Die Herrin von Rosecliffe
Zunge.
»Du verbannst alle Menschen, an denen mir etwas liegt. Welchen Grund sollte ich also haben, die Halle aufsuchen zu wollen?« Sie legte eisige Verachtung in jedes Wort. »Hier oben bleibt mir wenigstens der Anblick deiner Spießgesellen erspart von dir ganz zu. schweigen! Ich werde in meinem Gefängnis bleiben, deinen stinkenden Drachen malen und auf die Rückkehr meines Vaters warten. Dann werden wir ja sehen, wer letztlich siegt - Drache oder Wolf. Aber ich kann dir schon jetzt sagen, dass es nicht der Drache sein wird!«
Isolde wirbelte auf dem Absatz herum und riss die Tür auf, doch Rhys schlug sie wieder zu, bevor ihr die Flucht gelang. Dann zerrte er sie herum und presste sie grob gegen das raue Holz.
»Ja, ja, Isolde, wir werden sehen ... Besser gesagt - du wirst sehen... «
»Ich hasse dich!«
»Das ist mir klar aber empfindest du daneben nicht auch etwas anderes für mich?« Er senkte den Kopf. Sofort drohte rasendes Herzklopfen ihre Brust zu sprengen. Einer Panik nahe, drehte sie ihr Gesicht zur Seite, um seinen Lippen zu entgehen. Doch das half ihr nicht viel, denn sie spürte seine harten Oberschenkel und Hüften an den ihren, und sein muskulöser Brustkorb berührte ihre Brüste. »Sag mir die Wahrheit Isolde!« Sein heißer Atem streifte ihr Ohr. »Was fühlst du in diesem Augenblick?«
»Ich hasse dich«, wiederholte sie stur. »Du bist ein grässlicher Mensch, von Grund auf schlecht das weiß ich seit zehn Jahren, und du wirst dich niemals ändern.«
»Aber ich bin heute wesentlich klüger als vor zehn Jahren - und du bist kein Kind mehr. «
Er rückte noch näher an sie heran - bedrohlich nahe, denn obwohl sie sich fast zu Tode schämte, konnte sie nicht leugnen, dass ihr Körper auf Rhys genauso leidenschaftlich reagierte wie auf Reevius, den romantischen jungen Musikanten, der ihre Sinnlichkeit geweckt hatte. Isolde wusste genau, dass dieser Mann ihr schlimmster Feind war - doch ihr Körper, dem vergangene Nacht ungeahnte Genüsse beschert worden waren, schien das nicht begreifen zu wollen, widersetzte sich dem Geist der Vernunft predigte.
Isolde war immer stolz auf ihre Willenskraft gewesen, aber jetzt fühlte sie sich entsetzlich schwach und verwundbar ... Kein Wunder, dass die Priester immer vor der Fleischeslust warnten!
Noch gestern hätte sie jeden Eid geschworen, dagegen gefeit zu sein. Vielleicht wollte Gott sie für ihren Hochmut bestrafen ...
Der Teufel in Menschengestalt führte sie weiter in Versuchung, knabberte zart an ihren Ohrläppchen, presste seine heißen Lippen auf ihren Hals, auf ihre Schläfen, und als ihr Kopf an seine Brust sank, besiegelte er seinen Triumph mit einem Kuss auf ihre Haare.
»Vielleicht werde ich dich für immer hier einsperren«, murmelte er. »Wenn du außer mir keine Menschenseele siehst wenn nur ich dir etwas zu essen und trinken bringe und Gesellschaft leiste - wirst du dann endlich gestehen, dass du mich begehrst? Was glaubst du, Isolde?«
Angst schnürte ihr die Kehle zu. Wenn der Schuft wüsste, wie nahe sie schon jetzt daran war, endgültig zu kapitulieren und zuzugeben, dass ihr Körper sich nach seinen Liebkosungen sehnte, obwohl sie ihn verabscheute!
»Nein! Niemals! « Mit letzter Kraft stieß sie Rhys von sich. Fluchend ließ er sie los und versuchte auch nicht sie wieder einzufangen, als sie auf den Wehrgang flüchtete, mit beiden Händen -die Zinnen umklammerte und sich so weit vorbeugte, als wollte sie sich in die Tiefe stürzen. »Geh weg!«, schluchzte sie verzweifelt. »Geh weg! Lass mich endlich allein! «
»Isolde ... «
»Geh!«, kreischte sie hysterisch.
Er fluchte wieder, doch dann hörte sie, dass die Tür hinter ihm laut ins Schloss fiel.
Endlich konnte Isolde ihren Tränen freien Lauf lassen. Sie lehnte ihre Stirn an die kalten Steine, weinte und weinte, gepeinigt von bitteren Selbstvorwürfen. Was für eine elende Kreatur sie doch war! Wie konnte sie ihrem Körper nur erlauben, Seele und Geist dermaßen zu beherrschen?
Unten auf dem Hof, in der Nähe des Waschhauses, stand Tillo und blickte zum Turm empor, erfüllt von tiefem Mitleid mit dem jungen Mädchen. Das ist von jeher das Los der Frauen, dachte er. Männer nehmen sich rücksichtslos, was sie wollen, und lassen Frauen mit gebrochenen Herzen zurück! Doch Tillo hatte Rhys in dieser Hinsicht immer für eine rühmliche Ausnahme gehalten. Wie sehr man sich doch in Menschen täuschen konnte, selbst wenn man sie sehr lange kannte ...
Bei Einbruch
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