Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
ich denken kann. Das habe ich meinen Partnern nicht verraten, denn sie sollten keine Sekunde lang glauben, alte familiäre Kontakte würden Hoffman Enterprises auf magische Weise veranlassen, ihr Scheckbuch für SysVal zu öffnen.« Die Stirn nachdenklich gerunzelt, trat sie einen Schritt vor. »Wäre ich ein Mann – der Sohn meines Vaters statt seine Tochter -, würde mir diese alte Bekanntschaft zweifellos zum Vorteil gereichen. Aber als eine Frau – die Tochter meines Vaters – befinde ich mich eindeutig im Nachteil.« Sie lächelte Hoffman an. »Während ich aufwuchs, hast du mich nicht auf Bäume klettern oder Football spielen sehen, Onkel Leland. Du konntest nur beobachten, wie ich Papierpuppen ausschnitt und Teepartys gab. Jetzt steht eine erwachsene Frau vor dir, und zweifellos zauderst du, dein Geld jemandem anzuvertrauen, der einmal – was ich nur ungern gestehe – zu dir rannte und dich um Schutz vor einem besonders hässlichen Regenwurm anflehte.«
Rings um den Tisch lachten die Männer, und Mitch entspannte sich. Es war unmöglich, Hoffmans Miene zu deuten.
Eigentlich müsste ihm Susannahs humorvolle Einleitung gefallen. Mitchs Bewunderung für seine Geschäftspartnerin wuchs. In der Tat, sie war tüchtig. Und während er sie beobachtete, merkte er, wie sehr sie die Situation genoss.
»In der elektrotechnischen Branche stellen Frauen eine seltene Spezies dar«, fuhr sie fort. »Welch eine Ironie, nicht wahr? Denn es sind gerade die Frauen, die das Schicksal dafür bestimmt hat, den kleinen Computer eines Tages zu benutzen. Also halte ich es für einen Vorzug in dieser Industrie, eine Frau zu sein, weil ich das alles aus einem unvoreingenommenen Blickwinkel betrachte. Aber falls mein Geschlecht einen der Gentlemen stört, habe ich einen wunderbaren Trost zu bieten.« Sie wies mit ihrem Kopf auf Sam und Mitch, die am unteren Ende des Tisches saßen, und lächelte süffisant. »Meine Partner haben genug Testosteron intus, um Sie alle zu beruhigen.«
Da grinste sogar Hoffman.
Nachdem sie die Herzen gewonnen hatte, begann sie mit ihrer Präsentation. Sachlich, in knappen Worten erklärte sie den Geschäftsplan, an dem sie so lange gearbeitet hatten, bis die Marketing-Hochrechnungen und Fünfjahresziele aggressiv, aber glaubhaft klangen. Während sie sprach, verliehen ihre kultivierte Stimme und die ruhige Selbstsicherheit der exzentrischen kleinen Firma eine seriöse, traditionelle Aura – obwohl Sams Motorradstiefel auf der polierten Tischplatte lagen.
Schließlich beendete sie den Vortrag und kehrte zu ihrem Platz zurück. Wie Mitch feststellte, studierten die Männer die Papiere, die vor ihnen lagen, etwas aufmerksamer.
Langsam ließ Sam seine Füße auf den Boden fallen und stand auf. »Es gibt Gewinner und Verlierer«, murmelte er. »Da gibt’s Angeber, die hinter dem schnellen Dollar her sind, Schaumschläger und Klugscheißer.« Der Reihe nach
starrte er alle an. »Und dann gibt’s die Champions. Wissen Sie, was die von den Schwindlern unterscheidet?« Dramatisch reckte er eine Faust in die Luft. »Eine Mission. Das ist es – eine Mission .«
Die Show des Wanderpredigers, der sein Publikum zum ewigen Seelenheil jagte, war in vollem Gange. Zwanzig Minuten lang marschierte er durch den Konferenzraum, lockerte mit einer Hand seine Krawatte, streifte mit der anderen sein Sportjackett ab, griff in eine Tasche seiner Jeans, nur um die Finger wieder hervorzuziehen und durch sein Haar zu fahren. Mit einem spektakulären, brillanten Wortschwall voll seherischer Glut malte er das Bild einer glänzenden Zukunft, in deren Herz der Blaze-Mikrocomputer pochte.
Halleluja, Bruder Sam. Und Amen!
Als alles überstanden war, hätte Mitch am liebsten einen Freudenschrei ausgestoßen. Sein Instinkt war richtig gewesen, und er hatte sich gar nicht zu Wort melden müssen. Gemeinsam hatten Susannah und Sam genau das Image präsentiert, das ihm vorschwebte – grundsolide Kompetenz, gepaart mit wildem Fanatismus. Nur ein Narr vermochte den beiden zu widerstehen, und Leland Hoffman war kein Narr – wenn er sich auch einer sofortigen Zusage enthielt.
Obwohl es ein paar Tage dauern würde, bis er sich bei ihnen melden würde, wussten sie wenigstens, dass sie ihr Bestes gegeben hatten. An diesem Abend gingen sie ins Mom & Pop’s, um zu feiern. Unverzüglich stürzte sich Sam auf Victors, ein neues High-Tech-Target-Game, das sie alle – Yank ausgenommen – für das beste Videospiel aller Zeiten
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