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Die Herrin von Rosecliffe

Die Herrin von Rosecliffe

Titel: Die Herrin von Rosecliffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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sofort, wer gemeint war. »Isolde bleibt hier.«
    Odo legte instinktiv eine Hand auf Osborns Arm, doch das wäre nicht nötig gewesen, denn der alte Ritter bekam keinen Wutausbruch, sondern legte bedächtig den Kopf zur Seite. »Warum willst du sie bei dir behalten?«
    Rhys verschränkte die Arme. »Warum wohl? Dreimal darfst du raten.«
    Osborn ließ sich nicht provozieren. »Ich bin mir nicht sicher ... Vielleicht bist du dir über deine Motive selbst nicht ganz im Klaren.« Er wechselte, das Thema. »Warum ausgerechnet Tintagel?«
    »Als Überraschung für Fitz Hugh. Er wird nicht viele Kämpfer bei sich haben, wenn er zurückkehrt, weil er damit rechnet, innerhalb der Burgmauern Verstärkung vorzufinden. Ich werde ihn besiegen«, schwor Rhys. »Ich werde ihn und seinen Bruder besiegen.«
    Osborn imitierte die Pose des Rebellen, indem auch er die Arme vor der Brust verschränkte. »Und was wirst du danach mit Isolde machen?«
    Rhys betrachtete den wesentlich älteren Mann, dem die eigene ungewisse Zukunft weniger Sorgen zu bereiten schien als das Schicksal der Familie, der er sein Leben lang treu gedient hatte. Ein hundertprozentig zuverlässiger Mensch mit seltenem Weitblick ... Doch für ihn war hier kein Platz mehr, denn er wäre nie dazu bereit Rhys als neuen Lehnsherrn anzuerkennen.
    »Sie ist mütterlicherseits eine Waliserin. Wenn sie ihre englischen Allüren ablegt, werde ich sie vielleicht mit einem braven Waliser verheiraten - mit einem, der ihr den Stolz ausprügelt«, fügte er hinzu, um Osborn herauszufordern.
    Doch der weise Ritter ging auch auf diese Provokation nicht ein. Er stieß nur einen schweren Seufzer aus und sah sich in der Halle um, so als wolle er Abschied davon nehmen. Dann blickte er Rhys tief in die Augen. »Du hast eine gute Festung, ein schönes Heim an dich gerissen. Lerne etwas daraus. Lerne, dass es besser ist etwas aufzubauen, als alles niederzureißen.«
    Rhys lachte. »Du gibst also auf - ohne jeden Versuch, Widerstand zu leisten. Ich hätte von dir mehr Kampfgeist erwartet.«
    Osborn schluckte die Beleidigung, ohne in Zorn zu geraten, und musterte Rhys langsam von Kopf bis Fuß. »Genieß deinen Sieg, Junge - genieß jede Stunde, denn lange wird er nicht andauern.« Er machte auf dem Absatz kehrt und ging auf die Treppe zum Verlies zu. Seine Wächter folgten ihm hastig.
    Rhys war wider Willen beeindruckt. Dieser englische Ritter wusste sein Schicksal mit Würde zu tragen, auch wenn er sich natürlich in der Beurteilung der Lage gründlich irrte. »Geh ins Büro«, befahl er Odo. Ach möchte Einsicht in die Bücher nehmen.« Der eingeschüchterte Haushofmeister gehorchte sofort doch Rhys starrte immer noch Osborns Rücken an.
    Der Hauptmann musste irgendetwas wissen, sonst wäre er nicht so gelassen. Aber was könnte das sein? Und warum schien er nicht einmal wegen Isolde sonderlich besorgt zu sein?
    Rhys drehte sich um und sah, dass sie vor dem Kamin auf und ab lief und ihm böse Blicke zuwarf. über dem Kamin hing ein großer Wandbehang - ein grimmiger Wolf, umgeben von Rosen. Dieses Ding musste sofort verschwinden! Als er sich Isolde näherte, packte sie einen Feuerhaken und hielt ihn wie eine Waffe in den Händen. Linus und Gandy blieben auf ihren Schemeln sitzen, und ausnahmsweise hielt sogar der vorlaute Zwerg den Mund - im Gegensatz zu Isolde.
    »Wie kann jemand nur andere Menschen ihres Heims, berauben und auf ein Schiff verfrachten?«, rief sie anklagend.
    »Und wie kann jemand das Land anderer Menschen stehlen?«, konterte Rhys.
    »Wenn das eine Anspielung auf meinen Vater sein soll - er hat niemandem etwas gestohlen! Er hat eine Festung und ein Dorf gebaut wo Waliser und Engländer seit vielen Jahren friedlich zusammenleben.«
    »Das alles brauchten wir nicht!« Er entriss ihr den Feuerhaken und schleuderte ihn quer durch die Halle. Ein Hund, der friedlich geschlafen hatte, sprang erschrocken auf und bellte laut. Eine Katze sprang fauchend auf einen Tisch, mit angelegten Ohren und gesträubtem Fell.
    Isolde fühlte sich genauso wie die Katze, als Rhys dicht vor ihr stand: verängstigt und doch bereit zu kämpfen.
    »Dieser Wandbehang«, sagte er und deutete darauf. »Reiß ihn runter und verbrenn ihn- Mach mir einen neuen Gobelin - mit einem Drachen im Mittelpunkt. Das ist das Wappentier von Wales«, fügte er ironisch hinzu, »falls du das nicht wissen solltest.«
    »Ich weiß genauso viel über Wales wie du! Vermutlich sogar noch mehr.«
    »Mehr?« Rhys lachte

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