Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
ermutigen. Sie erwähnte einige Organisationen, die seit mehreren Jahren großzügige Spenden von SysVal erhielten. Vielleicht lag es an ihrer Sorge wegen der bedrohlichen Entdeckung in der Garage – jedenfalls
hütete sie ihre Zunge nicht vorsichtig genug. »Keine Ahnung, ob du’s weißt, Paige. Aber seit Vaters Tod tut FBT verdammt wenig für das Gemeinwohl. In letzter Zeit ist es noch schlimmer geworden. Sobald Cal im Rampenlicht steht, wirft er großzügig mit seinem Geld um sich und sponsert Museen oder Symphonieorchester. Leider kümmert er sich kein bisschen um soziale Belange – zum Beispiel um die Hilfsprogramme der karitativen Einrichtungen für Drogensüchtige, Alkoholiker und Obdachlose. Wahrscheinlich will er sich die Hände nicht schmutzig machen.«
Paiges Miene verschloss sich. »Über Cal will ich nicht reden. Dieses Thema ist zwischen uns tabu, Susannah. Allzu viele Menschen gibt es nicht, die meine Loyalität verdienen. Aber Cal gehört dazu, weil er mir beistand, als ich niemand anderen hatte.«
Susannah stöhnte innerlich über sich selbst und ließ das Thema sofort fallen.
Im Haus angelangt, fand sie auf dem Anrufbeantworter eine Nachricht von Yank, der sie bat, um sieben Uhr abends wieder in die Garage zu kommen. Paige hatte sich zum Dinner mit einer Freundin verabredet, und Susannah erledigte ein paar häusliche Arbeiten, bevor sie zu Angela fuhr.
In der Garage brannten alle Lampen. Als sie eintrat, stand Yank nach wie vor an der Werkbank, das Hemd straff über den Rücken gespannt. Für einen kurzen Moment flogen die Jahre davon, und sie war wieder eine entlaufene Braut, die ein geistesabwesendes Genie bei der Arbeit beobachtete. Dann wandte er sich zu ihr, und die Illusion verschwand. Sie sah ein markantes Gesicht, charakterstark – und fast überirdisch sanft, einen Mann voll unerschütterlichem, zutiefst berechtigtem Selbstvertrauen.
»Bald werden die anderen ebenfalls eintreffen«, erklärte er leise.
Wie angewurzelt blieb sie stehen. »Welche anderen?«
»Wir sind Partner, Susannah. Also müssen wir das Problem gemeinsam lösen.«
Teils verärgert, teils schuldbewusst seufzte sie. »Ich habe dir einen ausdrücklichen Befehl erteilt. Den hast du missachtet.«
»Ja.«
»Ich habe dir gesagt, du sollst mit niemandem reden, bevor du mich informiert hast.«
»Das war eine falsche Anordnung, Susannah. Jeden Augenblick müsste Mitch da sein. Sam habe ich erst vor ein paar Minuten angerufen. Bis er auftaucht, wird’s eine Weile dauern. Deshalb werden wir genug Zeit finden, um alles zu besprechen.«
Vor dem Seitenfenster flammten die Scheinwerfer eines Autos auf. Kurz danach betrat Mitch die Garage. »Was ist los?«, fragte er ohne Umschweife.
»Leider haben wir ein Problem«, erwiderte Yank.
Mitchs Blick schweifte durch die Garage, über die Computer und die Werkbank hinweg und schließlich in Susannahs Richtung. Inbrünstig hoffte sie, er würde glauben, die Einladung wäre nicht Yanks, sondern ihre Idee gewesen.
Nachdem sich Yank geräuspert hatte, erklärte er: »Bevor der Blaze III auf den Markt kam, produzierten wir dreizehn Testmodelle, weil Sam den Computer mindestens vier Monate lang laufen lassen wollte.«
»Daran erinnere ich mich.« Mitch schien die Geräte zu zählen, die in der Garage verstreut standen. »Und die haben wie Champions funktioniert. Ein paar unserer Angestellten benutzten die Computer, einige Kunden. Und zwei wurden in Grundschulen aufgestellt.«
»Einen hatte Susannah in ihrem Büro«, fuhr Yank fort. »Aber der verschwand, während sie in Griechenland war. Als sie danach suchte, fand sie heraus, dass nicht nur ihrer fehlte.«
»Warum zum Teufel hast du mir das verschwiegen, Susannah?« , fragte Mitch.
»Da wir genug andere Probleme haben, dachte ich, es wäre nicht so wichtig.«
»Unsere Testmodelle verschwinden – und das hältst du für unwichtig?«
»So war’s nicht ...« Sie ärgerte sich, weil er sie in die Defensive drängte. In kühlem Ton schilderte sie die Ereignisse.
Nachdem sie Angelas Anruf erwähnt hatte, ergriff Yank wieder das Wort und beschrieb seine Entdeckung. Die entfernten Leiterplatten, die Explosion in Susannahs Computer. »Glücklicherweise konnte ich beobachten, wie dieses Gerät versagte. Wäre das nicht passiert, würde ich viel länger brauchen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Jedenfalls wusste ich sofort Bescheid – das Übel liegt in einem der ROM-Chips.«
ROM – »Read Only Memory« -war ein
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