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Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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diesem Abend würde er zurückfliegen und zu ihr fahren. Er würde ihr sagen, alles sei vergeben und vergessen, und beteuern, wie sehr er sie liebte. Und dann würde die Welt wieder in Ordnung sein ...
    Angelas Blick folgte immer noch dem weißen Cadillac. Sogar im Profil wirkte ihr Gesicht verzweifelt. »Ich weiß, ich bin nicht mehr jung«, flüsterte sie. »Aber – finden Sie mich noch attraktiv?«
    Die Finger in seine Brust gekrallt, war er nicht mehr fähig, schmerzfrei zu atmen. Die Zeit lief ihm davon, und er spürte die Kälte, die ihn einhüllte, sah das Licht erlöschen. Da wusste er Bescheid – so schnell wie möglich musste er dieser Frau etwas zurückgeben, etwas Gutes und Wertvolles.
    Mit letzter Kraft würgte er die Worte hervor: »Immer – werden Sie – wunderschön sein, Angela.«
    Und im Schatten des Leichenwagens, der einen King barg, hauchte ein anderer King sein Leben aus.

20
    Kurz nach Mitternacht läutete das Telefon. Susannah war eben erst eingeschlafen. Stöhnend drehte sie sich auf die andere Seite und tastete automatisch nach Sam, bis ihr einfiel, dass er immer noch im Büro arbeitete. Diesem Beispiel müsste sie folgen. Doch sie war erschöpft gewesen und etwas früher als sonst nach Hause gegangen.
    Widerwillig nahm sie den Hörer ab. Warum konnten ihr Ehemann und ihre Partner sie nicht wenigstens eine Nacht in Ruhe lassen? »Hallo«, murmelte sie dumpf.
    »Susannah?«
    »Paige?« Sobald sie die halb erstickte Stimme ihrer Schwester hörte, war sie hellwach. »Ist was passiert?«
    »Daddy – er ...«
    »Daddy?« Alles in ihr erstarrte. Mühsam wappnete sie sich gegen etwas Grauenhaftes.
    »O Susannah, er ist – tot ... Ein Herzanfall ...«
    »Daddy – tot ...?« Die Worte glitten stockend über ihre Lippen, die Silben verzerrt, als würde sie unter Wasser sprechen.
    Schluchzend erzählte Paige, es sei in Memphis geschehen, und niemand würde wissen, was er dort getan habe. Susannah umklammerte die Bettdecke, lauschte benommen, und die Nacht umschloss sie wie eine winzige schwarze Zelle.
    Nachdem ihre Schwester das Telefonat beendet hatte, hielt sie immer noch den Hörer fest, wollte ihn nicht auf die
Gabel legen, die letzte schwache Verbindung mit einem Familienmitglied nicht zerreißen. O Daddy  ... Lautlos rief sie nach ihm. Tu mir das nicht an, Daddy. Ich bin dein Schätzchen, erinnerst du dich? Von jetzt an will ich brav sein. Das verspreche ich. Nie wieder werde ich dich ärgern ...
    Auf ihrer Brust hockte ein Monstrum. Ihr Märchenprinz hatte sie verlassen. Nie mehr würde sie eine Gelegenheit finden, seine Liebe zurückzuerobern. Sie begann zu weinen. Aus ihrer Seele rang sich ein qualvolles Schluchzen. Keine Zeit mehr, um die Verzeihung ihres Vaters zu erflehen ... Daddy – tot ...
     
    Als Sam die Tür des Apartments öffnete, hörte er die Laute – leise, animalische Laute. Von kalter Angst getrieben, stürmte er ins Schlafzimmer. Susannah kauerte in einer Ecke am anderen Ende des Raums, den Rücken an die Wand gepresst, die Finger in ihr Nachthemd gekrallt.
    »Um Himmels willen, Suzie!« Bestürzt rannte er zu ihr, kniete am Boden nieder und riss sie in die Arme. Der Ausdruck ihrer Augen ließ ihn frösteln. War jemand eingebrochen, um sie zu vergewaltigen? Voller Zorn und Furcht umfing er sie noch fester. »Alles ist gut, Baby, ich bin bei dir.«
    »Sam?« Die heisere, brüchige Stimme schien einer alten Frau zu gehören. »O Sam – Daddy ist tot.«
    Erleichtert seufzte er auf. Also war ihr nichts Schlimmes zugestoßen. Die Nachricht vom Tod ihres Vaters erschütterte ihn nicht sonderlich. Statt ihr geheuchelte Trostworte anzubieten – immerhin hatte er den Mann verabscheut -, begann er sie zu streicheln.
    Seltsam – zu spüren, wie hilflos sie sich an ihn klammerte, das schwache, gebrochene Schluchzen zu hören ... Diese Position am Boden war zu unbequem, und so hob er sie hoch und legte sie aufs Bett. Unter dem dünnen Nachthemd
war sie nackt. Während er sich neben ihr ausstreckte, fühlte er seine wachsende Erregung. O Gott, das würde sie nie verstehen, nicht einmal in tausend Jahren.
    Alles, was mit dem Tod zusammenhing, hasste er. Einmal hatte er einen Priester sagen hören, der Tod würde dem Leben einen Sinn verleihen. Das glaubte er nicht. Der Tod nahm dem Leben jede Bedeutung. Als zehnjähriger Junge, zum ersten Mal mit der Unausweichlichkeit des Sterbens konfrontiert, war er von eisigem, beklemmendem Entsetzen erfasst worden.

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