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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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und Zeeky wirbelte herum. Sie fand sich einem dünnen alten Mann mit grauem, schütterem Haar und zerlumpter Kleidung gegenüber. Neben ihm ausgebreitet auf dem Stroh lag ein großer grauer Umhang, in dem sich ein Langbogen befand, ein Köcher mit Pfeilen und ein Langmesser in einer Lederscheide. Der alte Mann lächelte, und sie sah, dass ihm zwei Zähne am Unterkiefer fehlten.
    »Wie ich sehe, Kind, hast du ein Schwein mitgebracht. Gute Idee. Allerdings kaum mehr als ein Zwerg. Aber für uns beide …«

    Zeeky kniff die Augen zusammen und sagte in dem strengsten Tonfall, den sie zustande bringen konnte: »Ferkelchen ist nicht zum Essen gedacht. Er ist mein Freund.«
    »Oh.« Der Mann zuckte mit den Schultern. »Wie auch immer. Es ist ohnehin nicht viel Fleisch an ihm dran. Dann bleiben also wohl nur die Kartoffeln.« Er streckte ihr eine große entgegen. »Willst du eine?«
    »Danke«, sagte Zeeky und nahm die Kartoffel. »Wie heißt du? Ich heiße Zeeky.«
    »Zeeky? Ich hab noch nie jemanden mit diesem Namen getroffen.«
    »Nun, jetzt schon.«
    »Du hast was Freches an dir, Kind. Das gefällt mir.«
    »Wie heißt du?«
    »Wenn du das wüsstest, müsste ich dich töten«, sagte der Mann.
    »Wieso? Gehörst du zu den Bösen?«
    »Könnte sein«, antwortete er. »Ich habe diese Kartoffeln gestohlen.«
    »Ich habe letzte Nacht Obst gestohlen. Was zu essen zu stehlen ist nicht immer schlimm.«
    »Tatsächlich? Mir wurde was anderes beigebracht.«
    Zeeky zuckte mit den Schultern. »Dann müssen wir beide zu den Bösen gehören.«
    »Ah«, sagte er und nickte. »Wir sind also die Gebrüder Gesetzlos.«
    »Aber ich bin ein Mädchen.«
    »Na gut, dann sind wir die Geschwister Gesetzlos.«
    »Sagst du mir jetzt deinen Namen?«
    Der alte Mann wollte schon sprechen, hielt dann aber
inne. Er grinste und fragte: »Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?«
    »Sicher.«
    »Schön. Dann behalte das hier sehr gut.« Der Fremde beugte sich näher zu ihr. Sein Atem roch nach verfaulenden Zähnen, als er flüsterte: »Ich bin Bitterholz.«
    »Nein«, sagte Zeeky.
    »Nein?« Der alte Mann lehnte sich zurück. »Ich war mir so sicher, dass ich es bin.«
    Zeeky verdrehte die Augen. Sie hasste es, wenn Erwachsene sie so behandelten, als wüsste sie gar nichts. »Bitterholz ist dieser Held, ja? Er lebt in einer großen Burg und reitet auf seinem großen weißen Pferd und hat ein glänzendes Schwert und einen witzigen Hut mit Federn dran. Er kämpft gegen Drachen, die zu netten Menschen gemein sind.«
    »Oh«, sagte der Mann. Er kratzte sich am Kopf, blickte verwirrt drein. »Dann … bin ich nicht Bitterholz?«
    »Nein, Dummerchen.«
    »Oh«, sagte er. »Dann bin ich etwas im Nachteil. Ich muss meinen Namen vergessen haben. Wieso nennst du mich nicht einfach … He Du?«
    »He Du?«
    »He ist die Kurzform. Herr Du ist für die Momente, wenn du formell sein willst.«
    »In Ordnung, Du.«
    »Es muss Herr Du heißen«, sagte er.
    »Du bist albern«, sagte Zeeky. »Ich mag dich.«
    Herr Dus Lippen zogen sich zu einem halben Lächeln nach oben.

    »Danke«, sagte er. »Nicht viele Menschen mögen mich.«
    »Vielleicht würden die Leute dich für netter halten, wenn du nicht kleinen Menschen in Scheunen Angst einjagen würdest«, erwiderte sie.
    »Könnte sein«, sagte er. »Ich versuche normalerweise nicht, jemandem Angst einzujagen. Es passiert einfach.«
    »Vielleicht brauchst du jemanden, der dir helfen kann zu lernen, wie du anderen Leuten keine Angst einjagst.«
    »Zum Beispiel ein kleines Mädchen?«, fragte He Du. Dann erlosch das halbe Lächeln. Er nickte und sagte sanft: »Du könntest da was getroffen haben. Die Leute haben mich mehr gemocht, als ich noch ein kleines Mädchen hatte. Tatsächlich hatte ich zwei, vor langer Zeit.«
    »Ist etwas mit ihnen passiert?«
    Er sah auf das Stroh und murmelte: »Ja.« Dann holte er tief Luft. »Genug geredet. Wenn du willst, kannst du dich auf meinem Umhang ausstrecken. Ich schlafe dann auf einem der Strohballen. Wir müssen vor dem Morgengrauen weg sein, wenn wir nicht geschnappt werden wollen.«
    »In Ordnung.« Zeeky musste sich nicht lange überreden lassen. Sie streckte sich auf seinem Umhang aus, der warm war und nach Rauch roch, und in weniger als einer Minute war sie eingeschlafen, träumte von Drachenburgen und hörte den Hund nur wie aus weiter Ferne aufgeregt bellen.
     
    Jandra zog ihre Sandalen aus, um leichter nach oben steigen zu können. Das Fenster war dazu gedacht, dass ein

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