Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
Luft.
Plötzlich hielt sie inne, denn sie fand, was sie gesucht hatte – einen bunten Aufkleber an einer Seite des Metallgehäuses. Darauf stand in grellen rosa Buchstaben BOSS LADY. Das hatte einer ihrer Assistenten zum Scherz auf das Gerät geklebt. Also war das ihr Blaze, den sie so vermisst hatte. Aufgeregt lief sie in den Friseursalon und rief Yank an. Seine Stimme klang zerstreut. Aber er war wenigstens wach. Zwei Mal wiederholte sie ihre Anweisungen und hoffte, er würde sie befolgen. Dann setzte sie sich in die stille Garage zu den Geistern ihrer Vergangenheit und wartete.
Yank traf erstaunlich schnell ein. Ohne Fragen zu stellen, stellte er vier Computer auf die Werkbank, darunter Susannahs alte Maschine, und schaltete sie ein. Bei zwei Geräten blieben die Bildschirme dunkel, die anderen – ihr Blaze eingeschlossen – reagierten normal.
Immer noch wortlos, kippte Yank eine der Maschinen, die nicht funktionierten, auf die Seite und schraubte das Gehäuse auf. Und dann begann er endlich zu reden. »Offenbar war jemand vor uns hier – die Mutterplatine fehlt.«
Susannah spähte in das Gehäuse. Tatsächlich – der gedruckte
Schaltkreis, der so viele Computerkomponenten enthalten hatte, war entfernt worden.
Nun stellte Yank die beiden noch funktionsfähigen Geräte in die alte Burn-in-Box und ließ sie laufen. Zu den restlichen Computern gewandt, die am Boden standen, schlug er vor: »Mal sehen, was wir hier haben. Wir müssen alle untersuchen. Einen nach dem anderen.«
Wie sich herausstellte, waren sechs Computer tot, während sieben nach wie vor funktionierten. In zwei der toten Geräte steckten zumindest noch die Leiterplatten. Yank nahm sie heraus und begann sie zu testen.
Nur mühsam zwang sich Susannah zur Ruhe. Sie setzte sich auf einen alten Metallhocker und beobachtete Yank. Obwohl ihr zahllose Fragen durch den Kopf gingen, wollte sie ihn nicht in seiner Konzentration stören. Bald schmerzte ihr Rücken. Sie stand auf, ging in den Pretty Please Salon und kochte Kaffee.
Zwei dampfende Tassen in der Hand, kehrte sie in die Garage zurück. Plötzlich fing einer der Computer, die in der Burn-in-Box eingeschaltet waren, gellend zu kreischen an. Indigniert trat sie näher und stellte fest, dass dieses schreckliche Geräusch aus ihrer alten Maschine kam. Es klang so, als würde das Diskettenlaufwerk hin und her schleudern. Aus einer Tasse schwappte heißer Kaffee und rann über Susannahs Handrücken, während der Lärm immer schriller tönte. Statt sich wie ein perfektes High-Tech-Wunderwerk zu benehmen, ratterte ihr schöner kleiner Blaze wie ein Oldtimer.
Abrupt verstummte er, der Bildschirm verdunkelte sich. Aus dem Gehäuse stieg eine dünne Rauchsäule.
»Interessant«, murmelte Yank mit typischer Untertreibung.
»Interessant? Mein Gott, Yank, was ist passiert?«
»Das Ding ist gestorben.«
An liebsten hätte sie ihn angeschrien und eine genauere
Erklärung verlangt. Doch sie wusste, das würde nichts nützen. Er hob ihren alten Computer aus der Burn-in-Box und trug ihn zur Werkbank.
Während er ihn zur Seite kippte, schlug er vor: »Warum gehst du nicht? Das wird eine Weile dauern.«
Nach kurzem Zögern entschied sie, dass sie durchdrehen würde, wenn sie hier blieb und ihm zuschaute. Nur der Himmel mochte wissen, wann er endlich etwas sagen würde. Sobald er wusste, was mit ihrem Blaze nicht stimmte, würde er sie informieren. Bis dahin konnte ihm nicht einmal die Androhung schlimmster Folterqualen eine brauchbare Information entlocken.
»Okay.« Susannah ergriff ihre Handtasche. »Mach allein weiter, Yank. Wenn du weißt, was los ist, melde dich bei mir. Nicht bei Sam. Sprich auch nicht mit Mitch.« Weil sie auch Mitch ausschloss, meldete sich ihr Gewissen. Doch sie brauchte erst einmal Zeit, um die Fakten zu überdenken, bevor sie ihn einweihte.
Forschend schaute Yank in ihr Gesicht, gab aber keinen Kommentar zu ihren Instruktionen ab.
An diesem Nachmittag hatte sie einen Termin bei ihrem Anwalt, mit dem sie ihre Scheidung besprach. Paige begleitete sie. Danach gingen sie einkaufen. Obwohl Susannah die Gesellschaft ihrer Schwester genoss, kehrten ihre Gedanken immer wieder zur Gamble-Garage zurück, und sie erinnerte sich an alle Einzelheiten, die sie registriert hatte.
Nur ein einziges Mal wurde die angenehme Atmosphäre des gemeinsamen Nachmittags gestört. Auf der Rückfahrt zu dem Haus am Berghang wollte Susannah ihre Schwester zu einem wohltätigen Engagement
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