Die Herzensdiebin
Vase von dem Tisch in der Ecke schubsen, Meadow auf den Tisch heben und ...
Hatte er denn keinen Sinn für Anstand? Kam er doch nach seinem Vater? Dabei hatte er so hart daran gearbeitet, den Sinn für moralisches Empfinden herauszubilden, den sein alter Herr nicht besaß. Jetzt hatte er jede Regel gebrochen, die er sich in Hinblick auf Frauen und das Leben selbst gesetzt hatte. Womöglich hatte er ein Kind mit ihr gezeugt, und er erinnerte sich nur zu gut daran, wie jämmerlich seine Kindheit als Bastard in dem großen Fitzwilliam-Clan verlaufen war.
Was seine Gedanken wiederum auf Bradley Benjamin lenkte — wie stand es um sein Vorhaben, Meadow für seinen Rachefeldzug gegen den alten Bradley auszunutzen?
Natürlich hatte es ihn mit stiller Freude erfüllt, als der Alte einen Herzanfall erlitt.
Doch nun hatte Devlin eine Stunde damit verbracht, Meadows Körper zu genießen, was ihn beinahe um den Verstand gebracht hätte. Er schlief mit einer Lügnerin, die obendrein aus dem verhassten Benjamin-Clan stammte.
Schlimmer war noch, dass er wieder mit ihr schlafen wollte.
Meadow war vorausgegangen. Er hörte ihre Schritte auf der gewundenen Treppe, und wie ein alter Mann, der auf ein zweijähriges Kind aufpassen musste, rief er: »Fall nicht.«
Sie eilte um die Ecke am oberen Treppenabsatz. »Werde ich schon nicht!« Ihre Stimme flutete die Stufen hinunter, voller Wagemut und überbordender Freude.
Verflixt . Was hatte sie jetzt wieder vor? Als er den oberen Treppenabsatz erreichte, war sie verschwunden.
»Hier bin ich«, rief sie.
Mist . Er rannte den Flur entlang zu ihrem Zimmer. Die Tür war zu. Ein schmaler Lichtstreifen schimmerte unter der Tür durch. Schwungvoll öffnete er sie und rechnete fest damit, niemanden im Wohnraum anzutreffen. Und so war es auch. Nur ihr Morgenmantel zierte den orientalischen Teppich.
Im Schlafzimmer entdeckte er ihr Nachthemd auf dem Boden.
Behielt diese Frau denn nie ihre Kleidung an?
Aber es war keine Verärgerung, die sein Blut erneut in Wallung brachte und seine Erregung aufs Neue weckte.
Sie war wieder nackt.
Er drückte die Tür hinter sich zu, schloss ab. Dann trat er tiefer in den Raum — und jenseits der offen stehenden Badezimmertür hörte er die Dusche rauschen.
Einen langen Moment schloss er die Augen. Wasser ... es lief an ihrem schlanken Leib hinunter. Ihre kupferfarbene Haarfülle ... die Feuchtigkeit ließ die Haare dunkler erscheinen. Ihre Hände ... strichen über ihre Brüste, ihren Bauch, erreichten die Innenseiten ihrer Schenkel und hinterließen eine cremige Seifenspur.
Und er stand nun auf der Schwelle zum Bad und blickte auf die Glaseinfassung der Duschkabine.
Der Anblick war noch besser, als er es sich in seiner Fantasie ausgemalt hatte. Meadow hatte den Kopf in den Nacken gelegt, streckte die Arme empor und spülte sich das Shampoo aus dem Haar. Flockiger weißer Schaum glitt über ihre Schultern und Brüste, und eine Schaumkrone zierte ihre kleine Knospe. Hell hob ihr nackter Körper sich von den dunkelroten Kacheln ab, und der Anblick war so bezaubernd, dass Devlins Blick verschwamm — vermutlich da das Blut aus seinem Kopf wich und in seinen Schwanz strömte.
Als habe sie seinen erhitzten Blick gespürt, öffnete sie plötzlich die Augen. Mit einem Lachen rief sie: »Worauf wartest du noch?«
22
»Und ich hatte schon Angst, ich wäre zu ungestüm«, meinte Devlin mit einem Anflug von Ironie.
Meadows breites Lächeln schwand. Mit diesen wenigen Worten machte er aus der fröhlichen Wassernymphe eine Frau, die Verlangen nach ihm verspürte.
Sie drückte die Duschtür auf und winkte ihn heran. »Dann wollen wir das testen.«
Er warf einen Blick auf die Schublade beim Waschbecken. Dort lagen Kondome. Auch neben dem Bett waren Kondome im Nachttisch. Auch in der Kommode im Wohnraum sollte er welche deponieren, nur für den Fall ... Er wunderte sich über sich selbst, als er sah, dass er plötzlich nichts mehr anhatte. Er stieg in die Duschkabine.
Aus den Duschköpfen prasselte das Wasser auf ihre Körper.
Devlin redete sich ein, er müsse sich in Zurückhaltung üben. Er ließ Duschgel auf seine Hände tropfen und verrieb die cremige Flüssigkeit. »Wir müssen uns unterhalten. Das, was wir im Garten gemacht haben, war unverantwortlich.« Er seifte ihre Schultern ein, und die Mischung aus Wasser und Schaumbad trug zu einer prickelnden Erotik bei. »Wir dürfen nicht zulassen, dass die Leidenschaft uns packt und auf die nächstbeste
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