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Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber

Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber

Titel: Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Janssen
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tiefen Atemzug, dann noch einen. Sie schaute durch das Bullauge ins Nebenzimmer und sah, wie Monsieur Fouet Kaspar küsste. Deutlich konnte sie erkennen, dass seine Hand auf der Hüfte des Eunuchen ruhte. Camille schaute genauer hin, um festzustellen, ob der Bordellbesitzer Kaspar zu dieser Intimität zwang, doch der Eunuch schien sich ihm entgegenzulehnen; dann legte er seine Hände gegen Monsieur Fouets Brust und schob ihn sanft von sich fort.
    Die Worte des Bordellbesitzers drangen nur als leises Gemurmel an ihr Ohr, doch Kaspars hellere Stimme war deutlich zu verstehen. “Ja, ich bin sicher. Ich habe jemand anders meine Treue geschworen.”
    Monsieur Fouet sagte noch etwas und versetzte Kaspar einen kameradschaftlichen Schlag auf die Schulter.
    “Macht Euch keine Sorgen. Sylvie wird Euch überraschen. Geht zu ihr. Ich werde ein Bad nehmen”, beendete Kaspar das Gespräch.
    Camille sah zu, wie Fouet und Kaspar gemeinsam das Zimmer verließen. Hatte Kaspar gemeint, dass er ihr gegenüber einen Treueschwur abgelegt hatte? Die Gesetze des Herzogtums untersagten Eunuchen, die in den herrschaftlichen Dienst getreten waren, die körperliche Liebe mit anderen auszuüben. Sie hatte diese Vorschrift für mehr oder weniger bedeutungslos gehalten, nur dafür gedacht, den alleinigen Anspruch der Gebieter und Gebieterinnen von Eunuchen zu sichern. Denn welches Begehren sollte ein Eunuch schon empfinden können?
    Nun, an diesem Abend hatte sie erlebt, dass ein intimes Zusammentreffen zweier Menschen mehr bedeuten konnte, als dass sich ein Körper in einen anderen hineinbohrte. Kaspar konnte ganz unterschiedliche Arten von fleischlichen Beziehungen unterhalten, das wahrscheinlichste Objekt dafür war Arno. Sie erinnerte sich, einmal gesehen zu haben, wie die beiden sich zärtlich küssten, und plötzlich war sie sich ziemlich sicher, dass die beiden etwas Besonderes verband. Kaspar und Arno hatten ihr lange und treu gedient und eine lustvolle Entlohnung stand ihnen mehr als zu. Sie würde darüber nachdenken, wenn sie allein in ihrem Bett lag.
    Camille lag viele Stunden lang wach. Wieder und wieder sah sie die Peitsche durch die Luft sirren, und zwei Mal fuhr sie erschrocken aus dem Schlaf hoch, weil sie gemeint hatte, der Riemen würde sie ins Fleisch schneiden. Kurz nach Mitternacht war sie wieder wach und lag zitternd da, die Brust kalt vom Schweiß. Sie konnte sich nicht an ihre Träume erinnern. Da war nur noch ein vages Gefühl, gefesselt gewesen zu sein und einen Knebel im Mund getragen zu haben. Sie hatte nicht sprechen können.
    Sylvie schlief nicht bei ihr im Zimmer, sie war wohl noch bei Monsieur Fouet. Schließlich holte Camille ihren Skizzenblock hervor und zeichnete Pferde, bis endlich der Morgen kam.

12. KAPITEL
    T age vergingen, es hörte auf zu regnen und die Brücken waren wieder passierbar. Die ersten Reisenden, die bereits unterwegs waren, berichteten über Unruhen im Herzogspalast. Henri verbrachte jede freie Minute damit, den Gerüchten zu lauschen, in der Hoffnung, nützliche Informationen zu bekommen, bevor sie ihre Reise fortsetzten. Die Herzogin war verrückt geworden und in eine Höhle gesperrt worden. Die Herzogin war tot, und das schon seit Jahren. Die Herzogin war wegen ihrer Unfruchtbarkeit verrückt geworden, aus dem Palast geflohen und versuchte nun eine Streitmacht aus Bauern zusammenzustellen, um ihren Ehemann zu überwältigen und in kleine Stücke zu schneiden. Die unterschiedlichen Geschichten, wie weit ihr das gelungen war, wichen stark voneinander ab. Ein immer wiederkehrendes Gerücht besagte, der Herzog habe sie verstoßen, die Ehe für nichtig erklärt und als Gründe wahlweise ihren Wahnsinn und ihren Tod angeführt. Er verhandle nun mit dem Herrscher des benachbarten Herzogtums über eine Heirat mit dessen vierzehnjähriger Tochter oder versuche die Ehe mit der Prinzessin eines kleinen Königreichs in den Bergen zu arrangieren, die eine ganze Armee von Eunuchen und barbrüstigen Kriegerinnen besaß, oder er plane eine niedere Konkubine in den Stand seiner Gemahlin zu erheben. Oder waren es gleich zwei Konkubinen?
    Einige, meist Frauen, gaben dem Herzog die Schuld daran, dass das Herzogtum noch keinen Erben hatte, und glaubten, Camille habe sich verkleidet aufgemacht, einen würdigen Vater für den Erben zu finden. Andere befürchteten, sie sei getötet worden, und wieder andere wagten zu bemerken, sie hätte stattdessen den Herzog töten sollen.
    Die Herzogin weigerte sich,

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