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Die Herzen aller Mädchen

Titel: Die Herzen aller Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Geier
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Blumentöpfe terrakottafarben waren und sonst nichts. Wo es Wein gab und Spaghetti, ungebrochene. Sie schloss die Augen. Sie saß und vergaß den Kaffee. Bis jemand fragte: »Darf ich?«
     
    Jaecklein. Er trug ein Essen auf einem Tablett. Salat und Kräuterbrot.
    »Natürlich«, sagte sie.
    »Essen Sie nichts?«, fragte er mit Blick auf ihre Tasse.
    »Nein«, sprach sie mit Blick auf seinen Teller.
    Er zögerte. Als Einziger essen, beobachtet werden, das war nicht gemütlich.
    »Ich bin schon fertig«, sagte Bettina verbindlich. »Aber vielleicht hole ich mir noch einen Kuchen.«
    Das beruhigte Jaecklein. »Hübsch hier«, sagte er anerkennend, setzte sich und packte sein Besteck aus.
    Bettina seufzte wehmütig. »Ja, früher waren die Raststätten viel trostloser.«
    »Eichenfurnier, Spiegeleier und Jägermeister«, antwortete Jaecklein.
    »Wer auch immer den getrunken hat.«
    »Und Rauch so dick wie in einer Oben-ohne-Bar.«
    Bettina verdrängte das plötzliche Verlangen nach Nikotin, weil sie eigentlich mit Jaecklein reden wollte. Doch einstweilen sah sie dem Kollegen vom BKA nur beim Essen zu. Er war ein Symmetriker. Wenn er ein Tomatenstück wegnahm, mussten die verbliebenen neu verteilt werden. Ebenso verfuhr er mit Eiern, Schinken und Oliven. Und die Salatblätter faltete Jaecklein gewissenhaft mit Messer und Gabel zu kleinen quadratischen Päckchen. Er schien ein ordentlicher Mann zu sein. Ein ordentlicher Polizist sowieso. Einer, der nicht wie Bettina nur an Oberflächen kratzte und damit ein Chaos nach dem anderen auslöste. Doch sein Ärger auf sie war offenbar verflogen. Vielleicht war der Tag einfach zu lang gewesen.
    »Kennen Sie eigentlich Georg Krampes Biografie?«, fragte Bettina schließlich und sah fasziniert zu, wie Jaecklein Käseröllchen auseinanderrollte, um sie anschließend akkurater wieder zusammenzulegen.
    »Nein. Hab ich nicht geschafft zu lesen.«
    »Ist ganz interessant«, sagte sie. »Er benutzt das Ovid-Zitat, das auf der Postkarte stand, wissen Sie?«
    Das war keine solche Bombe, wie Syra prophezeit hatte. Jaecklein rollte einfach weiter Käsestreifen aus und wieder ein und schob sich endlich einen davon in den Mund. »Ach was.«
    »Im Kapitel über seine Hochzeitsreise. Aufenthalt in Rom. Angeblich will er es auf dem Grab eines blonden Kindes namens Angelina gelesen haben.«
    »Hm. Dachte mir schon, dass es so was geben muss«, sagte der Kollege kauend.
    »Wieso?«
    Er schluckte. »Na, diesen esoterischen Spruch kann Anna Oberhuber nicht aus Dr. Ritters kostbarer Handschrift haben. Zumindest nicht direkt. Der Kodex war nie in ihrem Besitz. Das hab ich ihr sofort abgenommen.«
    »Sie haben mit ihr geredet?«, fragte Bettina, nun ihrerseits neugierig.
    »Ja.«
    »Hat sie etwa zugegeben, dass sie die Postkarte geschickt hat?«
    »Na ja, ihre Fingerabdrücke waren drauf.«
    Bettina lehnte sich auf der Bank zurück und bekam Lust auf einen frischen Kaffee. Diesmal würde sie ihn trinken.
    »Sie hat der Familie Krampe im Lauf ihres Lebens Hunderte solcher Karten geschickt«, setzte Jaecklein hinzu und hob ein Stück Schinken auf seine Gabel. » Mille saluti del Lido di Ostia. Und dann noch diesen verrückten Montes-Roman veröffentlicht. Mit freundlicher Erlaubnis von Elisabeth Krampe übrigens, das ist das Tollste an der Sache.« Er schüttelte den Kopf.
    »Oh.« Bettina grinste schwach. »Ich hab die Talkshow gesehen, dieses Hammertreffen von Krampe und Oberhuber. Echt! Unglaublich frech, diese Frau mit ihrem gechannelten Roman!«
    Der Kollege wies mit seiner schinkenbeladenen Gabel auf Bettina, doch ihr Grinsen erwiderte er nicht.
    »An Krampes Stelle«, fuhr sie fort, »hätte ich das nicht hingebracht mit dem coolen Dank für die Tantiemen. Ich hätte der Tussi einfach eine gewaffelt, ehrlich. – Noch dazu ist das Buch schlecht.«
    »Defwegen ift ef ja komif«, sagte Jaecklein kauend.
    »Was ist komisch?«
    Jaecklein schluckte. »Wissen Sie, was Elisabeth Krampe für die Leihgabe des Namens bekommt?«
    »Was denn?«
    »Nichts.«
    Bettina starrte ihn an. »Wie, nichts?«
    »Elisabeth Krampe hat die Erlaubnis zur Veröffentlichung sofort ohne Einschränkung erteilt und bekam tausend Euro vom Verlag als symbolische Anerkennung.«
    »Nein.«
    »Ja.«
    »Dann«, sagte Bettina, »stimmt auch mit ihr was nicht.«
    »Wenn man das nur wüsste«, sagte der Kollege. »Am Ende ist sie einfach bloß verdammt naiv.«
    Nein, dachte Bettina. »Hat sie vielleicht mit dem Tod von Frau Oberhubers

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