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Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber

Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber

Titel: Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Janssen
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Dennoch war sie nicht gewillt, auf die wenigen kostbaren Stunden zu verzichten, die sie am Tag für sich allein hatte, und so entschlüpfte sie der Aufsicht ihrer Wache und ging zu den Ställen. Dort wartete Maxime auf sie. Auch er war seiner Wache entwischt oder hatte die Garde bestochen: Wie sie wusste, bestach er normalerweise die Wache, wenn er sein Vergnügen bei den Dienstmägden oder den Näherinnen im Palast suchte. Camille unterdrückte ihre Eifersucht, indem sie sich fragte, wie es wohl sein mochte, selber solche Freiheiten zu haben.
    Mit vor der Brust verschränkten Armen, die Füße in den Stiefeln überkreuzt, lehnte Maxime selbstbewusst in der Nische, wo die Eimer aufbewahrt wurden. Er war schwarzhaarig, und sogar schon damals musste er sich zwei Mal am Tag rasieren, wenn er abends an einer Gesellschaft teilnehmen wollte. Camille fragte sich, ob die Haare auf seinen Handrücken drahtig oder weich waren und wie sich im Vergleich damit sein Kopfhaar anfühlen mochte. Seine langen Locken kräuselten sich im Nacken und hingen ihm einladend in die Stirn. Seine Augen waren dunkel, von einem satten Braun, das seine Gefühle verbarg, und wenn er beim Lächeln seine Zähne zeigte, waren sie fast unerträglich weiß und gerade.
    Obwohl Camille gehofft hatte, er würde dort sein, hatte sie es nicht wirklich erwartet. Einen Augenblick fragte sie sich, ob sie vielleicht träumte. Die Fantasien, die sie nächtelang wach gehalten hatten, waren jedoch ganz anders als diese Wirklichkeit: die leisen Geräusche der Pferde, wenn sie sich in ihren Boxen bewegten, ihr Geruch, der sich mit dem des Mists und des lange gelagerten Winterheus vermischte, das Rascheln des Strohs unter ihren Stiefeln, als sie langsam auf ihn zuging.
    “Ich habe gewusst, du würdest mich hier finden.” Maximes tiefe Stimme löste ein Kribbeln in ihrer Kehle und in ihrer Brust aus. Während sie sich ihm näherte, meinte sie bereits, die Wärme seines Körpers spüren zu können. Er hatte seine Jacke über einen Haken gehängt, und im offenen Kragen seines locker fallenden Hemds sah sie ein Büschel schwarzer Haare, das sie faszinierte. Hatte er überall Haare? Auch auf dem Bauch und den Beinen? Wie mochte es sich anfühlen, sie zu berühren? Gefiel es ihm selber, haarig zu sein anstatt glatt und weich? Diese und viele andere Fragen hätte sie ihm gern gestellt. Wenn sie es täte, würde er lachen. Vielleicht würde er auch lachen, wenn sie ihn so berührte, wie sie es gern getan hätte.
    Doch er lachte nicht, als sie die Hand auf seinen Unterarm legte. Durch das dünne Leinen des Ärmels spürte sie die Hitze seiner Haut. Sie krümmte die Finger, als ein Gefühl wie das Streicheln von Samt an ihrem Arm aufwärtsglitt. “Was wünscht du dir, Camille?”, fragte er.
    Dass er sie beim Namen nannte, ließ sie zusammenzucken. Ihr Vater redete sie mit ihrem Titel an, ebenso hielten es alle anderen Leute im Schloss, wenn sie sie nicht mit
Herrin
oder
Madame
ansprachen. Sie glaubte nicht, dass ihr Vater Maxime erlaubt hätte, sich diese Freiheit herauszunehmen, wenn er davon gewusst hätte. Sie lächelte und versuchte, ihre Nervosität nicht zu zeigen. “Maxime. Ich wünsche mir natürlich, mit dir allein zu sein.”
    “Ich glaube nicht, dass du weißt, was das bedeutet. Schließlich und endlich hast du nur deine Eunuchen.”
    In Wahrheit hatte sie auch die Eunuchen nicht, nicht so, wie er es meinte. Jarman, der Eunuch, bewachte sie, doch er war ihr nicht so zu Diensten, wie sie es hatte flüstern hören. Niemals hätte sie gewagt, ihn darum zu bitten, aus Angst, ihr Vater könnte es herausfinden. Falls Jarman nicht darüber redete, würden es die Zofen tun. Wenn sie erst einmal verlobt war, würde sich das ändern; Jarman und Casimir, der jüngere der beiden Eunuchen, würden ihren Körper auf die Ehe vorbereiten. Doch ihr Vater war der Meinung, bevor es so weit sei, würde die Art von Unterricht, den sie ihr erteilen könnten, zu gefährlich sein. Wenn sie sich erst einmal an die Eunuchen gewöhnt hatte, würde sie möglicherweise den Geschmack an einer Beziehung mit einem richtigen Mann verlieren, wie ihr künftiger Ehemann einer sein würde.
    “Mag sein, dass ich nicht weiß, was ich will. Möchtest du, dass ich gehe? Wartest du auf jemand anders?”, erkundigte sie sich und zog eine Augenbraue hoch. Sie hatte Stunden damit zugebracht, diesen Gesichtsausdruck vor dem Spiegel zu üben und wusste, sie konnte damit jemanden in den Wahnsinn

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