Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
brauchte. Stattdessen spielte er »Breakout« in einer Kneipe und schlief am Strand. Mitten in der Nacht erwachte er schweißgebadet. Seine Gedanken kreisten unablässig um Faulconer. Was für ein Dreckskerl... Und so sehr er sich auch bemühte – er konnte nicht vergessen, wie Susannah untätig zugeschaut hatte, während er von ihrem Vater verhöhnt worden war.
Mit jedem Tag wuchs sein Zorn auf Yank. Das alles war Yanks Problem, nicht seines. Sam hatte es satt, einen Typen zu bemuttern, der nicht einmal an drei Häuserblocks vorbeigehen konnte, ohne sich zu verirren. Sollte Yank doch selber mit seiner Erfindung hausieren gehen! Aber der konnte nicht über seine nächste Hackerei hinausschauen, und Sam wusste, dass sein Freund nicht einmal annähernd die Bedeutung seines Computers verstand. Und eines Abends, bei seiner zehnten »Breakout«-Partie, sah er Yanks Hände in seiner Fantasie, diese unglaublich genialen Hände.
Da verflog sein Groll, und er musste Joel Faulconer Recht geben – er hatte nicht mal angefangen, im großen Stil zu denken. Von der Idee besessen, Yanks Erfindung irgendwem zu verkaufen, hatte er seine innere Stimme überhört. Die erklärte ihm klipp und klar, dass er Yanks Genie gar nicht in den Rachen einer großen Firma werfen durfte. Sonst würde er sich nämlich an allem versündigen, woran er glaubte.
Noch in derselben Nacht stieg er auf seine Harley und fuhr nach Norden. Er würde seine eigene Firma gründen.
Ganz egal, was es ihn kosten mochte – ganz egal, welche Opfer er bringen musste, er würde es schaffen.
Je näher er an San Francisco herankam, desto öfter dachte er an Susannah. Er erinnerte sich an die langbeinigen San-Diego-Mädchen in den superkurzen Shorts und knappen rückenfreien Tops, die ihre Brustwarzen nachzeichneten. Wohin immer er auch gegangen war, überall hatten sie sich an ihn herangemacht. Aber obwohl die meisten schöner waren als Suzie, hatte er stets festgestellt, wie billig sie aussahen.
Sam hasste Imitationen. Sein Leben lang hatte er sich mit minderwertiger Scheiße begnügen müssen. Erst in dem schäbigen kleinen Haus, wo er aufgewachsen war. Und dann hatte er eine inkompetente staatliche Schule besucht. Dort hielten die Lehrer nichts von einem mürrischen, allerdings begabten Rebellen, der die falschen Fragen stellte. Sein Vater hatte jeden Abend auf den Bildschirm des Fernsehers gestarrt und dem Sohn vorgeworfen, er sei ein Versager. Seit Sam denken konnte, sah er in seinen Tagträumen die schönen Dinge und außergewöhnlichen Menschen, die ihn eines Tages umgeben würden. Und jetzt war der Wunsch, den besten Mikrocomputer zu produzieren, untrennbar mit dem Wunsch verbunden, die zauberhafteste Frau zu erobern. Als er das Valley erreichte, war er felsenfest davon überzeugt – er würde Susannah Faulconer für sich gewinnen. Dazu alles andere, was in seinem Leben noch fehlte.
Am nächsten Tag kündigte er seinen Job und packte die Mutterplatine und den Fernseher ein – halt das ganze Zeug, das er brauchte, um Yanks Apparat vorzuführen. Dann klapperte er die elektrotechnischen Läden im Silicon Valley ab. Niemand war interessiert. Am zweiten Tag kochte er vor Frust.
»Lassen Sie mich das Gerät aufbauen«, bedrängte er einen
Ladenbesitzer in Santa Clara. »Schauen Sie sich’s an, es dauert nur ein paar Minuten.«
»Dafür habe ich keine Zeit. Tut mir Leid, vielleicht ein andermal.«
Einen Tag später hatte er endlich Glück. Ein Geschäftsführer erlaubte ihm eine Demonstration und bewunderte sogar Yanks formschönes Design. »Zweifellos eine hübsche Maschine. Aber wer kauft so was? Von einem kleinen Computer halten die Leute nichts. Was sollen sie denn damit anstellen?«
Diese Frage trieb Sam beinahe zum Wahnsinn. Natürlich würde jeder rausfinden, welche Möglichkeiten ein Computer zu bieten hatte. »Hacken Sie doch mal rum, probieren Sie ein Spiel aus.«
»Tut mir Leid, kein Interesse.«
Am vierten Tag schaffte es das Gerät nicht einmal, den Kofferraum von Yanks Duster zu verlassen, weil Sam keinen Ladenbesitzer fand, der einen Blick drauf werfen wollte. »Lassen Sie sich zeigen, wozu man’s benutzen kann«, flehte er, »dafür müssen Sie nur ein paar Minuten opfern.«
»Hören Sie, mein Junge, ich bin beschäftigt. Meine Kunden warten.«
In einem elektrotechnischen Laden in Menlo Park verlor Sam schließlich die Beherrschung. Er schlug so vehement auf den Ladentisch, dass eine Box mit Schaltern hinunterfiel. »Hier habe
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