Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
das wohl kaum einen Unterschied machen.«
Langsam ließ sie ihren Blick über seinen Körper wandern, dann konzentrierte sie sich auf den korrekten grauen Flanell zwischen seinen Beinen. »Mit verheirateten Männer tu ich’s nicht.«
Zu ihrer Verblüffung lachte er, ein abgehackter Laut, der
wie ein scharfes Gebell klang. »Aber ich wette, Sie tun’s mit allen anderen, nicht wahr?«
Seine Belustigung schürte ihren Zorn. Wie konnte er es wagen, sich über sie lustig zu machen? Niemand durfte das. Niemand ... Aber bevor ihr ein passender, bissiger Konter einfiel, berührte er ihr Kinn mit einem Zeigefinger und sagte leise: »Immer mit der Ruhe, Schätzchen, das Leben ist schön.«
»Mitch?« Als er sich zu der Frau wandte, die hinter ihm stehen blieb, nahm sein markantes Gesicht so weiche, liebevolle Züge an, dass Paige ganz übel wurde. Auch sie drehte sich um. All die alten Emotionen stiegen wieder in ihr hoch und weckten bittere Reue. Hätte sie sich bloß nicht von ihrer Einsamkeit beeinflussen lassen ... Dann wäre sie nicht hierher gekommen.
Seit Daddys Tod hatte sie Susannah nur selten gesehen – nicht oft genug, um sich an die Veränderungen zu gewöhnen, die mit ihr vorgegangen waren. Jetzt reichte ihr Haar, früher schulterlang, nur bis zum Kinn, und ihre Haltung wirkte entspannter. Sie sah flott und lässig aus. Von der spießigen »guten Fee« war nichts mehr übrig. An ihren Ohren baumelten massive goldene Ringe, zu einer schicken beigen Hose trug sie eine pflaumenfarbene Bluse, ein Kettengürtel betonte die Taille. Aber sobald sie Paige sah, erschien in ihren Augen derselbe Ausdruck wie eh und je – nervös, vorsichtig, übertrieben verständnisvoll.
»Paige! Niemand hat mir gesagt, dass du da bist! Oh, ich freue mich ja so, dass du kommen konntest! Hast du meinen Partner Mitchell Blaine schon kennen gelernt?«
»Ja«, antwortete Mitch.
Paiges Lippen kräuselten sich zu einem katzenhaften Lächeln. »Soeben habe ich ihm vorgeschlagen, mit mir zu schlafen. Das lehnt er ab. Ist er schwul?«
Sofort verkniff sich Susannahs Miene, genau wie früher,
wenn sich ihre Schwester und ihr Vater im selben Raum aufhielten. »Bitte, Paige ...«
»Nein, ich bin nicht schwul«, erklärte Mitch, »nur wählerisch.« Seine Lippen streiften Susannahs Wange. Dann legte er einen Arm um ihre Schultern, drückte sie kurz an sich und schlenderte davon.
»Es wäre mir lieber gewesen, du hättest dich besser benommen«, seufzte Susannah. »Immerhin ist Mitch ein guter Freund. Wahrscheinlich der beste, den ich jemals hatte.«
»Wenn ich deine Freunde nicht beleidigen darf, hättest du mir diese poplige kleine Einladung nicht schicken dürfen.«
»Nun, du hast sie doch angenommen, oder?«
Paige nahm einem männlichen Gast, der gerade vorbeiging, ein Glas Wein aus der Hand. Zur Belohnung schenkte sie ihm ein sexy Lächeln. Wieder zu ihrer Schwester gewandt, spottete sie: »Noch nie im Leben habe ich so viele Spinner auf einem Fleck gesehen.«
»Talentierte Spinner. Heute Abend sind einige der brillantesten Typen aus dem ganzen Valley bei uns versammelt.«
»Und du passt anscheinend genau dazu.«
Susannah lächelte – die geduldige, heilige Susannah. »Offensichtlich hast du dich nicht verändert, Paige. Immer noch hartgesotten und unerbittlich.«
»Darauf kannst du wetten, Schwesterchen.«
»Eigentlich wollte ich dich mit Sam bekannt machen. Aber ich glaube, er ist schon gegangen.«
Sechs Jahre lang hatte Paige eine Begegnung mit Sam Gamble vermieden, und dabei wollte sie’s auch jetzt belassen. Außerdem hatte sie ihn bei ihrer Ankunft beobachtet. Er war gerade aus der SysVal-Halle gegangen, umringt von kriecherischen Bewunderern, so wie Cal beim FBT-Empfang. Wenn Gamble auch vorgegeben hatte, die Aufmerksamkeit seiner Fans gar nicht wahrzunehmen – sie durchschaute
ihn. Männer wie ihr Schwager wussten stets genau, was sie taten. Und deshalb langweilten sie Paige. »Als ich hereinkam, habe ich ihn gesehen.«
»Er ist etwas ganz Besonderes«, sagte Susannah. »Schwierig, aber einzigartig.«
In der Nähe begann jemand schallend zu lachen, aus dem Lautsprecher tönte die »Brady Bunch«-Titelmelodie. Hastig leerte Paige ihr Weinglas. »Tut mir Leid, Susannah, ich kann nicht länger bleiben. Jetzt muss ich nach Falcon Hill fahren und all das Geld zählen, das Daddy mir vererbt hat.«
Susannah zuckte nur unwesentlich zusammen. »Lass dich zuerst herumführen.«
»Nimm’s mir nicht übel«,
Weitere Kostenlose Bücher