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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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Geräusche fliegen schneller als Pfeile. Gabriel wirbelte zu dem Twing herum und packte den Pfeil mit seinen knöchernen Fingern.
    »Oh, du bist es«, sagte Gabriel und zog sein flammendes Schwert aus der Scheide. »Ich wusste vom ersten Augenblick an, als ich dich gesehen habe, dass du ein undankbarer Gast sein würdest. Leg den Bogen hin, Mensch. Du hast mich nicht töten können, als ich dir den Rücken zuwandte. Jetzt, wo ich von deiner Anwesenheit weiß, hast du nicht die geringste Chance auf einen Sieg.«
    Bitterholz legte einen zweiten Pfeil an die Sehne und trat näher. »Ich habe gerade einen Gott getötet«, sagte er. »Ein Engel ist keine Herausforderung.«
    Gabriel spreizte die Beine etwas, so dass er in Kampfposition stand, und hielt sein Schwert mit beiden Händen.
    »Bant Bitterholz, du schuldest mir Dankbarkeit, keine Wut.
Ich habe deinem Sohn das Leben gerettet. Er ist jetzt ein geschätzter Diener der Göttin. Es wird ihm gewaltigen Kummer bereiten zu erfahren, dass du durch meine Hände gestorben bist. Um seinetwillen: Leg deinen Bogen nieder.«
    Bitterholz ging weiter und schloss die Lücke mehr und mehr. Zwanzig Fuß war er noch entfernt, doch das genügte, um die Hitze des flammenden Schwertes an seinen Wangen zu fühlen. Er wusste, wozu dieses Wesen fähig war. Er hatte erlebt, wie Hezekiah weit größere Verletzungen überlebt hatte als das, was er mit seinem Bogen bewirken konnte. Selbst in verletztem Zustand war der Maschinenmann zehnmal so stark wie er. Aber er wusste noch etwas, etwas, das dieser Engel nicht wusste – er hatte zugesehen, wie Vendevorex Hezekiah in der Freien Stadt außer Kraft gesetzt hatte. Er kannte die Schwachstelle dieses Wesens.
    Er ließ einen Pfeil von der Sehne schnellen, der die Lücke zwischen ihm und dem Engel in einer so kurzen Zeitspanne überbrückte, dass sie unmöglich zu messen war, und doch schwang der Engel sein Schwert rasch genug, um den Pfeil abzulenken. Dann hob er das flammende Schwert hoch über den Kopf und machte einen Satz. Bitterholz hatte damit gerechnet. Er raste mit voller Kraft vorwärts und sorgte dafür, dass er tief unter Gabriels Waffe geriet und mit seinem ganzen Gewicht gegen den Rumpf des Engels prallte.
    Wie bei Hezekiah genügte es nicht. Sich gegen Gabriel zu werfen war in etwa so, als würde er sich gegen eine Steinmauer schleudern. Er fand festen Boden unter den Füßen und erhob sich – noch immer in der Umarmung des Engels –, bis er schließlich auf Höhe von Gabriels stählernem Schädel war und ihn anstarrte. In den strahlenden Zähnen des Engels sah er seine eigenen Augen. Gabriel schlang seine Arme in aller Ruhe um Bitterholz und umarmte ihn dann heftig. Bitterholz
versuchte, an den Rücken des Maschinenmannes zu gelangen, und tastete sich das mechanische Rückgrat hoch bis zum Halsansatz. Gabriels Schwert war so nahe an seinem Gesicht, dass er verbrannte Haare roch, und seine Rippen mussten jede Sekunde brechen. Der Todesgriff des Engels machte es ihm unmöglich, noch irgendwie Luft zu bekommen.
    Bitterholz fand die kleine glatte Kugel am Schädelansatz des Engels, packte sie mit einer Hand und riss daran, während Punkte vor seinen Augen tanzten. Plötzlich ließ Gabriel das Schwert fallen. Seine Arme gaben zwar nicht nach, aber der Druck wurde auch nicht stärker.
    Bitterholz atmete so weit aus wie möglich, um ein Nachlassen des Druckes zu erzeugen. Dann rutschte er am Brustkorb des Engels entlang nach unten und drehte schließlich die Schultern herum, um sich zu befreien. Mit einer glänzenden silbernen Murmel in der Hand taumelte er zurück. Vendevorex hatte diese Kugel als Homunkulus bezeichnet – die Seele der Maschine, die den künstlichen Mann bewegte. Gabriel rührte sich jetzt nicht mehr, abgesehen von den drei Drähten, die von seinem Rücken ausgingen und Bitterholz wie die Tentakel einer Qualle verfolgten. Bitterholz tauchte unter diesen Fühlern weg und griff nach Gabriels flammendem Schwert, das neben ihm auf dem Boden lag. Mit der Waffe in der Hand erhob er sich und durchtrennte die Drähte. Sie wuchsen augenblicklich nach.
    Bitterholz rannte die Tempelstufen hinunter. Er hatte keine Ahnung, welche Reichweite diese Drähte besaßen, aber sie konnten kaum unendlich lang sein. Nun, vielleicht doch. Vielleicht konnten sie den Homunkulus überallhin verfolgen und ihn ausfindig machen, wohin er auch ging. Bitterholz blieb stehen, als einige Schritt Abstand zwischen ihm und den Drähten bestand. Er legte

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