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Die Herrin von Rosecliffe

Die Herrin von Rosecliffe

Titel: Die Herrin von Rosecliffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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höhnisch. »Wenn du dich mit der Geschichte und den Traditionen unseres edlen Landes wirklich so gut auskennst wie du behauptest dürfte das Motiv dir ja keine Schwierigkeiten bereiten.«
    »Es nimmt sehr viel Zeit in Anspruch, einen Gobelin anzufertigen. Du wirst von hier verschwunden sein, bevor auch nur ein Drachenflügel fertig ist«, provozierte sie ihn.
    »Dann musst du den Drachen eben malen. Und einen zweiten im Schlafzimmer des Burgherrn - über dem Bett.«
    Isolde brachte die scharfe Erwiderung, die sie auf
    der Zunge gehabt hatte, nicht mehr über die Lippen, als er das Schlafzimmer ihrer Eltern und das Bett erwähnte, in dem sie entjungfert worden war. Waren seitdem wirklich noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden vergangen?
    Seine schwarzen Augen schienen ihre Gedanken lesen zu können. »Im Schlafzimmer des Burgherrn«, wiederholte er ironisch. »Ich möchte, dass du einen Drachen malst, der einen Wolf besiegt hat.«
    »Du wirst meinen Vater niemals besiegen!«, rief Isolde.
    Rhys grinste. »An deinen Vater will ich ja auch gar nicht erinnert werden, wenn ich dieses Gemälde betrachte.«
    Heiße Schamröte schoss ihr in die Wangen. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. »Ich ... ich werde so etwas nicht malen«, stammelte sie.
    »0 doch, Isolde, du wirst es tun.« Mit diesem unerträglich triumphierenden Lächeln auf den Lippen trat er noch dichter an sie heran. »Der Drache oben, der Wolf unter ihm, alle viere von sich gestreckt.«
    »Spuckt dieser Drache Feuer?«, fragte Gandy interessiert.
    Erleichtert drehte Isolde sich nach dem Zwerg um. »Das ist nur eine Legende.«
    »Drachen sind bekanntlich Fabelwesen«, warf Rhys sarkastisch ein.
    »Aber das Schiff, das am Horizont gesichtet wurde, ist real«, meldete Linus sich zu Wort.
    Isolde hätte den gutmütigen Riesen am liebsten geküsst. Und auch den Zwerg. Beide wollten ihr offenbar helfen, indem sie Rhys abzulenken versuchten.
    Er starrte seine ungleichen Freunde wütend an. »Es ist schon lästig genug, wenn Tillo mir ins Gewissen redet«, knurrte er mit einem warnenden Unterton in der Stimme. »Ich kann getrost darauf verzichten, dass auch noch ihr zwei die Rolle meines Gewissens verkörpern wollt.«
    Linus und Gandy zogen ein wenig die Köpfe ein und verstummten, blieben jedoch auf ihren Hockern sitzen, was Isolde als tröstlich empfand. Sie hatte Angst davor, mit Rhys allein zu sein. Und wenn er seinen Plan, alle Engländer nach Tintagel zu schicken, wirklich in die Tat umsetzte, wäre sie hier völlig isoliert ...
    Aber sie war nicht bereit, klein beizugeben. »Dass du überhaupt so etwas wie ein Gewissen hast, wundert mich sehr«, kommentierte sie. »Wenn du all jene loswerden willst, die dir Widerstand leisten könnten, müsstest du mich als Erste an Bord jenes Schiffes bringen lassen. «
    »Du hattest heute Morgen die Gelegenheit, Rosecliffe zu verlassen.« Rhys berührte ihr Kinn mit einem Finger. »Weißt du das nicht mehr?«
    Sie wich einen Schritt zurück. »Ich bin nur hier geblieben, um Osborn nicht zu gefährden. Hätte ich gewusst, was du im Schilde führst .... «
    »Dein Pech! Jetzt bleibst du hier.«
    »Warum?«, rief sie verzweifelt.
    Er packte sie bei den Armen und schaute ihr tief in die Augen. »Weil, ich es will.«
    »Aber warum?«, flüsterte Isolde und schüttelte gleich darauf wild den. Kopf, weil sie seine Antwort gar nicht hören wollte. »Nein!«
    Rhys zog sie noch etwas näher an sich heran, was ihre Angste verzehnfachte. »Fang sofort mit dem Wandgemälde in meinem Schlafzimmer an«, befahl er, ließ sie abrupt los und deutete auf die Treppe. »Los, hol deine Farben und Pinsel und fang an! «
    Sie gehorchte.
    Ich tu das nur, um ihm zu entkommen, redete sie sich ein, doch auf dem Treppenabsatz, wo er sie nicht mehr sehen konnte, blieb sie erschöpft stehen, lehnte sich an die kalte Steinmauer und rang nach Atem. Ich mache mir selbst etwas vor. Ich kann ihm nicht entkommen. Er wollte alle Menschen wegschicken, die ihr etwas bedeuteten, und obwohl sie sich einerseits freute, dass diese Menschen dann wenigstens vor ihm in Sicherheit sein würden, hatte sie andererseits schreckliche Angst, ganz allein - ohne einen einzigen Freund - zurückzubleiben. Was sollte sie jetzt nur machen?
    Was würde Rhys ihr antun?
    Tränen brannten in ihren Augen, aber sie rief sich streng zur Ordnung. Weinen wäre in ihrer Situation ein unerlaubter Luxus. Sie durfte nicht auch noch die Kontrolle über sich selbst verlieren, nachdem alles andere

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