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Die Herzen aller Mädchen

Titel: Die Herzen aller Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Geier
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nicht auf eine spezielle Art ins Bett bringen. Man musste sie nur ins Bett bringen und Punkt. Dann schliefen sie auch. Denn die spezielle Art, das war sie selber: ihr Geruch, ihre Stimme und alles, was sie ausmachte. Die Kinder waren zufrieden damit, und sie selbst sollte es auch sein. Sie sollte das tun, was sie konnte: Nudeln auf italienische Art kochen und Fälle lösen. Also ging sie ins Wohnzimmer und legte ihr nach wie vor schweigendes Handy vor sich auf den Tisch. Sie versuchte, es per Hypnose zum Klingeln zu zwingen. Nach einer Weile packte sie Willenbachers Brief daneben. Dann die vielen Umlaufmappen zu ihrem Fall. Und schließlich ihr Laptop. Ganz zum Schluss machte sie eine Flasche Wein auf, schenkte sich ein Glas voll, stellte es dazu und betrachtete das Arrangement interessiert, als sei es ein Kunstwerk. Und nachdem sie den ersten Schluck getrunken hatte, schlief sie auf der Couch ein.
    Dreizehn
    Der Samstagmorgen platzte fast vor Sonnenschein. Vögel sangen und aus allen Fenstern strahlte das Licht in die enge Etagenwohnung. Man sah, dass dringend geputzt werden musste. Stattdessen packte Bettina ihre Kinder in den Taunus und machte einen Ausflug. Zur Mathildenhöhe. Nach Darmstadt.
    Nachdem sie ausgiebig platanengesäumte Wege abspaziert, »komische« Häuser betrachtet und Tee und Kuchen im Freien konsumiert hatten, machte Bettina sich mit Enno und Sammy auf die Suche nach dem Peter-Behrens-Weg. Das Haus mit der Nummer 17 war eine kleine alte Villa mit ein paar abenteuerlichen Fachwerkelementen, umgeben von einem Garten, der ebenso grünte wie die in der Nachbarschaft. Trotzdem sah er noch winterlich aus, während rundherum der Frühling mit aller Macht ausgebrochen war. Vielleicht lag es an dem matschigen schwarzen Laub, das hier noch den Rasen bedeckte, oder an den geschlossenen Fensterläden. Die Villa war ohnehin sehr dunkel, mit all den braun gestrichenen Balken und Geländern und Läden. Bettina wanderte dreimal am Zaun auf und ab. Ihre Kinder begannen zu murren. Schließlich rüttelte sie versuchsweise am Gartentor.
    »Was machen wir hier?«, fragte Enno und umarmte gelangweilt eine Straßenlaterne.
    Bettina rüttelte wieder und spähte über den Zaun nach dem Riegel. »Ich will nur sehen, wo Gregors Mama lebt«, sagte sie.
    »Wer ist Gregor?«, fragte Sammy.
    »Gregor ist mein Freund«, sagte Bettina, ohne zu zögern.
    Da tauchte über dem Zaun zum Nachbargarten, an der Stelle, wo zuvor nur der Stiel eines Gartengeräts zu sehen gewesen war, das runde Gesicht einer Frau auf. »Hallo!«, rief sie und musterte Bettina interessiert von oben bis unten. Dabei zwinkerte sie, als ob das Sehen für sie anstrengend sei. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Bettina war sicher, dass die Frau das mit dem Freund mitbekommen hatte. Sie lächelte versuchsweise. Die Frau blinzelte wohlwollend die kleine Sammy an.
    »Wir sind ganz zufällig vorbeigekommen«, sagte Bettina freundlich und sehr vage. »Wir wollten nur mal nachsehen –« Sie brach ab und lächelte breiter, dann trat sie näher und streckte der Frau über den Zaun ihre Hand hin. »Bettina. Ich bin, na ja –«
    »Sie sind die Frau, von der Elisabeth erzählt hat«, sagte die Frau mit einem neidvollen Blick auf Bettinas Haare. »Gregors Schwarm.« Sie ergriff die dargebotene Hand und drückte sie sehr fest. Dann beugte sie sich ein wenig vor. »Ute, die Nachbarin. – Ich wusste ja gar nicht, dass Sie Kinder haben. Das ist nett.«
    Und damit gehörten sie zur Familie.
     
    Ute hatte Schlüssel zu allem. Sie packte Sammy fest an der Hand (»Und wer bist eigentlich du, meine Süße?«), was der Süßen glücklicherweise gefiel. Dann machten sie eine Führung durch Elisabeth Krampes Garten. Ute entschuldigte sich mehrmals für »den Zustand«, schob mit ihren Füßen Laub beiseite und hätte sichtlich gern angefangen zu kehren und zu harken. »Aber man darf ja nichts anfassen«, sagte sie finster. »Diese dämlichen Polizisten mit ihren Bombenhunden, von wegen nichts anfassen, die haben ihre Viecher hier alles vollkacken lassen. Elisabeth wird die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn sie wiederkommt. Sie ist kein Freund von Hunden.«
    »Ihr Zustand ist schlecht«, sagte Bettina vorsichtig.
    »Ach was, die ist zäh. Unkraut vergeht nicht.« Ute grinste, tätschelte Sammys Bäckchen und beugte sich wieder zu Bettina. »Was diese Bullen alles wissen wollen!«
    Aus Utes Mund hörte sich das Wort »Bullen« drollig an. Doch Bettina war nicht hier, um sich

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