Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
waren mit noppigen Stoffen in neutralen Farben bezogen, aufgehellt von Kissen mit bunten geometrischen Mustern. An den mit Stuck verzierten Wänden hingen große Gemälde, die tropische Blumen zeigten, und Tische mit geschwungenen schmiedeeisernen Beinen waren zwanglos im ganzen Zimmer verteilt. Aber diesmal stellte sich das Wohlgefühl, das Susannah stets in diesem Ambiente empfunden hatte, nicht ein.
Mitch stellte ihre Reisetasche auf eine Couch. »Gib mir eine Minute Zeit, ich will nur rasch duschen, dann reden wir. In der Küche steht eine Kanne mit frischem Kaffee.«
Ehe er davoneilen konnte, hielt sie ihn zurück. »Hättest du mir bloß in Griechenland von Sams Plänen erzählt.« So vorwurfsvoll hatte sie ihn nicht anfahren wollen. Doch die mysteriöse Anspannung zwischen ihnen schien nach wie vor zu bestehen, und das zerrte an ihren Nerven.
»Du hattest genug Gelegenheiten, um Fragen zu stellen«, entgegnete er. »Soviel ich mich entsinne, kam keine einzige über deine Lippen.«
»Treib kein Spiel mit mir, Mitch, von dir erwarte ich etwas Besseres.«
Er nahm ein wattiertes Sweatshirt von einem Tisch und begann seine verschwitzte Brust damit abzureiben. »Ist das ein offizieller Tadel, Madame Präsidentin?«
Vor einem Monat hätte sie nicht geglaubt, er würde sie jemals einschüchtern. Und jetzt wirkte er so bedrohlich, dass sie sich gezwungen sah, die Stellung zu behaupten. »Fass es einfach so auf, wie du’s willst.« Ungeduldig streifte er das Sweatshirt über seinen Kopf. »Ich tat mein Bestes, um dich zur Heimkehr zu bewegen, Susannah. Aber du hast dich geweigert, und ich wollte dich nicht zwingen. Jetzt steht uns
ein harter Kampf bevor, den deine persönlichen Probleme noch komplizieren. Falls du Yank und mich nicht hundertprozentig unterstützt hättest, wollte ich dich aus dem Weg haben.«
Wieso führte er sich auf, als wäre sie ein Hindernis? »Du hattest kein Recht, meine Entscheidungen zu treffen«, fauchte sie. »Was ist los mit dir, Mitch? Wann hast du dich in einen Feind verwandelt?«
Da milderten sich seine harten Züge ein wenig. »Ich bin nicht dein Feind, und ich möchte dir auch nicht zu nahe treten. Für morgen Nachmittag um drei hat Sam eine informelle Aufsichtsratssitzung einberufen. Vermutlich will er den Mitgliedern die Daumenschrauben anziehen.«
»Vergiss es!«, stieß sie erbost hervor. »Soll er doch so viele Sitzungen anberaumen, wie er will! An dieser Show werden seine Partner nicht teilnehmen. Jedenfalls werde ich niemanden vom Aufsichtsrat treffen – formell oder inoffiziell -, bevor ich ein paar Tage Zeit gefunden habe, um Fragen zu stellen. Ohne uns wird nicht viel bei Sams Besprechung herauskommen.«
»Früher oder später müssen wir dem Vorstand gegenübertreten.«
»Das weiß ich. Trotzdem bin erst einmal ich am Ball. Sieh zu, dass du morgen Nachmittag um drei unerreichbar bist. Ich werde mit Yank reden.«
Eine Zeit lang schien Mitch über ihren Vorschlag nachzudenken. Etwas zu lange ... »Okay, zwei Wochen gebe ich dir, Susannah. Mehr nicht. Niemand soll glauben, wir würden davonlaufen. Das könnte uns genauso empfindlich schaden wie Sams Machenschaften.«
Dass er an ihrer Einschätzung der Situation zu zweifeln schien, missfiel ihr gründlich. Wenigstens wirkte er jetzt etwas zugänglicher. Was war mit ihnen beiden geschehen? In all den Jahren hatte sie Mitchs Freundschaft für selbstverständlich
gehalten, und sie gerade jetzt zu verlieren, wo sie so verletzlich war – das würde sie nicht ertragen. Der Adrenalinstoß, der sie hierher getrieben hatte, begann nachzulassen. Müde sank sie auf die Couch.
Als er ihre Erschöpfung bemerkte, brachte er ihr eine Tasse Kaffee. Dankbar nippte sie daran, und er erklärte, er habe das SysVal-Stadthaus für sie reserviert, in dem die Vertreter der Firma zu übernachten pflegten. Dort sollte sie wohnen, bis ihre Zukunft geregelt wäre. Außerdem hatte er ihr Auto vom Flughafen geholt und in seiner Garage abgestellt. Seine Fürsorge munterte sie ein wenig auf.
Eine Dreiviertelstunde später stieg sie im SysVal-Haus die Treppe zum ersten Stock hinauf. Sie kroch ins frisch gemachte Bett und fiel in einen unruhigen, von Albträumen belasteten Schlaf. Gegen Mittag erwachte sie und rief daheim an, um sicherzugehen, dass sie Sam nicht begegnen würde. Da niemand den Hörer abnahm, zog sie sich an und fuhr hinüber.
Halb und halb erwartete sie, die Schlösser wären ausgewechselt worden. Aber ihr Schlüssel
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