Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
ich das alles nicht getan. Nur für mich selbst.«
»Was für ein verdammtes hochgestochenes Biest du bist – so selbstgefällig und selbstgerecht«, sagte Paige seelenruhig. Aber ihre Worte trafen Susannah wie Giftpfeile.
»Hör auf, Paige.« Mit bebenden Fingern umklammerte sie den Autoschlüssel. »Du benimmst dich wie ein Kind. Ich habe genug von diesem Unsinn.«
Aber Paige wollte nicht aufhören. Ungehemmt quoll das Giftdepot aus ihrer Seele an die Oberfläche. »Immer warst du perfekt. Immer in Ordnung. So viel besser als alle anderen Menschen.«
»Das reicht! Jahrelang habe ich versucht, eine vernünftige Beziehung mit dir einzugehen. Darum werde ich mich nicht mehr bemühen. Du bist verwöhnt und egoistisch. Und du interessierst dich für niemanden, nur für dich selbst.«
»Wie kannst du das behaupten?«, schrie Paige. »Gar nichts weißt du von mir. Du wolltest mich gar nicht verstehen. Dafür hattest du keine Zeit, weil du viel zu sehr damit beschäftigt warst, meinen Vater zu vereinnahmen.«
»Verschwinde!« Susannah warf ihr den Wagenschlüssel zu. »Nimm mein Auto und geh mir aus den Augen!« Abrupt kehrte sie ihrer Schwester den Rücken und eilte zur Tür am anderen Ende der Veranda.
Paige war noch nicht mit ihr fertig. Von jahrelang angestauten Selbstzweifeln getrieben, rannte sie ihr nach, um sie mit neuen Hasstiraden zu überschütten. Susannah ertrug es nicht länger. Sie öffnete die Tür.
»Ahnst du eigentlich, wie ich dich immer verabscheut habe?«, kreischte Paige und stürmte hinter ihr ins Haus. »Ich bin seine richtige Tochter! Nicht du. Leider konnte ich mit deinem Perfektionismus nicht mithalten. In meinem Leben gab es keinen einzigen Tag, an dem ich nicht wünschte, ich wäre nie geboren worden. Begreifst du das?«
Susannah durchquerte die hintere Eingangshalle und stieg die Treppe hinauf. Während sie ins Wohnzimmer lief, blieb Paige hartnäckig an ihrer Seite.
»Warum musstest du damals zu uns ziehen?«, stieß sie hervor. »Wieso musstest du so viel besser sein als ich?«
Entgeistert schnappte Susannah nach Luft, und dann stöhnte sie leise.
Auf der weißen Wildledercouch in der Mitte des Raums zerrte Mindy Bradshaw ihren Rock über die nackten Schenkel hinab, und Sam fummelte ungeschickt am Reißverschluss seiner Hose herum.
Immer noch stöhnend, spürte Susannah, wie sie die Hände ballte und wieder öffnete. Die Welt reduzierte sich auf die Szene, die vor ihr ablief, und der grässliche Jammerlaut stieg unablässig aus ihrer Kehle. Dann begannen sich Lippen zu bewegen, ein Wort zu formen, das blechern klang – wie eine computerisierte Roboterstimme.
»Verzeihung«, sagte sie.
Was für eine idiotische, groteske Entschuldigung ... Blindlings taumelte sie aus dem Zimmer. Weil die Wände an ihr vorbeiglitten, wusste sie, dass sich ihre Beine bewegten. Sie wankte zu einer anderen Ebene hinauf, dann zu einer weiteren, vorbei am massiven Kaminsims aus rostfreiem Stahl. Alle paar Schritte rang sich das grausige Stöhnen aus ihrem Hals. Sie versuchte es zu unterdrücken, biss die Zähne zusammen. Doch es ließ sich nicht bekämpfen.
Jemand berührte ihren Ellbogen. Sekundenlang dachte sie, es wäre Sam, und versuchte, ihn abzuschütteln. Da wurde ihr Arm etwas fester umklammert, und ihr Blick streifte Paige, die ihr gefolgt war.
An ihre Schwester zu denken – das fiel ihr leichter, als das abstoßende Grauen zu registrieren, das sie soeben gesehen hatte. Beinahe erschien ihr der geringere Schmerz von
Paiges Hass wie ein sicherer Hafen, verglichen mit Sams abscheulichem Betrug.
Mühsam rang sie nach Luft. Sam und Mindy. Sam hatte Sex mit Mindy. Ihr Mann. Der Mann, den sie so lange – völlig verblendet – geliebt hatte ...
Irgendwann nahm sie ihre Umgebung wahr. Sie stand in der Küche. Aus ihrem Hals strömten stechende Qualen hinab, schienen ihr Herz zu erdrücken und ihre Brüste mit bitterer Milch zu füllen.
»Verschwinden wir von hier«, schlug Paige zögernd vor.
»Geh weg«, würgte Susannah hervor, bevor ein Schluchzen ihre Stimme erstickte.
Paiges eiskalte Finger krallten sich in ihren Arm. Energisch lenkten sie Susannah von dem verzweifelten Bedürfnis ab, Luft zu holen. »Komm, ich bringe dich irgendwohin.«
Mitleid? Von einem Menschen, der sie abgrundtief hasste? Das ertrug Susannah nicht. »Lass mich einfach nur allein, ich will dich nie wieder sehen.«
Da glitt Paiges Hand von Susannahs Arm – so schnell, als hätte sie sich verbrannt. In
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