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Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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sie an. Nicht nur seine Untreue stieß sie ab – sie würde seine Berührung absolut nicht mehr ertragen. »Deine Mutter sorgt sich um dich – so wie wir alle.«
    »O ja, natürlich!«, murmelte er wie ein missmutiger kleiner Junge.
    Nun verlor sie den letzten Rest des Respekts, den sie ihm trotz allem noch gezollt hatte. Mit seinem kindischen Verhalten, seinen Seitensprüngen und seinem Selbstmitleid hatte er sich kläglich herabgewürdigt. »Willst du bis zum Ende deiner Tage schmollen, nur weil du deinen Willen nicht durchgesetzt hast?«
    Eine Zeit lang blieb er unbeweglich liegen. Dann stieg er langsam aus dem Bett. Das schwache Licht, das zwischen den Lamellen der Jalousien ins Zimmer drang, warf einen blauschwarzen Schatten auf sein unrasiertes Kinn, sein Haar war zerzaust. Kraftlos hingen die Arme herab. Als er auf sie zuging, spürte sie seinen Zorn und ermahnte sich, ihn nicht zu unterschätzen.
    »Ohne mich bist du doch gar nichts«, höhnte er.
    »Wenn du wüsstest, wie satt ich’s habe, deine feindseligen Angriffe zu parieren ...«
    Seine Nasenflügel bebten. In den dunklen Augen schienen Eiskörner zu glitzern. »Ein Nichts bist du, hörst du? Als ich dich kennen lernte, warst du eine verklemmte feine Dame. Und das bist du immer noch. Aber jetzt spielt die verklemmte feine Dame eine berufstätige Frau.«
    Die Beschuldigung schmerzte. Aber es stimmt nicht, sagte sie sich. Daran glaub ich nicht. Doch sie fühlte sich unsicher genug, um unter diesen Worten zu leiden.
    »Ah, Madame Präsidentin!«, spottete er. »Klar, du bildest dir ein, du hättest weiß Gott was für SysVal getan. Welch ein Witz! Die Firma hat immer mir gehört. Wie verdammt lächerlich du an jenem Abend warst, das konnte ich kaum fassen. Dieses verdammte Gerede über unsere ›Mission‹, unser ›Abenteuer‹! Als hättest du das alles erfunden. Beinahe wäre mir schlecht geworden!«
    Nur sekundenlang empfand sie das Bedürfnis, sich zu verteidigen. Dann merkte sie, dass sie es gar nicht wollte, weil er sich so erbärmlich wie ein verwöhntes Kind benahm. »Ich bin nur hierher gekommen, um nachzusehen, ob du okay bist, Sam. Jetzt weiß ich Bescheid – du wälzt dich lediglich in deinem Selbstmitleid. Also werde ich gehen.«
    Als sie sich abwenden wollte, packte er ihren Arm. »Eine Chance gebe ich dir noch – wenn du zu mir zurückkehren möchtest.«
    »Um ein neues Abenteuer zu suchen?«, fragte sie verächtlich.
    »Ja, ein neues, ein besseres. Sobald sich herumsprach, dass ich bei SysVal gekündigt hatte, wollten alle Investoren in diesem Land ein Stück von meinem Kuchen haben. Nun stehen sie Schlange und flehen mich an, ihr Geld zu nehmen. Ich bin der grandiose Goldjunge, Baby, das gottverdammte Wunderkind des Kapitalismus!«
    Obwohl die Tirade nach reiner Angeberei klang, wusste sie, dass er die Wahrheit sagte. An diesem Morgen hatte einer der Investoren sogar in ihrem Büro angerufen, in der Hoffnung, Sam aufzuspüren. Sie schüttelte seine Hand ab. »Was ein richtiges Abenteuer ist, ahnst du nicht einmal. Irgendwas nur anzufangen, das ist kindisch. Wenn sich ein Abenteuer lohnen soll, muss man zu Ende bringen, was man begonnen hat. Aber wenn’s hart auf hart geht, kneifst du, Sam. Das gilt sowohl für unsere Ehe als auch für deinen Job.«
    Für einen kurzen Moment dachte sie, er würde sie schlagen. Aber sie verzog keine Miene. Dass er zu Gewaltakten neigte, wusste sie nur zu gut. Und vor solchen Männern durfte man keine Angst zeigen. Sie hatte gelernt.
    »Raus mit dir!«, fauchte er geringschätzig. »Verschwinde und versuch herauszufinden, wie das Leben wirklich ist. Vielleicht werde ich dich dann wieder bei mir aufnehmen.«
    Fast eine volle Minute lang schaute sie ihn schweigend an. Und dann sagte sie leise: »Nein, ich komme nicht zurück. Nie mehr.«
    Ohne ein weiteres Wort verließ sie das Haus. Als sie in die kühle, nach Eukalyptus duftende Abendluft trat, verspürte sie keine Trauer – nur maßlose Erleichterung. Was immer sie für Sam empfunden hatte – das Gefühl, ihn heiß zu lieben und dringend zu brauchen -, war endgültig erloschen.
    Nie wieder würde sie sich in kleine Jungs verlieben.

30
    Hal Lundeen, der SysVal-Sicherheitschef, gehörte zu den wenigen über vierzig Jahre alten Angestellten. Früher Polizist in Oakland City, war er ein überzeugter Pessimist. Ganz egal, wie schlimm eine Situation sein mochte – nach seiner Ansicht konnte sie nur noch furchtbarer werden. Das bewies die Jagd

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