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Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber

Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber

Titel: Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Janssen
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anderen ihr Brot. Wenn sie Kaspar fand, würde er sie wahrscheinlich auslachen, weil sie so übel gelaunt war; schließlich und endlich war es ihre Pflicht, sich dem Willen der Herzogin zu beugen. Wenn Madame wünschte, den Stallburschen zu ficken, sollten ihre anderen Untertanen bereitstehen, ihm die Kleider auszuziehen und ihn zu ihr ins Zimmer zu schaffen.
    Sie seufzte. Vielleicht sahen Eunuchen diese Dinge anders. Vielleicht war die fleischliche Liebe für sie nur so etwas wie Essen und Schlaf. Bestimmt hätten sie kein Problem damit, wenn Madame ihr Abendessen sozusagen allein einnehmen wollte. Allerdings war das hier etwas anderes als im Palast. Hier war sie nicht sicher. War es nicht auch ihre Pflicht, für Madames Sicherheit zu sorgen? Freiheit war sehr unsicher. Es gefiel ihr nicht, wenn Madame ihre Sicherheit in die eigenen Hände nahm.
    Sylvie erspähte Tonnelle, die an einen Ast gebunden war und seelenruhig die Blätter vom Baum zupfte. Als Sylvie Lilas daneben festband, achtete sie darauf, dass die beiden Pferde in entgegengesetzte Richtungen schauten, wie Henri es ihr beigebracht hatte, weil so ein Tier dem anderen mit dem Schwanz die Fliegen vom Kopf fernhielt. Warum dachte der Junge ständig an Madames Pferde? Er sorgte für sie, als wären es seine Kinder. Bei dem Gedanken, dass Henri Kinder haben könnte – falls sein Samen in Madames Leib aufgegangen war –, brummte Sylvie vor sich hin, während sie in den Satteltaschen nach den Pistolen wühlte und sich anschließend durch das dichte Gebüsch kämpfte, bis sie Kaspars Versteck fand. Mit gekreuzten Beinen hockte er hinter einer stacheligen Hecke, aus der er einige Zweige herausgebrochen hatte, um einen besseren Blick auf die Straße zu haben. Sylvie machte absichtlich Lärm, während sie sich ihm näherte, damit er sie nicht versehentlich tötete. Sobald sie ihn erreicht hatte, erklärte sie: “Madame sagt, ich soll mit dir zusammen Wache halten.”
    “Das hat sie tatsächlich gesagt, nicht wahr?” Kaspar warf ihr einen kurzen, spöttischen Blick zu, bevor er wieder in Richtung Straße schaute. “Versuch dich ganz ruhig zu verhalten. Falls der Bote nicht der ist, den wir erwarten, brauche ich dich, um zur Herzogin zu laufen und ihr Bescheid zu sagen.”
    Wenn das von Anfang an der Plan gewesen war, mussten Madame und Kaspar ihn besprochen haben, ohne sie einzuweihen. Traute Madame ihr nicht? Weil sie sie nicht mit Kuhaugen ansah, wie es der Junge machte? Sylvie rutschte ein wenig weiter zurück, um sich hinter einem Busch wilder Rosen zu verstecken, und schlang sich den Pistolengürtel um die Brust. Wo sie saß, gab es keine passenden Felsen oder Baumstämme, an die sie sich hätte lehnen können. Sie streckte die Beine aus und beugte sich vor. Während sie versuchte, die angespannten Muskeln ihrer Schenkel und ihres Rückens zu lockern, überlegte sie, wen Kaspar wohl als Boten erwartete. Arno? Natürlich war Arno von allen denkbaren Männern der loyalste, doch seine Rolle bei ihrer Flucht war gefährlich gewesen. Es hätte sie nicht überrascht zu erfahren, dass der junge Eunuch tot war. Auch Kaspar wusste, in welcher Gefahr Arno schwebte. Es sah ihm nicht ähnlich, auf etwas zu hoffen, das unwahrscheinlich war.
    Es sei denn, sie hatte mit ihren Neckereien recht gehabt, als sie Kaspar unterstellt hatte, er sei in Arno verliebt. Obwohl es ihr unwahrscheinlich erschien. Den Eunuchen am Hofe war jegliche Fleischeslust verboten, es sei denn im Dienste ihrer Herrin oder ihres Herrn. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Kaspar dieses Gesetz brach.
    Sylvie kannte Arno nicht besonders gut, obwohl er inzwischen seit fast fünf Jahren im Dienst der Herzogin war. Er hatte sich mit allem immer an seinem Mentor Kaspar orientiert, so wie Kaspar sich an seinen eigenen Lehrer, Casimir, gewandt hatte. Außer … Sylvie erinnerte sich an den Tag, an dem Madame ihr aufgetragen hatte, Henri im Stall zu suchen und in ihre Gemächer zu bringen. Als Madame ihn für den Nachmittag weggeschickt hatte, war Arno nicht sonderlich begeistert gewesen; er hatte Angst gehabt, die Wachen des Herzogs könnten ihren Plan durchschauen und sie auf der Stelle töten. Einen kurzen Moment hatte Sylvie gedacht, er würde tatsächlich gegen den Befehl der Herzogin protestieren. Kaspars Gesichtsausdruck und sein Verhalten waren beherrschter gewesen. Er hatte den jungen Eunuchen beim Arm gepackt und aus dem Zimmer gezogen. Nachdem Sylvie von ihrem Botengang zurückgekehrt war,

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