Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
spezieller Mikrochip mit Instruktionen, die es dem Computer ermöglichten, spezifische Aufgaben automatisch zu erledigen.
Aufmerksam hörte Susannah zu, als Yank die Einzelheiten erläuterte. Mitch stellte gezielte Fragen, und sie rekonstruierte in Gedanken den Prozess, einen ROM-Chip herzustellen. Zuerst entschieden die SysVal-Ingenieure, welche besonderen Jobs der Chip übernehmen sollte. Dann listeten sie diese Instruktionen in der Computersprache auf. Die Liste wurde in eine ROM-Chip-Fabrik geschickt, die den Chip produzierte. Seit Jahren arbeitete SysVal mit einem Betrieb namens Dayle-Wells in Oakland zusammen, einem tüchtigen, verlässlichen Unternehmen.
»Wir hatten schon früher mit fehlerhaften Chips zu tun«, betonte Mitch, endlich zufrieden mit Yanks Erläuterungen. »So etwas nehmen wir nicht auf die leichte Schulter. Aber dadurch wird diese Geheimnistuerei nicht gerechtfertigt.«
Genau das hatte Susannah ebenfalls gedacht. Der winzige
ROM-Mikrochip steckte in einem rechteckigen, etwa zweieinhalb Zentimeter langen Gehäuse, das sie wegen der spitzen Beinchen an der Unterseite stets an eine Raupe erinnert hatte. Und diese Beinchen passten in mikroskopisch kleine Slots auf der Platine. Es war relativ einfach, einen fehlerhaften Chip herauszuziehen und durch einen intakten zu ersetzen.
Nun wandte sich Mitch wieder an Susannah. »Vermutlich ist Sam dafür verantwortlich. Glaubst du, es hat mit seinem überstürzten Entschluss zu tun, SysVal zu verkaufen?«
»Keine Ahnung, wie das alles zusammenhängt ... Doch es dürfte wohl kaum ein Zufall sein.«
Mitch zeigte auf die Computer. »Wozu die ganze Heimlichtuerei? Nur weil ein paar Chips versagen, müssen nicht alle fehlerhaft sein. Gewiss, ein Problem – aber nicht unlösbar.«
»Vergiss nicht, wir befassen uns mit einem ROM-Chip, der Software enthält«, mahnte Yank. »Und die Möglichkeit, die mich so erschreckt ...«
Was immer Yank sagen wollte – das Wort wurde ihm abrupt abgeschnitten, weil Sam zur Tür hereinstürmte. Ein wildes Funkeln in den Augen, erweckte er den Anschein, er würde jeden Moment die Selbstkontrolle verlieren. »Bin ich nur zufällig der Letzte, der hier ankommt? Oder wurde ich zu einem anderen Zeitpunkt eingeladen als meine Partner?«
Mitchs Züge verhärteten sich. »Sei froh, dass du überhaupt eingeladen wurdest.«
Nun wandte sich Sam zu Susannah. Beinahe glaubte sie, er würde sie schlagen. Das schien auch Mitch zu befürchten, denn er trat einen Schritt vor.
»Daran bist du schuld, Susannah!«, schrie Sam. »Dauernd spionierst du da und dort herum, ohne die geringste Ahnung, was du eigentlich tust. Immer wieder stellst du
meine Aktionen in Frage, bildest dir ein, du wüsstest alles besser.«
»Jetzt reicht’s«, unterbrach ihn Mitch. »Erspar uns diese Scheiße, erzähl einfach, was hier vorgeht.«
Sam musterte die leeren Kartons, die verstreuten Computer. In seinem Hals spannten sich die Sehnen an, und er zog die Brauen so fest zusammen, dass sie einer einzigen Linie glichen. »Wärt ihr bloß auf meiner Seite gewesen! Hättet ihr mir doch vertraut! Ich wollte die Verantwortung auf mich nehmen. Warum habt ihr mich daran gehindert, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen?«
»Weil das nicht deine Firma ist«, entgegnete Susannah.
»Deine auch nicht!« Erbost warf er die Arme hoch. »Bald wird sie ohnehin in Rauch aufgehen.«
»Ein Chip-Fehler ist wohl kaum das Ende der Welt.«
»Ach, nein? Und wie viele Blaze III haben wir verkauft, seit die Maschine auf dem Markt ist?«
»Fast zweihunderttausend. Aber nur weil in den Testmodellen ein Fehler war, heißt das doch noch lange nicht, der ROM-Chip müsste in jedem unserer Blazes III versagen.«
»Noch ein Irrtum«, höhnte Sam.
»Wieso weißt du das?«, fragte sie entsetzt. »Du kannst unmöglich ...«
»Alle sind fehlerhaft. Nach tausend Benutzerstunden wird jeder Blaze III, den wir versandt haben, zusammenkrachen. Der Statistik zufolge müsste das in etwa einem Jahr passieren – bei den Geräten, die in Büros verwendet werden, schon früher. Bei den Heimcomputern dauert’s wohl etwas länger.«
»In einem Jahr!« Susannah hielt den Atem an, und Mitch fluchte leise. Sie wollte Sam widersprechen, doch das konnte sie nicht. Niemals würde er eine so grausige Prophezeiung aussprechen, wenn er seiner Sache nicht völlig sicher wäre.
Verzweifelt versuchte sie, die Fakten logisch einzuordnen. Ein paar Mal hatten sie schon Rückrufaktionen starten
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