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Die Herrin von Sainte Claire

Die Herrin von Sainte Claire

Titel: Die Herrin von Sainte Claire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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Mathilde. »Ich liebe ihn ja so sehr! Ich wollte … Ich wollte, daß er das tun würde, was ein Mann mit einer Frau macht. Aber er wollte nicht!« jammerte sie. »Er sagte, wir müßten warten«
    »Na, wenigstens hat Garin einen Funken Verstand, wenn schon nicht du!« Garin stieg wieder etwas in ihrer Meinung. »Hast du überhaupt eine Ahnung, mit was du da gespielt hast?«
    »Wenn ich ein Kind bekommen hätte, dann müßte Rorik uns vermählen!«
    Alaine zog tief Luft durch die Nase. »Sei nicht dumm. Wenn du ein Kind bekommen hättest, könnte Rorik alle möglichen Dinge mit dir unternehmen, statt dich mit Garin zu vermählen! Und keines dieser Dinge wäre allzu angenehm ausgefallen!«
    Mathilde sank laut aufschluchzend aufs Stroh und machte keinerlei Anstalten, sich die Tränen fortzuwischen. »Du hast es versprochen!« jammerte sie. »Du hast versprochen, mit ihm über unsere Sache zu sprechen.«
    Alaine bekam ein schlechtes Gewissen. Sie hatte genug Sorgen gehabt. Mathildes Sorge hatte sie stets vor sich hergeschoben. Es stimmt, sie hatte es ihr versprochen. »Ich sagte dir schon, wir müssen auf den richtigen Zeitpunkt warten.«
    »Der Zeitpunkt ist jetzt!« schnüffelte Mathilde laut. »Ich werde alt und unfruchtbar, ehe du dich entschließt, mir zu helfen!«
    »Ach, Mathilde!« erwiderte Alaine leicht ungeduldig. »Du weißt, daß ich helfen will. Aber wenn ich Rorik frage, und er sagt nein, dann ist alle Hoffnung dahin. Ich will nur abwarten, bis er in der richtigen Stimmung ist.«
    »Wenn er nein sagt, bringe ich mich um!« erklärte sie hitzig und warf Alaine ihren gekonntesten Märtyrerblick zu. Doch eine triefende Nase und verquollene Augen beeinträchtigten die Wirkung.
    Alaine lachte laut heraus. »Nein, das wirst du nicht, du Gänschen.« Ihr Zorn war ebensoschnell verfolgen, wie er gekommen war. »Komm schon. Wir müssen in deine Kammer schleichen, damit niemand dein Gesicht und diese Kleider sieht. Du siehst aus, als hättest du dich mit deinem Liebsten im Heuboden getroffen, meine liebe Schwester.«
    Seufzend folgte Alaine Mathilde die Leiter hinunter. Als hätte sie nicht schon genug Schwierigkeiten, ihren eigenen Ehemann für sich zu erobern! Jetzt mußte sie wohl auch noch einen Mann für Mathilde gewinnen.

23
    Es war ein sonniger, warmer Morgen, da beschloß Alaine schließlich, die Zeit wäre nun reif für ein kleines Wunder. Nachts zuvor war Rorik von einer Exkursion heimgekehrt, um eine unbedeutende Rebellion in Ste. Sauvear, einer der reichsten Lehen unter seiner Herrschaft, mit Erfolg zu unterdrücken. Sir Corwin war ihm seit seiner Rückkehr nach Brix ein Dorn im Auge gewesen. Endlich hatte er einen Grund gefunden, diesen Unruhestifter durch einen ihm und William treu ergebenen Mann zu ersetzen. Er bot Sihtric das reiche Lehen an, der nun, zu seiner Überraschung, diese Ehre – mit Williams Zustimmung – auch tatsächlich annahm. Stets hatte Sihtric Angebote von Ländereien und Burgen weit von sich gewiesen, um nicht seinen freiheitsliebenden Geist an Steinmauern zu binden. Nun schien dem Nordmann die Bindung an einen Ort gar kein so schreckliches Schicksal mehr zu sein. Rorik ließ sich ja nun auch nieder, murmelte er verlegen grinsend, dann wäre er wohl am besten in seiner Nähe, ihn zu schützen. Dieser Entschluß machte Rorik hocherfreut. Als nun Drache zum Morgenmahl hinunter in den Saal kam, sah er so recht zufrieden mit sich und der Welt aus. Alaine beschloß, jetzt war die beste Zeit, Mathildes Zukunft zu entscheiden.
    Ihr Vorschlag, sich diesen Tag Zeit für einen Ausritt auf den Strand zu nehmen, schien ihm sehr zu behagen. Sie befahl dem Koch, ein herzhaftes Mahl aus Wildpasteten, Obst, Käse, Bier und einer Portion von Roriks Lieblingskuchen zusammenzupacken. Sie waren schon ein gutes Stück des Wegs vorangekommen, als die Dorfkirche zur neunten Morgenstunde läutete.
    In einer geschützten Stelle am Strand hielten sie für ihr Mahl an. Es war Ebbe. In einiger Entfernung vom Ufer, peitschte und schäumte die Brandung über eine Sandbank hinweg, doch das Wasser, das an den Strand spülte, war ruhig und warm und beinahe vollkommen vom wilden Meeresgewässer abgeschnitten. Es glitzerte und funkelte im hellen Sonnenlicht – eine unwiderstehliche Einladung an einem so warmen Tag.
    Vorsichtig hob Rorik Alaine von ihrer Stute herunter, da bemerkte sie ein fröhliches Zwinkern in seinen Augen. »Dieser Strand bietet eine Gelegenheit für ein erfrischendes Bad, Mylady, doch mit

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