Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
dahin entgangen war. Yank hatte gelernt, Geduld zu üben. Nicht nur im Labor, sondern auch im Bett neigte er zu absoluter Perfektion. Er genoss es, Hypothesen aufzustellen und zu testen. Wenn er zum Beispiel seine Zunge da benutzte – und seine Hand dort ...
Er war ein technisches Genie, wenn er mit kleinen, heiklen Teilen arbeitete. Ohne Zaudern unterwarf Paige alle ihre kleinen Teile einer gründlichen Inspektion, überwältigt von seinen kunstvollen, aufreizenden Zärtlichkeiten.
Hätte sie sich jemals träumen lassen, dass er ihre Lustschreie mit seinem Mund ersticken müsste? Wer hätte gedacht, dass dieser zerstreute Wissenschaftler ihr die Befriedigung schenken würde, die sie jahrelang vergeblich ersehnt hatte?
Als er ihren Körper schließlich mit seinem bedeckte, waren seine Augen verschleiert, und er rang ebenso wie sie nach Atem. Kaum fähig zu klaren Gedanken, erkannte sie nur vage, wie viel ihn seine Geduld kostete, und dafür liebte sie ihn umso mehr.
Sogar in dem Moment, in dem er in sie eindrang, ging er äußerst behutsam vor. Er war ihr Ehemann, ihr Liebhaber, aber vor allem ein guter Techniker. Und gute Techniker zwangen niemals irgendetwas zur Vereinigung, das nicht vollkommen zusammenpasste.
»Okay?«, murmelte er.
»O ja – ja ...«, hauchte sie.
»Meine Frau, meine Liebste ...«
Als er mit ihr verschmolz, schrie sie vor Freude und Entzücken, und er nahm den Schrei in seinem Mund auf. Gemeinsam bewegten sie sich, in vollendeter Harmonie strebten sie der höchsten Erfüllung entgegen.
Im Morgengrauen hielten sie sich zufrieden umschlungen.
»Warum hast du mir vorgegaukelt, es wäre in Ordnung, wenn ich mit Mitch schlafe?«, wisperte Paige.
»Ich wusste, er würde es nicht tun.«
»Doch, natürlich ...«, begann sie indigniert zu protestieren. Und dann lächelte sie. »Nein, eher nicht.« Ihre Finger spielten mit seinem Brusthaar. »Die ganze Zeit dachte ich, du liebst Susannah.«
»Ja, ich liebe sie.« Yank streichelte ihre Wange. »So wie du sie liebst.« Dass es nicht von Anfang an so gewesen war, brauchte Paige nicht zu erfahren. Früher hatte er Susannah heiß begehrt, weil sie sich so sehr von allen Frauen unterschied, die er kannte. »Ihr Glück ist mir wichtig«, fügte er hinzu. »Deshalb musste ich Sam klar machen, er könnte sie niemals zurückerobern. Aber ihre körperliche Anziehungskraft ...«
»Nun?«, drängte sie, als er verstummte. »Sag es mir!«
Besorgt runzelte er die Stirn. »Bitte, versteh mich nicht falsch, Paige, und sei nicht gekränkt. Ich liebe und bewundere Susannah. Aber findest du sie nicht auch ein bisschen – unansehnlich?««
Paige schaute sich in der kitschigen Hochzeitssuite um, die ihm so gut gefiel. Kichernd drückte sie seinen Kopf an ihren Busen. »Genau, Yank. Für dich ist sie viel zu unansehnlich.«
Alles an Mitch begann Susannah zu irritieren. Zum Beispiel seine Kleidung. Wie viele maßgeschneiderte dunkelblaue Anzüge brauchte ein Mann? Wie viele marineblaue und rote Ripskrawatten? Konnte er kein einziges Mal über seinen Schatten springen und beispielsweise ein Paisley-Muster wählen?
Und sie hasste es, wie er mit seinem Füllfederhalter auf den Tisch klopfte, wenn er ungehalten war. Wie er sich in seinem Sessel zurücklehnte und an seinem Krawattenknoten
zupfte, wann immer er seinen Standpunkt betonte. Und alles notierte er – auch das verabscheute sie. Was machte er mit all den Schreibblöcken aus gelbem Kanzleipapier, wenn sie vollgekritzelt waren? Hatte er irgendwo eine Lagerhalle gemietet?
Erbost beobachtete sie seinen goldenen Füllfederhalter, der pausenlos über das Papier kratzte. Sicher lagen solche gelben Blöcke ebenso auf seinem Nachttisch, damit er nach diversen Liebesakten die Leistungen seiner Gespielinnen benoten konnte.
Nein, an so etwas wollte sie nicht denken. Deshalb konzentrierte sie sich auf sein Faible, bei den geschäftlichen Besprechungen ihre Nerven zu strapazieren. Da saßen sie alle um einen Konferenztisch herum, und er las seinen hunderttausendsten Computerausdruck vor, redete stundenlang über Lieferungen und Umsatz und Verkaufsprognosen. Mitten in einem Satz unterbrach er sich, nahm seine grässliche Hornbrille ab und schaute zu ihr herüber. Nur ein Blick. Dieser typische Macho-Blick, als gäbe es irgendwas an ihr auszusetzen. O Gott, wie lästig das war! Es ärgerte sie dermaßen, dass sie den Faden verlor, zu stottern begann oder den anderen nicht zuhörte, und alle starrten sie
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