Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
»Schlagen Sie mir eine entsprechende Vereinbarung vor?«
»Warum nicht? Die Verzweiflung liebt Gesellschaft.«
»So weit habe ich noch nicht vorausgedacht.«
»Vielleicht sollten Sie das tun.«
»Da könnten Sie Recht haben. Obwohl ...«
»Sind Sie einverstanden?«
Einige Sekunden lang dachte er über die Frage nach, dann nickte er.
Verwirrt über dieses geheimnisvolle Gespräch, runzelte Susannah die Stirn. Aber der Lautsprecher unterbrach ihre Spekulationen und forderte die Passagiere ein letztes Mal auf, an Bord der Maschine nach Heathrow zu gehen.
Keine der Schwestern schien zu wissen, was sie sagen sollte. »Danke ...« Susannah lächelte befangen. »Vielen Dank für alles.«
Lässig zuckte Paige die Achseln. »Irgendwas war ich dir schuldig.«
Yank begann umherzuschlendern. Hastig packte Susannah seinen Arm und dirigierte ihn zum Flugsteig. Kurz bevor sie die Sperre passierten, winkte sie ihrer Schwester noch einmal zu.
Reglos stand Paige inmitten einer geschäftigen Touristengruppe und sah Susannah und Yank Yankowski davongehen. Als die beiden aus ihrem Blickfeld verschwanden, stieg ein tiefer Schmerz in ihr auf wie eine dunkle Welle an ihrem Privatstrand. Soeben entfernte sich etwas sehr Wichtiges aus ihrem Leben. Und sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wie sie es zurückgewinnen sollte.
Auf dem Flug von Athen nach Heathrow berichtete Yank, was er über Sams plötzlichen Entschluss wusste, die Firma zu verkaufen. Die Einzelheiten erläuterte er Susannah in seiner üblichen systematischen, etwas umständlichen Art, legte die Fakten dar, die er kannte, und weigerte sich, irgendetwas zu erwähnen, über das er sich nicht völlig sicher war.
Sam wollte SysVal an Databeck Industries verscherbeln, ein internationales Konglomerat. Schon vor einem Jahr hatte Databeck ein Angebot vorgelegt. Damals war Sam in Hohngelächter ausgebrochen, obwohl ihn einige Aufsichtsratsmitglieder gedrängt hatten, die Offerte zu überdenken. So angestrengt sich Susannah auch den Kopf zerbrach, sie fand nur eine einzige Erklärung für Sams Sinneswandel – er wollte sich an ihr rächen, weil sie ihn verlassen hatte. Würde er die Firma, die ihm so viel bedeutete, tatsächlich opfern, nur um sie zu bestrafen? Allein schon bei diesem Gedanken fror sie bis auf die Knochen. Wieso hatte sie sich die ganze Zeit eingebildet, einen Mann gut zu kennen – obwohl sie im Grunde nichts über ihn wusste?
In Heathrow mussten sie einige Stunden auf die Maschine nach San Francisco warten. Als sie endlich an Bord saßen, schlief Yank sofort ein. Aber Susannah fand keine Ruhe. Statt sich auf die Krise bei SysVal zu konzentrieren, sah sie in ihrer Fantasie, wie sie die Halle des Bürogebäudes durchquerte. Alle würden sie anstarren, und sie stellte sich die teilnahmsvollen Mienen vor, das Getuschel hinter ihrem Rücken. Weil sie diese Bilder nicht ertrug, zwang sie sich, die möglichen Konsequenzen von Sams plötzlichem Entschluss zu erwägen.
So sicher waren sie alle gewesen, ein solches Desaster könnte niemals geschehen. Jeder der vier Partner besaß fünfzehn Prozent der Firmenanteile. Gemeinsam kontrollierten sie sechzig Prozent, den anderen Aufsichtsratsmitgliedern gehörten die restlichen vierzig. Stets war ihnen dieses Arrangement hieb- und stichfest erschienen. Aber wenn Sam den Aufsichtsrat auf seine Seite zog, würden Susannah, Yank und Mitch den Verkauf der Firma nicht verhindern können.
Um sechs Uhr morgens landeten sie in Kalifornien. Obwohl es noch früh war, beschloss Susannah, Mitch zu besuchen, und bat Yank, er möge sie bei ihm absetzen. Mitch bewohnte ein schönes Anwesen im kalifornischen Ranch-Stil, das sich über mehrere Morgen Land in den Los Altos Hills erstreckte. Nur mit Joggingshorts bekleidet, öffnete er die Tür. Schweiß glänzte an seinen Armen und verdunkelte das rotblonde Brusthaar. Bei ihrem Anblick schien er sich zu wundern. Aber sein Gesichtsausdruck war so schwierig zu ergründen, dass sie nicht erkannte, ob er sich freute oder ärgerte. Unwillkürlich dachte sie an die sonderbare erotische Fantasie in jener Nacht auf Naxos, und sie konnte ihm nicht in die Augen schauen.
»Willkommen daheim«, grüßte er und trat beiseite, um sie einzulassen. »Gerade war ich joggen.« Er nahm ihr die
Reisetasche ab und führte sie ins Wohnzimmer. Normalerweise war das ihr Lieblingsraum in seinem Haus, ein fröhlicher Mischmasch aus amerikanischem Südwesten und französischer Riviera. Sessel und Couchen
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