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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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selig, ausgerechnet in Frowang geboren zu sein, wo Meister Erik lebte.

Kapitel 9
Ab Ende Hornung 486
    D ie Luft war seidig, man fühlte den Lenz nahen, als Waldur auf dem menschenvollen Frowanger Dingplatz von seiner Tante und seinem Vater feierlich zum Ritter geschlagen wurde. Zur Freude aller Alemannen, die mit ihm nunmehr, verteilt im Reich, über elf Ritter verfügten.
    W ie von Waldur erhofft, traf wenige Tage nach diesem Ereignis zum Neujahrsfest tatsächlich am frühen Vormittag Chlodwig in Frowang ein. Waldur, im hellgrünen Ritteranzug, hielt sich gerade mit einigen Druidenschülern zwischen den Linden der Schlossallee auf, als die Merowingerkarosse angerollt kam. Und kaum standen die Räder still, öffnete sich auch schon der Schlag und Chlodwig sprang aus - lachend, ebenfalls in hellgrün, der traditionellen Neujahrsfarbe, und laut: „Ein glückreiches Neues Jahr euch allen!“trompetend.
Waldur eilte ihm entgegen, und dann umarmten sich die Freunde. Lange, warm und wortlos. Bis Chlodwig die Umarmung löste, um Waldur mit bewegter Stimme zum Ritterschlag zu gratulieren, und im nächsten Moment schon forderte er ihn auf: „Komm, Blutsbruder, lass uns zur Grotte gehen.“
„Ja, willst du denn nicht erst deine Uta begrüßen?“, wunderte sich Waldur, worauf Chlodwig charmant erwiderte:
„Non, mon cher, erst will ich ausgiebig mit dir alleine sein. Nur mit dir. Habe lang genug darauf warten müssen.“
    N ach zwei Jahren hatten sich die Freunde Unendliches zu erzählen. Wie früher saßen sie sich in der Mainhöhle gegenüber, jeder auf seinem Stein und jeder bequem die Unterarme auf den Knien ruhend.
Chlodwig kam bald auf seine politischen Erfolge zu sprechen, wobei Waldur erfuhr, wie gut es ihm gelungen war, sich Syagrius, den römischen Statthalter Nordgalliens, gewogener zu stimmen, und wie er die Zwistigkeiten unter den Frankenfürsten mehr und mehr hatte abbauen können. Die Salier verehrten inzwischen ihren fleißigen, klugen König, die übrigen Franken bewunderten sein diplomatisches Geschick, und alle Nordgallier, einschließlich der Pariser Sippenstämme südlich des Frankenlandes, setzten jetzt auf sein Versprechen, ihnen bei den Besatzern Erleichterungen zu erwirken.
Doch so erfolgreich Chlodwigs Politik, seine Heiratspläne, so berichtete er, waren ins Stocken geraten, Utas Verlobung mit dem sächsischen Ritter war noch immer nicht gelöst. Alles hatte Uta bei ihren Eltern versucht, gebettelt, geschmeichelt und geweint, doch sie waren hart geblieben. Allerdings, und das ahnten Uta und Chlodwig nicht, hätten sie längst nachgegeben, wäre Uta nicht vergangenen Sommer versehentlich über die Lippen geschlüpft, ihr Herz schlage für einen anderen. Gewiss für einen Druidenschüler, der nichts tauge, hatten die Eltern kombiniert, sonst hätte sie ja seinen Namen genannt. Ihr Vater war daraufhin nach Frowang geritten und hatte einen Lehrer bewegen können, auf Uta dahingehend ein Auge zu haben. Hilibrand indes war neben Waldur als einziger in die Romanze eingeweiht, und seit er als Kronprinzenschüler wieder die Druidenschule besuchte, hatte er die heimlich Verliebten so gut abgeschirmt, dass dem Lehrer die Aufgabe schwer geworden war.
„Ein feiner Mensch, dein Cousin“, erkannte Chlodwig ihm an, „er fragt nicht viel, sondern hilft. Ohne ihn hätten Uta und ich uns seit vergangenem Sommer nicht halb so oft treffen und uns kein einziges Mal schreiben können. Zum Glück ist ihr Studium in vier Wochen beendet, und sie meint, dass ihre Eltern dann doch der Entlobung zustimmen, ihre Mutter hat Entsprechendes angedeutet. Nicht auszudenken, wenn sie es nicht täten.“
Darauf erkundigte sich Waldur besorgt: „Einst hattest du vor, sie unter diesen Umständen zu entführen, würdest du sie das denn heute noch?“
Das Gesicht in die Hände vergraben, seufzte Chlodwig: „Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Uta bedeutet mir alles, aber diese Konsequenz dann für mich!“
Den Thron würde es ihn kosten, kein keltisches Volk hätte je einen Entführer auf seinem Thron geduldet. Mit einundzwanzig aber wurde man seinerzeit volljährig, und wie alt war Uta? Waldur erkundigte sich: „Wann wird Uta denn mündig?“
„Erst in fünf Monden, im Heuert.“
„Schon im kommenden Heuertmond? Aber bis dahin könnte sie sich doch leicht für dich freihalten.“
„Wenn es das nur alleine wäre, mon ami“, klagte Chlodwig, „wenn es das nur alleine wäre.“
Waldur wurde klar, dass Chlodwig noch mehr

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