Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)
Schuld. Dennoch erlaube ich mir, Euch um die Hand Eurer Tochter zu bitten.“
Das verschlug dem Thüringer die Sprache, und selbst den Umherstehenden blieb der Mund aufstehen - Uta und der junge Merowinger? Dann aber beugte sich der muskulöse Thüringer laut lachend zurück und deutete anschließend höhnend mit dem Finger auf Chlodwig: „D u ? Och nee, ausgerechnet du?“
Darauf wurde und sah Chlodwig rot, wollte ihm eine Beleidigung an den Kopf werfen, doch Waldur trat reaktionsschnell vor und mahnte den Thüringer: „Ich bitte um mehr Respekt, Graf Rhoder, Ihr sprecht mit einer Majestät.“
„Eine Majestät?“, spottete der, „gerade mal ein Junker, dieser aufgeblasene Phrasendrescher.“
„Vater, bitte“, flehte die jetzt wachsweiße Uta, „wir lieben uns, Vater, und wir . . “
Der gebot ihr zornig Einhalt: „Kein Wort mehr! Hast du vergessen, was dieser Schurke seiner Mutter angetan hat? In den Tod hat er sie getrieben!“
Jetzt wollte sich Chlodwig auf ihn stürzen, doch Waldur umschlang ihn blitzschnell und hielt ihn zurück.
„Ich fordere Euch heraus!“, schrie Chlodwig den Thüringer mit sich überschlagender Stimme an und vergaß sich dann vollends: „Ich dreh dir den Hals um, ich quetsch dir die Gurgel zu!“
Er schrie und tobte immer hysterischer in Waldurs Umklammerung, während Rhoder seine verzweifelt nach Chlodwig rufende Tochter mit sich auf den Kutschbock hoch zerrte, sie dann neben sich auf die Kutschbank drückte und schließlich den Rössern die Peitsche gab.
Noch immer von Waldur umfasst, konnte Chlodwig der davonfahrenden Kutsche nur nachstarren - wütend, verzweifelt.
N ach dieser Tragödie benötigte Chlodwig in Frowang eine volle Woche, um einigermaßen zu sich selbst zu finden. Währenddessen focht er schmerzliche Kämpfe mit seinem Gewissen aus - soll er Uta gewaltsam aus ihrem Elternhaus holen? Die Folge wäre nicht nur sein Sturz vom Thron, auch seine erstrebte Frankenvereinigung wäre damit zunichte. Aber er will und kann nicht leben ohne seine Uta, klagte er wieder und wieder, und dann die Vorstellung, Uta in den Händen dieses Grobians, ihres Vaters. Non, non, non, er darf Uta jetzt nicht im Stich lassen. Aber sein Volk? Non, alle Franken?
Waldur konnte ihn zwar nicht trösten, dafür war sein Schmerz zu heftig, doch er riet ihm mit Einfühlung, er möge sich für sein Volk entscheiden.
Im Kopf letztendlich Waldurs Rat angenommen, das Herz jedoch voller Pein und Zweifel, reiste Chlodwig schließlich zurück nach Tournai.
R estlos entschlossen, ob er Uta wirklich kampflos aufgeben soll, war Chlodwig nach seinem Eintreffen auf der Merowingerburg noch immer nicht. Bis ihm eine Woche später diese Entscheidung wider seinen Willen abgenommen wurde. Es war Ostern, als ein Herold ihm eine Schmuckrolle von Graf Rhoder überreichte, und in der stand mit schönen Lettern geschrieben, Uta werde heute, am Ostermontag, mit ihrem langjährigen Verlobten, dem noblen Ritter Claus, getraut.
Zunächst war Clodwig ob dieser Nachricht wie gelähmt. Damit hatte er seine Uta endgültig verloren.
Erst nach Stunden kam langsam Zorn in ihm auf - ihr Vater hatte sie ihm geraubt! Sie ihm aus den Armen gerissen, vor seinen Augen entführt und dann heimtückisch mit einem anderen verheiratet. Gegen Utas Willen und mit brutaler Gewalt. Dieser affenartige Muskelprotz von Thüringer!
Zusätzlich begannen in den nächsten Tagen Rhoders öffentliche Beleidigungen in ihm zu sengen, bis er in Zornesflammen stand. „Verfluchter Thüringer“, hörten ihn nun seine Hofleute durch die Burg wüten, „dir zeig ich’s, von wegen Junker! Euch allen zeig ich’s, euch allen!“
Das Verhängnisvollste aber, mit dieser Zornesbrunst begann sein alter, keineswegs umgewandelter Ehrgeiz, sich wieder zu regen, zunächst nur zaghaft, doch wehe, Chlodwig bietet ihm Nahrung.
E r tat es nicht. Vielmehr beschwichtigte er sich weitgehend und lenkte sich dann ab. Was ihm am besten durch umfangreiches politisches Wirken gelingen konnte, das war ihm klar. Die Frankenvereinigung, oui, die nahm er sich nun energisch vor. Sie bedurfte nur noch letzter, allerdings äußerst heikler Vorbereitungen, die er jetzt alle in Angriff nehmen wird. Umgehend. Schon, weil er bei den Göttern endlich sein diesbezügliches Versprechen einlösen will. Und seinem Volk sowie den anderen dreizehn Frankenstämmen sei er es ebenfalls schuldig.
Sollte sein Ehrgeiz nun doch etwas Nahrung finden? Es sah danach aus, denn in Chlodwigs Schädel deutete
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