denn was noch von mir bliebe, hätte nichts mehr mit mir zu tun ... «
    So ähnlich hat vermutlich auch sein Vater am Ende zu Eilan gesprochen , dachte Caillean betroffen. Deshalb wußte Eilan sehr genau, was sie wollte. Göttin, ich habe ihr all die Jahre unrecht getan ...
    Die Fee nickte und fuhr beinahe traurig fort: »Schon bevor die Wissenden über das Meer kamen, habe ich die Menschen beobachtet und mich mit ihnen beschäftigt. Aber ich verstehe euch immer noch nicht. Ich habe meine Tochter zu den Priesterinnen geschickt, damit sie euer Wissen lernt. Aber mit dem Wissen hat sie auch eure Schwächen angenommen.« Sie schien nicht bereit, sich wie alle, die sich an Gawens Sterbelager versammelt hatten, in das Schicksal zu fügen. »Aber ich sehe euren Überlebenswillen, und deshalb möchte ich euch sagen, daß es noch einen anderen Weg gibt. Er ist schwierig und sogar gefährlich. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, was geschehen wird, denn meines Wissens ist in der langen Zeit meines Daseins etwas Ähnliches nur ein-oder zweimal versucht worden. Und es hat nicht zu dem gewünschten Erfolg geführt.«
    »Einen anderen Weg? Was sollen wir tun? Mutter, wovon sprichst du?«
    Caillean dachte nach und schloß die Augen. Sie glaubte zu ahnen, wovon die Fee sprach, denn auch sie hatte gewisse Geschichten gehört.
    Die Fee erwiderte ruhig: »Es gibt die Möglichkeit, das Avalon, in dem ihr lebt, von der Welt der Menschen loszulösen ... es genügend weit in Raum und Zeit zu verschieben, damit die Geschicke der Insel ihren eigenen Lauf nehmen. Avalon gehört dann weder zur anderen Welt noch zur Welt der Menschen. Aus der Sicht der Sterblichen wird es in die Nebel der Kraft eingehüllt sein, die nur jene durchdringen können, die gelernt haben, diese Kraft zu nutzen.« Ihr Blick richtete sich auf die Hohepriesterin. »Verstehst du mich, Herrin von Avalon? Verstehst du, was ich meine?« Als Caillean nickte, fuhr sie fort. »Bist du bereit, das Notwendige zu tun, um all jene zu retten, die du liebst?«
    »Ich bin bereit«, erwiderte die Hohepriesterin mit belegter Stimme. »Auch wenn die Kraft mich zugrunde richtet. Ich würde noch mehr wagen als das, um meinen Auftrag zu erfüllen.«
    »So etwas kann nur gelingen, wenn die Kraft im Zyklus des Jahres ihrem Höhepunkt zustrebt. Doch wenn ihr bis zur Sommersonnwende warten wollt, werden eure Feinde euch zuvorkommen. Außerdem glaube ich nicht, daß Gawen so lange durchhalten wird.«
    »Wir haben gerade Beltane gefeiert, und das Ritual der vergangenen Nacht hat große Kräfte beschworen«, erwiderte Caillean und fügte entschlossen hinzu: »Wir werden es noch heute versuchen.«

    Es war spät in der Nacht, bis sie alles vorbereitet hatten. Sie wußten, es würde nur möglich sein, das zu verrücken, was in ihren Kräften stand. Die sieben heiligen Inseln in Raum und Zeit zu verschieben war eine beinahe unvorstellbare Aufgabe.
    Caillean hatte die Priester und Priesterinnen paarweise ausgeschickt, um das neue Territorium abzustecken. An den Orten der Kraft entzündeten sie Feuer mit Stücken der Beltaneglut. Alle anderen versammelten sich auf dem Tor. Als die Sterne den Stand der Mitternacht am Himmel erreichten, trat Brannos an den Rand des Gipfels, setzte das Horn an die Lippen und blies. Mochten seine Finger auch

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