Die Herrin von Sainte Claire
geleistet, die Fische zu entrüsten«, gluckste er. »Hier.« Er zog sie auf und streifte den nassen Stoff über ihren Kopf. »Entledigen wir uns dieser Sache.«
Sie errötete und wandte sich ab, doch sein fester Griff hielt sie zurück.
»Versteckt Euch nicht vor mir, Alaine. Wie könnt Ihr nur solch jungfräuliche Scham an den Tag legen, nach all der Zeit, wo ich Euch mein Eigen nenne?«
»Es ist keine Scham, Mylord«, lachte sie. »Nur daß ich …« Sie deutete verschämt auf ihre nicht mehr so schlanke Gestalt.
Er drückte sie hinunter auf den Sand und betrachtete sie unverwandt und ohne jegliche Zurückhaltung. »Ihr seid wunderschön«, sagte er schließlich. »Jeder kleinste Teil an Euch ist wunderschön.« Er legte seine Hand auf ihren leicht gewölbten Bauch. »Besonders hier, wo mein Kind schläft. Ich necke Euch, weil Ihr so darauf eingeht.«
Mit einem leicht verlegenen Lachen kehrte sie sich ab. »Ich bezweifle, ob es schläft. Nicht nach Eurem Besuch.«
Rorik lachte unverschämt auf. »Ich statte ihm gleich einen weiteren Besuch ab, wenn Ihr mich nicht mit einer guten Mahlzeit ablenkt, meine Gemahlin.«
Die Wildpastete, der Käse, das Obst und der Apfelkuchen verschwanden in genüßlicher Hast. Während Alaine die Reste in ihre Satteltaschen zusammenpackte, lehnte Rorik sein Haupt schläfrig gegen die Felsenklippen und sah seine Frau mit einem wissenden Blick an.
»Nun, meine Gemahlin«, hub er an, »sagt, weshalb habt Ihr mich hier hinausgelockt und verführt.«
Alaine setzte sich neben ihn und sah ihn mit Unschuldsmiene an. »Ich habe Euch verführt?«
»In der Tat, das habt Ihr.«
»Ihr ward es, der darauf bestanden hat, nackt im Wasser herumzuhüpfen.«
Er grinste. »Und Ihr seid prompt hinterher gerannt mit diesem lächerlichen Hemd, das jede Linie Eures Körpers abzeichnet. Ihr wußtet, diesen herrlichen Beinen und dieser weißen Haut könnte ich nicht widerstehen.«
Sie hatte es nicht gewußt, doch war sie froh, daß er nicht hatte widerstehen können. Gewiß hatte sie es nie vorgehabt, das Gemüt ihres Mannes durch solch heimtückische, weibliche List zu besänftigen, doch könnten ihre Reize ihr tatsächlich zum Vorteil gereichen.
»Was wollt Ihr denn, meine Gemahlin? Ehefrau und Hure, wenn eine Frau sanft und anschmiegsam wird, dann hat dies immer einen Preis.«
»Nun, Rorik«, räumte Alaine ein. »Es ist wahr, ich habe eine Bitte an Euch und wollte allein mit Euch sein, um für meinen Fall zu plädieren.«
Sie holte tief Atem. Diplomatie war noch nie ihre Stärke gewesen, außerdem verfügte sie nicht über das Talent, ein schwieriges Thema vorsichtig anzugehen. Also nahm sie es unvermittelt in Angriff und hoffte auf das Beste. »Meine Stiefschwester Mathilde …« begann sie.
»Ja?«
Am besten, sie sagte es geradeheraus. Die Neuigkeiten würden auch nicht dadurch gemildert, wenn sie darum wie eine Katze um den heißen Brei schlich. »Sie ist in Garin verliebt. Und er erwidert ihre Gefühle. Sie haben mich gebeten, ein Wort für sie einzulegen, Rorik, in der Hoffnung, daß Ihr ihnen die Heiratserlaubnis gewährt.«
Rorik sah sie erstaunt an. »Garin und Mathilde?«
»Sie lieben sich schon lange. Noch vor dem Tod meines Vaters, glaube ich.«
»Hatte Euer Vater die Absicht, sie zu vermählen?« Seine Stimme klang argwöhnisch.
Alaine hätte dies gerne bejaht, doch erinnerte sie sich an den unerbittlichen Mann, der ihr Vater gewesen war, und wußte, daß er noch weniger Verständnis für das junge Paar als Rorik aufbringen würde. »Ich kannte seine Pläne nicht«, war ihr Zugeständnis.
»Ich hatte Sir Guillaume für Mathilde vorgesehen«, erklärte Rorik knapp.
»Sir Guillaume?« Alaine lachte ungläubig. »Guillaume ist alt und ein langweiliger, mürrischer Mann. Sie würden nicht zueinander passen, Mylord. Ihr würdet beiden keinen Gefallen tun.«
Rorik brummte. »Sir Guillaume ist ein wackerer Ritter und ein treuer Gefolgsmann. Er mag das Mädchen von Herzen gern und würde sie gut behandeln. Ich besitze einen Bergfried in der Nähe von Falaise, die einen guten Burgvogt dringend nötig hätte. Ich hatte vor, ihn dorthin zu schicken, wenn er einmal vermählt wäre, mit Williams Erlaubnis. Ich dachte sogar daran, ihm einen Lehen zu geben. Das hieße in dem Fall, er müßte einen Erben zeugen.«
»Hmm!« schnaufte Alaine empört. »Ihr Männer denkt doch nur daran, einen Nachkommen für Euren kostbaren Familiennamen zu zeugen. Ihr verschwendet keinen Gedanken an die
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