Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber
schon einmal jemanden getötet? Hatte er auf Befehl der Herzogin getötet?
Für einen Moment legte Kaspar seine fleischige Hand auf Henris Schulter. “Madame hat mir nie befohlen, für sie zu töten”, erklärte er, “aber ich würde es sofort tun. Es ist meine Pflicht, sie zu verteidigen, notfalls mit meinem Leben. Im Vergleich dazu ist es eine Kleinigkeit, für sie zu töten.”
“Du würdest sogar den Herzog töten, wenn sie es sagte?”
Kaspar verzog sein Gesicht zu einer wilden Grimasse, und Henri machte einen Schritt rückwärts. “Würdest du den Herzog kennen, würdest du mir diese Frage nicht stellen. Ich war Zeuge, was für schreckliche Dinge er ihr angetan hat. Das Einzige, was mich davon abgehalten hat, mit meinen bloßen Händen auf ihn loszugehen, war das Wissen, dass ich gleich nach ihm sterben und Madame dann allein und ohne Schutz zurückbleiben würde.”
Henri nahm einen tiefen Atemzug. “Ich werde mein Bestes geben.”
Kaspar nickte. “Gut, eine wichtige Voraussetzung. Hast du nun also schon einmal gekämpft?”
“Mit meinen Fäusten”, erwiderte Henri. “Allerdings war ich da noch ein Junge.” Als er Kaspars Grinsen bemerkte, verbesserte er sich. “Nicht während der vergangenen paar Jahre. Ich kann auch ringen, darin bin ich gar nicht so schlecht.” Unter den jüngeren Stallburschen waren Ringkämpfe ein beliebter Zeitvertreib.
“Du weißt, wie du dich richtig fallen lassen musst?”
“Ich glaube schon.”
“Dann gib mir jetzt erst einmal das Messer zurück, und wir beginnen damit.”
Wenn er nicht damit beschäftigt war, Henri die Grundzüge des Schwert- und Messerkampfes beizubringen, verbrachte Kaspar die Zeit im Bordell damit, sich wie ein König behandeln zu lassen. Er hatte ein eigenes Schlafzimmer und zwei Pagen, die ihn mit heißen Bädern, köstlichen Mahlzeiten, Massagen und allem, was er sonst noch wünschte, versorgten. Natürlich war er zwei Mal am Tag bei der Herzogin erschienen, um zu sehen, ob sie etwas brauchte, aber sie hatte ihn jedes Mal weggeschickt und stattdessen ihre Zeit mit Henri verbracht.
Als er daran dachte, wie sie diese gemeinsame Zeit genutzt hatten, musste Henri seinen Sitz im Sattel verändern, um sich wegen des Drucks, den er plötzlich spürte, ein wenig Erleichterung zu verschaffen. Sie hatte begonnen, ihn in die Kunst der Massage einzuführen, und ihm an seinem Körper vorgemacht, wie es ging. Sobald Monsieur Fouet hörte, womit sie sich beschäftigten, sandte er einen seiner eigenen Masseure, einen gedrungenen, haarigen Mann, unter dessen Händen Muskeln sich in Wachs verwandelten. An ihrem letzten Abend im Bordell probierte Henri seine neu erworbenen Kenntnisse aus, als er zwei Stunden allein mit der Herzogin verbrachte und sich an jedem leisen Stöhnen, welches er ihren Lippen entlockte, aufs Neue berauschte. Sie war unter seinen Händen eingeschlafen, sodass sie nicht mehr dazu gekommen waren, sich zu vereinigen, aber er hatte die ganze Nacht in ihrem Bett verbracht, und das war für ihn schon fast genug der Seligkeit; sie hatte so tief und süß geschlummert.
Einen Abend hatte die Herzogin in den Bädern des Bordells verbracht. Dort war sie gewaschen, mit wohlriechenden Dämpfen behandelt und rasiert worden. Am wichtigsten war jedoch, dass man ihr Haar schwarz gefärbt hatte, um ihre Verkleidung perfekter zu machen.
Henri hatte denselben Abend in einem der Zuschauerräume verbracht. Das Paar, welches er beobachtete, bestand aus einer jungen Frau etwa in Sylvies Alter, die als Gast ins Bordell gekommen war, und einem älteren Mann, einem von Monsieur Fouets leitenden Dienern. Fast die ganze Zeit küsste und leckte der Mann Spalte und Perle seiner Partnerin mit den unterschiedlichsten Techniken. Soweit Henri es erkennen konnte, kam sie sieben Mal, aber vielleicht war es auch noch häufiger passiert und er hatte es nur nicht bemerkt. Vor dieser eindrucksvollen Darbietung hatte er nicht einmal geahnt, dass eine Frau zu so etwas fähig war; ihm selber waren niemals so viele Höhepunkte hintereinander gelungen, nicht einmal als er seine Männlichkeit frisch entdeckt hatte und an nichts anderes hatte denken können. Kein Wunder, dass der weibliche Gast diese besondere Dienstleistung gewählt hatte.
Henri hatte äußerst aufmerksam zugeschaut und später darüber nachgedacht, wie er der Herzogin gegenüber das Thema zur Sprache bringen könnte. Er konnte sich keine bessere Art vorstellen, ihr zu Diensten zu sein.
Außerdem hätte
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