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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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erste Mal gewesen, dass dieser Erfinder etwas richtig macht«, knurrte sein dicker Bruder, während sie zusahen, wie sich die beiden feindlichen Heere aufeinander zu bewegten. Die Kämpfer von Ansun hatten inzwischen fast das andere Ufer erreicht, die von Tirgaslan rannten im Laufschritt den Hügel hinab. Irgendwo am Rand der von Moos und Gras überwucherten Ruinen, die das andere Ufer säumten, würden sie einander begegnen. »Und wieder sollen unzählige Orks für die Dummheit der Menschen bezahlen.«
    »Korr« , stimmte Balbok grimmig zu. »Aber nicht dieses Mal.«
    »Nein, dieses Mal nicht. Also los.«
    Rammar wandte sich um und stampfte auf das große Gebilde zu, das sich zwischen den Bäumen der Lichtung erhob, nicht mehr schlaff und leer, wie noch vor zwei Tagen, sondern prall und mit heißer Luft gefüllt, die bereits gen Himmel drängte – nur noch die Seile, die an in den Boden geschlagene Pflöcken befestigt waren, hinderten das Ding am Aufsteigen.
    Obwohl Rammar der Gedanke, den sicheren Erdboden zu verlassen, noch immer nicht gefiel, musste er zugeben, dass dieses Luftschiff wesentlich Vertrauen erweckender war als sein Vorgänger. Nicht nur, dass die leuchtend rote Luftblase sehr viel größer war und von länglicher Form, sodass sie wie ein riesiger fliegender Fisch aussah; die aus Korbgeflecht bestehende Konstruktion, die unterhalb davon angebracht war, wirkte auch entschieden robuster und verfügte nicht nur über eine hüfthohe Reling, sondern auch über ein Windruder, das Dag am Heck der Plattform angebracht hatte und das die Steuerung des Luftschiffs erheblich vereinfachte. Dennoch ging Rammar mit einer Verwünschung an Bord, während Balbok anfing, die Haltetaue zu kappen.
    »Los, schneller!«, wies der dicke Ork seinen Bruder an, während sie vom Tal her Kampfgebrüll und das Donnern von Pferdehufen hörten. »Wenn wir nicht bald losfliegen, wird da draußen nicht mehr viel übrig sein!«
    Balbok gab sein Bestes. Im Laufschritt eilte er von einem Tau zum nächsten und ließ die Axt niederfahren, durchtrennte eins nach dem anderen – und endlich hob das Schiff vom Boden ab, nicht etwa langsam, sondern mit einem weiten Satz, so als hätte es nur darauf gewartet, endlich von seinen Fesseln befreit zu werden.
    »Rammar!«, rief Balbok verdutzt. »Warte auf mich!«
    »Wie denn, Dummbold?«, schrie Rammar von oben herab, dem in diesem Moment klar wurde, dass sie sich gar keine Gedanken darüber gemacht hatten, wie Balbok nach dem Kappen der Taue an Bord kommen sollte. Ein Fehler, zweifellos – aber natürlich nicht seiner …
    »Wie kann man nur so dämlich sein?«, schnauzte er hinab. »Sieh gefälligst zu, dass du deinen klapprigen Knochensack hier raufschwingst, oder du kannst was erleben!«
    »Aber Rammar«, wandte Balbok ein, der unten am Boden bereits beträchtlich kleiner geworden war. »Ich kann doch nicht fliegen!«
    »Und? Ich etwa?« Rammars Geschrei wurde kreischend. Der Gedanke, allein mit diesem verdammten Ding unterwegs zu sein, brachte ihn vor Angst fast um den Verstand. »Hilf mir gefälligst, umbal , oder ich schwöre dir, bei Kuruls Flamme, dass ich davonfliegen und nie mehr zurückkommen werde!«
    Das saß.
    Wie versteinert stand Balbok dort unten und starrte zu seinem Bruder hinauf, mit offenem Mund und ungläubig geweiteten Augen, deren leerer Blick verriet, dass sein Hirn die Arbeit vorübergehend ruhen ließ. Plötzlich tanzte etwas vor seinem Gesicht vorbei. Es war das lose Ende eines der Haltetaue – und einem jähen Instinkt gehorchend griff Balbok zu.
    Die Axt ließ er kurzerhand fallen, seine Klauen schlossen sich um das Tau, und auch seine Kiefer schlug er tief hinein – und im nächsten Moment wurde er von unwiderstehlicher Kraft nach oben gerissen.
    »Was machst du denn, umbal?«, schrie Rammar hinab. »Kannst du nicht ein Mal tun, was ich dir sage? Komm gefälligst hier rauf, statt dort unten rumzuhängen, wird’s bald?«
    Beflissen kletterte Balbok an dem Tau empor, nicht nur seine Klauen und Füße, sondern auch seine Zähne benutzend, während das Luftschiff vom Wind erfasst und nach Südosten getrieben wurde. Über die Wipfel der Bäume hinweg, die Balbok gefährlich nahe kamen, ging es dem Fluss entgegen, wo das Verhängnis seinen Lauf nahm.

10.
    KARIAL’S SOCHGASH
    »Haltet sie auf!«, rief Aryanwen, während sie mit vor Schreck geweiteten Augen auf die Krieger starrte, die von beiden Seiten heranstürmten. »Das darf nicht sein! Dazu darf es nicht

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