Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
Vom Netzwerk:
Augenblick wohnte ihre Schwester mit einem Möchtegernrocksänger namens Conti Dove in einem schäbigen Einzimmerapartment.
    Ungeduldig strich Paige ihr Haar aus dem Gesicht. »Hast du’s niemals satt, die gute Fee zu spielen? Verpiss dich, okay?«
    Susannahs Miene verriet nicht, wie sehr sie die vulgären Wörter hasste, die da aus dem schönen Mund ihrer Schwester platzten. Andererseits dachte sie, wie aufregend es doch wäre, könnte sie nur ein einziges Mal mit jemandem so reden. Wie musste es sein, wenn man sich solche Freiheiten erlaubte – wenn das Leben wie die leere Leinwand eines Malers vor einem lag und ohne irgendwelche Forderungen auf kühne Pinselstriche wartete?
    »Immerhin ist er dein Vater«, gab sie zu bedenken. »Und ihr seid lange genug verkracht.«
    »Genau zweiundzwanzig Jahre.«
    »Das meine ich nicht, sondern den Zeitpunkt, zu dem du so überstürzt von zu Hause ausgezogen bist.«
    »Moment mal, ich bin keineswegs ausgezogen. Seine Hoheit hat mich rausgeschmissen. Nicht, dass ich deshalb unglücklich gewesen wäre! Also erspar dir deinen teilnahmsvollen Blick. Diesem Mausoleum zu entfliehen war das Beste, was mir passieren konnte!«
    Paige nahm eine Zigarette aus der Packung, die sie auf den Tisch geworfen hatte, und zündete sie mit einem billigen Plastikfeuerzeug an. Ostentativ schaute Susannah weg. Zigaretten hatten ihre Mutter umgebracht. Und sie ertrug es nicht, wenn sie ihre Schwester rauchen sah.
    »Schlag doch Wurzeln in Falcon Hill, wenn du’s unbedingt willst. Spiel die Queen in Daddy Kings Schloss, bediene ihn von vorn und hinten, gib Geburtstagspartys für ihn und lass dich ruhig mit der Scheiße bewerfen, die er so großzügig austeilt. Aber das ist nicht meine Welt.«
    Allerdings nicht, dachte Susannah. Innerhalb von achtzehn Monaten hatte Paige ihr College-Studium geschmissen und eine Abtreibung vornehmen lassen. Schließlich hatte Joel die Geduld verloren und ihr erklärt, sie sei daheim nicht mehr willkommen, bis sie sich wie ein verantwortungsbewusster erwachsener Mensch benehmen würde.
    Der Kellner servierte das Essen – Mahi-Mahi vom Grill für Susannah, einen Hamburger mit Pommes frites für Paige, die heißhungrig hineinbiss. Während sie kaute, weigerte sie sich, die Hollandaise auf dem Fisch zu betrachten und sich vorzustellen, wie köstlich das alles schmecken würde. Seit ihr der Vater die Tür gewiesen hatte, aß sie nichts Exotischeres als Anchovis-Pizza. Der soeben verschluckte Hamburgerbissen lag ihr schwer im Magen. Der rebellierte allerdings jedes Mal, wenn sie an ihr bisheriges Leben dachte. Wütend und verbittert war sie im Schatten einer perfekten älteren Schwester aufgewachsen – einer
Außenseiterin, die sie aus dem Herzen ihres Vaters verdrängt hatte. Damals war sie zu klein und unbedarft gewesen, um auf ihre angestammten Rechte zu pochen.
    Mit schmalen Augen beobachtete sie, wie anmutig Susannah ihre Gabel zum Mund führte. Allmählich glich ihre Schwester den Porträts aus dem neunzehnten Jahrhundert, die sie im Kunstunterricht studiert hatte, bevor sie aus dem College geflüchtet war – lauter dünne, saft- und kraftlose Frauen, die ihr Leben auf Chaiselongues verbrachten, nachdem sie Kinder mit blauen Lippen geboren hatten. Welch ein täuschendes Bild, sagte sich Paige grimmig. Denn Susannah verfügte offenbar über unerschöpfliche Energien, die sie hauptsächlich nutzte, um gute Werke zu vollbringen. Zum Beispiel wollte sie ihre jüngere Schwester vor der lasterhaften Rock-’n’-Roll-Szene und sexuellen Ausschweifungen retten.
    Nur mühsam widerstand Paige der Versuchung, über den Tisch hinwegzugreifen, das stets makellos frisierte kastanienrote Haar zu zerwühlen und das teuere Kostüm zu zerreißen. Wenn Susannah nur ein einziges Mal schreien oder fluchen würde, wäre sie zu ertragen. Aber sie verlor niemals die Beherrschung. Ununterbrochen ruhig und gelassen, Daddys ideale Tochter, drückte sie sich stets gewählt aus, beging keine Fehler, und jetzt krönte sie ihre Leistungen, indem sie genau den richtigen Mann heiraten würde – Mr. Calvin Theroux, diesen aufgeblasenen Lahmarsch.
    Sicher war sie noch Jungfrau. Daran zweifelte Paige keine Sekunde lang. Und das mit fünfundzwanzig Jahren! Welch ein Witz! Sie malte sich aus, wie die Braut und der Bräutigam in der Hochzeitsnacht unter die Bettdecke kriechen würden. Mit seinem salbungsvollen Lächeln würde Cal Theroux das Nachthemd seiner Angetrauten bis zu den Oberschenkeln

Weitere Kostenlose Bücher