Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber
Etablissement ein Stück weiter die Straße hinunter. Wir sind auf dem Weg dorthin.”
Offensichtlich hatte Belette schon etwas von Monsieur Fouets Bordell gehört. Er senkte sein Schwert ein winziges Stück. Henris Angst wuchs erneut, als Belette sagte: “Ich hörte schon vor einiger Zeit das Gerücht, Monsieur Fouet verfüge bereits über genau diese Attraktion.”
Es gelang Henri, einen empörten Laut auszustoßen. “Diese sogenannte Attraktion kann man mit meiner Marie überhaupt nicht vergleichen. Monsieur Fouet hat mir hoch und heilig versichert, dass diese Kreatur nach unserer Ankunft nur noch als Zweitbesetzung dienen wird.”
Das Schwert sank noch weiter herab, und Belette trat zur Seite, um über Henris Schulter die Herzogin zu begutachten. “Die Ähnlichkeit ist verblüffend.”
“Noch verblüffender, wenn sie die richtigen Kleider trägt”, versicherte Henri eilig. “Monsieur Fouet wird ihr die passenden Kostüme für jeden Geschmack zur Verfügung stellen.”
Belette trat einen Schritt näher an die Herzogin heran, und Henri wich zurück, wofür er sich im nächsten Moment am liebsten selbst geohrfeigt hätte. Hätte ein Kuppler seine Stellung behauptet? Seine Reaktion war instinktiv gewesen.
“Madame ist älter”, stellte Belette fest. “Ihr Haar wird bereits grau. Obwohl auch deine Marie älter ist, als sie aus der Entfernung aussieht.”
“Männer mögen es nicht, wenn die Wirklichkeit sich in ihre Fantasien einmischt”, erklärte Henri kühn. “Und wie viele Kunden wird sie wohl haben, die der Herzogin schon einmal in Wirklichkeit begegnet sind?”
“Ich habe sie schon gesehen”, erzählte Belette. “Ich stand am anderen Ende des Saals und sah sie am Arm des Herzogs. Sie ist sehr hoheitsvoll. Ein Jammer, dass sie unfruchtbar ist und die Erbfolge nicht sichern kann. Der Herzog wird sie durch eine andere Frau ersetzen müssen. Deine Marie könnte also rascher aus der Mode sein, als du es dir vorstellen kannst.”
In scharfem Ton erwiderte Henri: “Das ist dann meine Angelegenheit, nicht die Eure.”
“Vielleicht solltest du mich sie ausprobieren lassen.”
Bis zu diesem Augenblick hatte Henri nicht gewusst, dass eifersüchtiger Zorn von ihm Besitz ergreifen könnte. Doch bevor die Worte aus seinem Mund sprudeln oder er Belette attackieren konnte, hatte die Herzogin ihn mit ihrer Schulter beiseitegeschoben. Die Hände in die Hüften gestemmt, musterte sie Belette von oben bis unten. “Der sieht fast aus wie ein Frauenzimmer”, urteilte sie dann in einer Stimmlage, die höher war als ihre natürliche.
Während sein Herzschlag ihm schmerzhaft in den Ohren pochte, erklärte Henri: “Er ist ein Paradiesvogel aus dem Herzogspalast, Schatz. Du hast doch schon mehr als einen davon gesehen.” Nicht, dachte er.
Bitte, Camille, tu es nicht.
“Der sieht mehr wie ein Frauenzimmer aus als irgendeiner von denen, die ich schon gesehen habe”, beharrte sie. “Ich glaube nicht, dass er irgendetwas besteigen kann, was ein Kleid trägt.”
“Sei nicht unhöflich zu dem Herrn, Marie”, versuchte Henri verzweifelt, sie aufzuhalten. “Ich werde ihn jetzt hinausbegleiten. Du brauchst deine Ruhe.”
Die Herzogin warf ihm über ihre Schulter einen Blick zu. “Ich werde nicht zulassen, dass dieser verweichlichte Bastard behauptet, ich bin nicht gut. Das ist schlecht fürs Geschäft, wie du weißt.” Damit warf sie ihr Haar zurück und begann, ihre Röcke zu raffen. An Belette gewandt fuhr sie fort: “Kommt schon her, Baron. Zeigt mir, was Ihr zu bieten habt.”
“Du bist zu vorlaut, Dirne”, stellte Belette fest. “Madame würde niemals so ungehobelt daherreden.”
“Nun, ich bin nicht Madame”, erwiderte die Herzogin. “Und du bist nicht Manns genug für sie.”
Belette zog einen seiner Mundwinkel zu einem unattraktiven, einseitigen Grinsen hoch. “Deine Meinung steht hier nicht zur Debatte, Dirne. Raus hier, Lude.”
“Oh nein”, widersprach die Herzogin. “Mein Beschützer bleibt hier. Wir wissen nichts über Euch. Ihr könntet hinterher alle möglichen Lügen erzählen.” Zu Henris Entsetzen stieg sie aufs Bett, ließ sich dort auf allen Vieren nieder und zog die Röcke hoch. “Nun mach schon. Oder kriegst du ihn nicht hoch?”
Henri trat zwischen sie und Belette. “Ich will nicht, dass er dich beschmutzt. Du hast recht, er könnte vorgeben, jemand zu sein, der er nicht ist. Du bist wenigstens ein ehrlicher Schwindel.”
Die Herzogin schnaubte, während Belette
Weitere Kostenlose Bücher