Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber
sie.
“Ist das so?” Er stockte. “Nun. Wenn du mir vertrauen sollst, muss auch ich dir vertrauen.”
Camille lächelte ihn mit steifen Lippen an. “Ich danke dir. Es wird Zeit, dass ich gehe. Meine Dienstboten wissen nicht, wo ich bin. Ich muss es ihnen sagen.” Tat sie das nicht, würden Kaspar und Sylvie und Arno und wahrscheinlich auch Henri zu ihrer Rettung herbeieilen.
Der tiefe Seufzer, den Maxime ausstieß, fühlte sich an ihrem Ohr wie ein heißer Windstoß an. Dann ließ er sie los und trat zurück. “Und dann?” Sein Blick war wachsamer und unsicherer als bei ihrer ersten Begegnung am Tor. Er musterte aufmerksam ihr Gesicht, und sein Atem wurde ein wenig rascher.
Camille traf ihre Entscheidung. “Und dann werde ich zu dir zurückkommen, und wir werden zu Ende bringen, was wir vor so vielen Jahren begonnen haben.”
Als Camille in ihre geräumige Zimmerflucht zurückkehrte, bestand Sylvie darauf, dass sie ein Bad nahm, seifte sie persönlich ein und wusch ihr die Haare, was viel einfacher war, seit sie sie abgeschnitten hatte. Camille ließ die Prozedur schweigend über sich ergehen. Sie war noch nicht bereit, über ihr Treffen mit Maxime zu reden, und ganz besonders wollte sie nicht darüber sprechen, was sie noch am selben Abend vorhatte, mit ihm zu tun. Träume waren die eine Sache, ganz besonders wenn es um Träume der Jugendzeit ging, doch nun war sie eine erwachsene Frau und wusste sehr genau, was sie tat. Sie begehrte Maxime immer noch, und sie wusste, er würde ein wunderbarer Liebhaber sein. Ihr war aber auch klar, dass die frühere Romanze zwischen ihnen beiden nicht wieder aufleben durfte. Sie hatte beschlossen, sich Maxime hinzugeben, um ihre Abmachung zu besiegeln, weiter nichts.
Sylvie salbte Camilles Körper mit einer duftenden Creme und half ihr in ein sauberes graues Kleid, das von der langen Reise in der Satteltasche nur leicht zerknittert war. Als sie auf dem Weg nach draußen den großen Wohnraum durchquerte, schaute Henri sie an, als wollte er etwas sagen, doch Camille tat, als würde sie nichts bemerken, und lächelte ihm nur freundlich zu.
Maxime stand vor der Tür zu ihren Räumen und wirbelte eine Rose zwischen seinen Fingern. Er hatte seinen leuchtend blauen Mantel geöffnet, sodass nun das strahlend weiße Hemd mit dem Seidenbesatz an den Manschetten und am Hals zu sehen war. Der helle Stoff bildete einen starken Kontrast zu dem dunklen Brusthaar, das sich in seinem offenen Kragen kringelte. Er hielt ihr die Blume hin. “Für dich.”
Als Junge war er längst nicht so galant gewesen. Obwohl sie sich sagte, dass er versuchte, sie zu manipulieren, ließ seine freundliche Geste ihr Herz schneller schlagen. Sie nahm die Rose aus seiner Hand und nutzte die Gelegenheit, den Blick zu senken, anstatt ihm in die Augen zu sehen, indem sie die Blume an ihre Nase hielt. Als die Blütenblätter ihre Lippen streiften, meinte sie, Meersalz zu schmecken. Sie befestigte die Rose an ihrem Mieder. “Gehen wir?”
Lächelnd griff Maxime nach ihrer Hand und führte sie den Flur entlang zu seinen eigenen Gemächern. Camille erinnerte sich noch sehr genau daran, wie sie ihm vor vielen Jahren nachgesehen hatte, wenn er davoneilte. Sie hatte sich in einer Nische oder hinter einer Tür versteckt, bis sie sicher war, dass niemand sie sehen würde, wenn sie ebenfalls ging, und war ihm von dort mit ihren Blicken gefolgt. Zusammen waren sie niemals irgendwohin geeilt, immer waren sie getrennt zu ihren geheimen Treffen gekommen und getrennt wieder gegangen. Wer den vereinbarten Treffpunkt zuerst erreichte, wartete dort, atemlos vor Erwartung, vor jugendlichem Verlangen und aus Angst vor Entdeckung. Das hier war entschieden besser; fast hatte sie das Gefühl, als gäbe es eine Verschwörung zwischen ihnen.
Während er die Tür öffnete, spähte Maxime über seine Schulter nach hinten. “Ich habe beinah das Gefühl, als wäre ich wieder ein Junge”, erklärte er mit einem schiefen Grinsen, nachdem sie das Zimmer betreten und hinter sich die Tür geschlossen und verriegelt hatten. “Normalerweise zerre ich meine Geliebten nicht so linkisch an der Hand hinter mir her.”
“Es ist immer noch mehr als eine?”, fragte Camille. “Du hast dich nicht geändert.”
Maxime nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und zog sie so dicht an sich, dass ihre Hände an seiner Brust gefangen waren. Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, sich gegen ihn fallen zu lassen und ihre Finger in die glatte
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