Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber
selbst wenn sie nichts damit zu tun hätte. Der König könnte ihr wegen einer solchen Sache Schwierigkeiten machen.”
“Na gut. Zum Glück für Belette habe ich im Moment andere Sorgen”, stellte Kaspar seufzend fest und bückte sich, um Arnos nackten Fuß zu küssen.
“Hör auf!”, rief Arno. “Das ist verboten!”
Sylvie stand auf und ließ den Stiefel auf den Boden fallen. “Ich glaube, er meint: ’Hör
nicht
auf!’“, stellte sie fest.
Arno zog den Fuß weg, aber Kaspar ließ seinen Knöchel nicht los. “Wenn du nicht willst, dass ich das tue, warum hast du mich dann geküsst, als wir uns verabschiedet haben? Ich bezweifle, dass du vor lauter Leidenschaft nicht wusstest, was du tatest. Und du hast es vor den Augen der Herzogin getan.” Er warf Arno einen wütenden Blick zu. “Ich dachte, du bist tot! Ich dachte, ich würde dich nie mehr wiedersehen! Was hätte ich dann tun sollen? Nun? Kannst du mir das sagen?”
“Ich würde euch nicht hindern”, beteuerte Sylvie, mehr an Arno als an Kaspar gewandt, der ohnehin nicht auf sie achtete. Sie hatte noch niemals gesehen, wie sich die Eunuchen küssten. Das konnte durchaus unterhaltsam sein. Es war zu schade, dass sie das Schauspiel beim letzten Mal verpasst hatte.
“Aber Madame”, sagte Arno. “Wir haben ihr Treue geschworen. Und es ist uns verboten zu …”
“Halt ihm den Mund zu, Kaspar”, fuhr Sylvie dazwischen. “Keiner von uns will diesen Unsinn hören. Auch Madame nicht, glaube ich. Kannst du dir vorstellen, dass sie euch nach allem, was sie vom Herzog ertragen musste, ein bisschen Glück missgönnen würde? Ihren treuen Eunuchen? Sie hat euch nicht zurückgelassen und dem Herzog ausgeliefert. Glaubst du, sie würde euch verraten und dafür sorgen, dass euch die Eingeweide durchbohrt werden? Das würde sie niemals tun. Wenn du das annimmst, beleidigst du sie.”
Kaspar stand auf und verschränkte die Arme vor der Brust. “Wir haben nun die Freiheit, zusammen zu sein. Ich liebe dich und dachte, du würdest mich auch lieben. Doch du wehrst dich?”
Trotz seines riesigen Körpers erinnerte Arno Sylvie an ein Hündchen, das soeben von den Zitzen der Mutter getrennt wurde. “Ich dachte … Ich dachte …”, stammelte er.
Kaspar starrte ihn an, sagte aber nichts.
“Und ich habe geglaubt, Henri wäre ein Dummkopf”, stellte Sylvie fest. “Ich werde mir einen Platz zum Schlafen suchen. Ihr beide könnt meinetwegen die ganze Nacht herumstreiten.”
“Du kannst nicht weggehen, Sylvie”, widersprach Kaspar. “Ich brauche jemanden, der die Tür im Auge behält. Allerdings wäre ich froh, wenn du deinen Mund geschlossen hieltest, solange du das tust.”
“Ich kann …”, begann Arno.
“Du kannst die Tür nicht bewachen, weil du mit mir beschäftigt sein wirst”, unterbrach ihn Kaspar. “Oder sehe ich das falsch? Wenn ja, sag es mir jetzt.”
Die Sache zwischen den beiden wurde nun deutlich interessanter, stellte Sylvie fest. Sie nahm sich eine Decke und ein Kissen von dem Stapel in der Ecke und machte sich daraus einen Sitz, auf dem sie sich niederließ, mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt. Wenn die Eunuchen ihr nicht genügend Unterhaltung boten, konnte sie immer noch ihre Pistolen reinigen.
“Kaspar.” Arno stand vom Bett auf. “Können wir wirklich … Ich habe nicht gedacht …”
“Ich werde es dir zeigen”, erwiderte Kaspar.
“Ich habe noch nie …”
“Er wird es dir
zeigen”
, mischte Sylvie sich ungeduldig ein. “Zieh deine Kleider aus.”
Kaspar warf ihr einen drohenden Blick zu. Sylvie machte es sich auf ihrem Platz noch ein wenig bequemer und vollführte eine verächtliche Handbewegung. Daraufhin seufzte Kaspar, beugte sich vor und küsste Arno auf den Mund, wobei er eine Hand so um sein Gesicht legte, dass er Sylvie nicht sehen konnte.
Langsam und sinnlich rieben die beiden Eunuchen ihre Körper aneinander. Sylvie wusste, dass man ihnen beigebracht hatte, das zu tun, weil es ihre Aufgabe war, ihrer Herrin oder ihrem Herrn sowohl körperlich als auch durch ihren Anblick Lust zu bereiten. Doch Sylvie schaute genau hin und erkannte die kleinen Zeichen von tiefem Gefühl in ihren Handlungen: Kaspars Hand, die sich zärtlich um Arnos Schädel legte, Arnos Augenlider, die sich bebend schlossen, und sein kurzes Saugen an Kaspars Kehle, bevor sich ihre Münder wieder vereinten. Sie pressten sich noch enger aneinander, schienen miteinander zu verschmelzen.
Sylvie stellte fest, dass sie nicht
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