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Die Herzen aller Mädchen

Titel: Die Herzen aller Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Geier
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schloss grußlos. Darunter befand sich kaum sichtbar eine zweite, in einer weit reiferen und leichten Handschrift verfasst: Montag, 14 Uhr.
    Es folgte ein Absatz, dann eine Notiz in derselben Schrift: Montag. Sie sind nicht da … Muße, das Buch anzusehen. Begeistert und erstaunt. Phänomenales Werk. Haben Sie es absichtlich ausgesucht?Für mich …?
    Die rund geschriebene Antwort lautete: Keine Fortschritte. Bitte Geduld. Aufgabe ist nicht leicht. Welches Buch meinen Sie? Freitag 14 Uhr Neues.
    Am Freitag schien man sich getroffen zu haben, denn damit war der kurze Briefwechsel beendet. Zumindest auf dieser Seite.
    »Was ist das?«, fragte Bettina und blätterte weiter.
    »Da hat sich jemand Nachrichten geschrieben«, antwortete Krampe. »Ziemlich albern, aber daran sieht man, dass so ein Buch auch ein Gebrauchsgegenstand ist. Eigentlich handelt es sich um mutwillige Beschädigung, aber wir haben das Buch so bekommen. Irgendwie hat es sogar eine gewisse Poesie.«
    Ritter schnaubte.
    »Das ist aus neuerer Zeit«, sagte Bettina.
    »Ja.«
    »Wer hat das geschrieben?«
    »Jugendliche«, sagte Ritter abfällig.
    »Wir wissen es nicht«, sagte Krampe.
    »Aber das muss doch ein Hinweis auf die Herkunft des Buches sein!«
    »Welche Herkunft?« Ritters Stimme hatte einen drohenden Unterton angenommen.
    Krampe seufzte warnend.
    Bettina sah auf. »Nun, ein Hinweis auf den Vorbesitzer. Sie werden zugeben, dass eine anonyme Schenkung keine besonders solide –«
    »Dieses Buch befindet sich unter dem Schutz und im Besitz der Ritter-Sammlung«, unterbrach Ritter sie barsch. »Ich halte Ihnen Ihre Jugend zugute, Frau Boll, aber künftig sollten Sie Rücksprache mit Ihren Vorgesetzten halten, bevor Sie meine Integrität in Zweifel ziehen. Das ist ein persönlicher Rat von mir. Befolgen Sie ihn. Zu Ihrem eigenen Besten. Und nun seien Sie mein Gast und genießen Sie den Abend.« Er packte wieder ihren Arm. »Vergessen Sie diesen Schmutz.«
    Bettina sah den Millionär an, seine Frisur war lächerlich, sein Männergesicht bleich, zornig und seltsam kindlich. Und doch hatte er große Macht. Die Macht, ihr zu verbieten, sein Buch weiterzulesen. Also nahm sie sich zusammen, zog die Nase kraus, legte den Kopf schräg, lächelte charmant und sagte: »Aber ich wüsste doch so gern, wie es weitergeht.«
    Damit war sogar der ignorante Ritter für zwei Sekunden außer Gefecht gesetzt. Rasch beugte Bettina sich über den Rand neben dem neu aufgeschlagenen Psalm. Dort stand in der reifen, fliehenden Schrift: Habe ich zu viel versprochen? Ist es nicht großartig? Schön, dich gesehen zu haben. Denke die ganze Zeit an dich, während ich das Buch anschaue. Mach dir keine Sorgen wg. Abreise. Bleiben noch länger hier. Dann vielleicht bis Dienstag!
    Und darunter in derselben Schrift: Dienstag. Wieder allein mit dem Buch. Stelle mir vor, du wärst da. Habe mir alle Bilder angesehen. Deine Schuld. Da! Schritte! Bist du’s? Nein, nur der Dottore, der hier Wache schiebt. Ob er von dem Buch weiß? Wann kommst du? Freitag 14 Uhr? Hier? Oder wieder G.d. V.?«
    »Der Dottore, der hier Wache schiebt«, sagte Bettina laut. »Was bedeutet das?«
    Ritter machte eine abfällige Handbewegung. Krampe sah Bettina ironisch an, schüttelte den Kopf und sagte: »Leider kann ich dies Bleistiftgeschreibsel ohne Brille nicht lesen.«
    »Jemand schreibt von einem Dottore, der Wache schiebt. Und dann ist da eine Abkürzung. Der Schreiber will eine Verabredung. Wieder G. d. V.? – Was könnte das heißen?«
    »Jetzt ist es aber gut«, sagte Ritter unwirsch und legte beide Hände auf sein Buch. »Diesen Unsinn lassen wir bei der Restaurierung entfernen. Davon will ich nichts mehr hören. Die Frau Boll mag also keinen Zirkus. Zu heiter für eine Polizistin, will ich meinen. Dann nehmen wir doch …«, er blätterte, »… das.«
    Bettina rückte unwillkürlich nach rechts, Richtung Krampe. Das Bild kannte sie schon. Düsterer Hintergrund, tapferer Soldat. Krampe an ihrer Seite bewegte sich unruhig und berührte ihre Schulter.
    Dr. Ritter sah sie derweil prüfend an. »Hier passt der Text ausnahmsweise zum Bild. Ist ja meistens leider nicht so, was, Dr. Krampe? Die Gesetze der Bindung. Der gemeine Quaternio. Also, was sehen Sie, Frau Boll?«
    Bettina räusperte sich. Es war kein Versehen: Krampe hielt ihre Schulter umfasst. »Ich –«
    »Gleich draußen vereint«, sagte Krampe.
    »Bitte?«, sagte Bettina. Ritter schaute ungnädig.
    »Wieder G.d.V.«, sagte Krampe und

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