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Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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genau, wie sich die nächsten zehn Minuten entwickeln würden. In zehn Minuten würde sie Bitterholz durch das Unterraumtor nach Atlantis folgen. Dort allerdings endete ihr Wissen um die Zukunft. Was immer sie in Atlantis erwartete, konnten die Stimmen entweder nicht sehen oder wollten sie ihr nicht sagen.
    Jeremiah ging hinüber zu den Scheiben und nahm eine auf. »Du hast Recht. Zeeky ist mit besonderen Fähigkeiten geboren worden. Sie ist diejenige, die mit Tieren sprechen kann. Sie hat mal einem Bären ausgeredet, unsere Großmutter zu fressen.«
Er steckte sich die Scheibe auf den Rücken und verzog das Gesicht, als würde er gleich niesen. Was immer für ein mentales Signal er auch abschickte, es funktionierte. Silberflügel entfalteten sich von seinen Schultern und funkelten im Kerzenlicht.
    »Ich sollte zumindest Flügel haben«, sagte er, als seine Füße sich vom Boden lösten.
    Zeeky musste zugeben, dass die Flügel ihm gut standen.
    Bitterholz allerdings war nicht überzeugt. »Jeremiah, du bist vor den Langwyrmern weggelaufen, als sie dein Dorf überfallen haben. Du bist vor der Schlacht beim Stinktierloch weggelaufen. Wieso bist du jetzt so mutig?«
    Jeremiah sah Bitterholz ernst an. »Ich habe gehört, wie Blasphet beschrieben hat, wie sich das Sterben anfühlt. Es ist genau das, was ich noch vor fünfzehn Minuten empfunden habe, bevor er mich geheilt hat. So schrecklich sich der Tod auch anfühlt, er ist nicht so schlimm, wie wenn man Angst hat. Es ist Zeit, dass ich erwachsen werde.«
    Vance mischte sich ein. »In der Festung sind noch andere Rebellen, die genauso alt sind wie er.«
    Bitterholz spannte den Kiefer an. Zeeky legte eine Hand auf seine Faust. »Lass ihn mitgehen«, sagte sie.
    »Wird es ihm gut gehen?«
    »Ja«, sagte sie, obwohl sie nicht wusste, wie sein Schicksal in mehr als den nächsten Minuten aussehen würde. Aber zumindest in diesem kleinen Zeitfenster würde er nicht getötet werden, also war es nicht wirklich eine Lüge.
    Vance und Dorny nahmen sich ebenfalls ihre Flügel, und Anza holte zwei für sich und ihren Vater. Danach blieb nur noch eine Scheibe übrig.
    Mit einem aufgeregten Schnauben trabte Ferkelchen herbei und starrte Shay mit einem Blick an, der irgendwo zwischen Bitten und Fordern lag.

    Burke sah neugierig zu. »Könnte so etwas auch bei ihm funktionieren? «
    »Ich wüsste nicht wie«, sagte Shay. »Die Flügel werden durch Gedanken beherrscht.«
    »He!«, schnappte Zeeky. »Ferkelchen denkt! Er ist so klug wie du, nur auf andere Weise. Kannst du etwa durch Schnüffeln essbare Wurzeln finden? Er ist nicht einmal ein Jahr alt, und ich wette, er kann besser allein im Wald überleben als du. Sag mir nicht, dass er nicht denken kann.«
    Shay schien sich einigermaßen bloßgestellt zu fühlen. »Also schön. Ein Versuch kann nicht schaden.«
    Er steckte die Silberscheibe zwischen Ferkelchens Schulterblätter. Das Schwein drehte sich in einem Kreis, als wollte es versuchen, die Scheibe auf dem Rücken zu sehen, was sein dicker Hals allerdings nicht zuließ. Nach der dritten Umdrehung schloss er die Augen und verzog die Schnauze. Dann falteten sich die Flügel auseinander. Er hob vom Boden ab und blickte selbstgefällig um sich.
    Alle im Raum wussten, dass man hier so manches dazu hätte sagen können. Aber nicht einmal Hex, der nie Angst vor einem allzu offensichtlichen Witz hatte, traute sich, es auszusprechen.
     
    Burke schwebte in den Nachthimmel davon. Shay führte die Gruppe an und erklärte, wie man die Geschwindigkeit kontrollierte, manövrierte und in der Luft auf der Stelle schweben konnte. Burke fand die meisten Hinweise unnötig. Die Flügel reagierten auf Gedanken. Er war gut im Denken.
    Es war ein wundervolles Gefühl, frei von der Schwerkraft zu sein, kein Gewicht mehr auf dem erschöpften Bein zu haben und den Druck in den Achselhöhlen nicht mehr zu spüren. Es war beinahe ein Déjà-vu – als wäre er schon einmal geflogen. Es fühlte sich so natürlich an. So, wie er sonst sein fehlendes
Bein fühlen konnte, fühlte er jetzt etwas anderes: die Anwesenheit von Phantomflügeln, die von seinen Schultern ausgingen und seine neuen Metallgliedmaßen besetzten. Wie die meisten Leute hatte er Träume vom Fliegen gehabt. Was bedeuteten diese Träume? Wieso fühlte er sich im Himmel so zu Hause? War es eine Rückwirkung? Da seine Gedanken die Flügel steuerten, beeinflussten die Flügel dann auch irgendwie seinen Geist? Oder war hier etwas Geheimnisvolleres

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