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Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Titel: Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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eine breite Treppe, die sie in die Dunkelheit hinab stolperte. Der Büttel vor ihr verdeckte das Licht durch seinen Körper. Mit jeder Stufe drang weniger Licht aus der Kapelle, sodass Luzia bald im Dunkeln tappen musste. Schale Luft empfing sie. Die Treppe wand sich immer tiefer. Das konnte doch unmöglich zur Kapelle gehören! Unscharf erinnerte sie sich, dass vor der Kapelle hier eine Burg gestanden hatte. Dieser Keller musste Teil der alten Burg sein.
    Sie kamen in einem düsteren Korridor heraus, von dem rechts und links Türen abgingen. Ehe sie sich versah, schob eine Hand sie durch eine der Türen hindurch. Das Bündel wurde ihr vom Rücken gerissen. »Lass ihr das Licht da«, hörte sie noch. Der Büttel stellte die Kerze neben die Tür und schlug sie zu. Ein Schlüssel rappelte im Schloss. Schritte entfernten sich. Rumms! Die Klappe fiel zu. Dann nur noch Stille. Luzia war allein.
    Zuerst wollte Luzia überhaupt nicht glauben, was da mit ihr geschah. Die hatten sie hier herunter in den Keller der Kapelle geführt und eingesperrt. Einfach so. Wie war sie bloß in diese Situation geraten, wo sie doch sonst immer so vorsichtig arbeitete? Wut kochte in ihr hoch und sie musste sich zusammenreißen, nicht mit dem Fuß und den Fäusten gegen die Tür zu trommeln. Sie atmete tief durch. Meistens half das, diesmal nicht. Sie war hinterher noch immer so wütend wie vorher.
    Mit aller Macht beherrschte sie sich. Sie konnte sich wenigstens umsehen. Fenster waren hier, mehrere Stockwerke unter der Erde, nicht zu erwarten. Die Tür bestand aus fest gefügten, stabilen Holzbalken. Natürlich war abgeschlossen, prüfte sie mit der Klinke, sie hatte doch den Schlüssel im Schloss gehört. In einer Ecke lag Stroh, das muffig, aber nicht faulig roch, ein Eimer stand in der anderen Ecke. Zum Glück war es trocken, Feuchtigkeit zerfraß einem die Lungen und tötete einen, wenn man länger eingekerkert war. In manchen modrigen Verließen lauerte der Aussatz. Sie war noch nie in den Genuss eines Gefängnisaufenthaltes gekommen, ihr wurde jedoch schon genug darüber berichtet. Kälte kroch in ihre Eingeweide und ließ die Knie weich werden. Jeden Moment konnte die Tür aufgehen und ihr Schicksal sie ereilen.
    Luzia kauerte sich auf das Stroh und wartete.
    Aus Furcht hielt sie still und umschlang die Knie mit ihren Armen. Bald würde jemand kommen. Die Zeit verging. Niemand kümmerte sich um sie. Nach einer Weile hielt die Angst sie nicht mehr so fest in ihrem Griff, Luzia stand auf und sah sich um. Das Licht bestand aus bestem Bienenwachs, eine teure Kirchenkerze, daran hatte sie länger als die ganze Nacht. Gut. Um sie herum erhoben sich grob verfugte Wände aus geschlagenem Stein. Luzia wartete. Das Wachs brannte quälend langsam herunter. Ihre Aufregung verging, machte Langeweile Platz. Irgendwann bettete sie sich auf die Liegestatt und wartete dort.
    ---
    Lukas titrierte sorgfältig Säure in einen Kolben, als die Tür zum Laboratorium hinter ihm klappte. Am liebsten arbeitete er in den Stunden nach Mitternacht, weil niemand ihn da störte. Er ließ sich in seiner Arbeit nicht ablenken, bis die leichten Schritte seiner Schwester hinter ihm anhielten. »Lukas …«
    »Scht!«, brachte er sie zum Schweigen und zählte weiter. Genau hundert Tropfen. Er legte die Pipette zur Seite und drehte sich zu ihr herum. »Ja, Liebes.«
    »Lukas, es ist etwas Furchtbares passiert!«
    Ihr Gesicht beschrieb genau das. Irritiert breitete Lukas seine Arme aus und zog sie zu sich heran. »Was denn nur, Kleines?«
    »Die Schultheißin wurde gestern verbrannt.«
    »Ja, das wissen wir doch. Sie hat das Kind ihrer Schwester ermordet und die Ernte ihres Schwagers vernichtet. Dafür gebührt ihr Strafe. Darüber waren wir uns einig.«
    »Lukas, Balthasar Noß war es, der sie richtete.«
    Unwillkürlich hielt Lukas die Luft an und presste seine Schwester an sich. Balthasar Noß! Der Inquisitor des Fürstabts von Fulda. »Unmöglich.«
    »Wenn ich es dir sage!«
    Er fasste Magdalene an den Schultern und hielt sie vor sich, um in ihre Augen zu blicken. Unter seinen Fingern spürte er das Zittern ihres Körpers, ihre Pupillen starrten ihn unnatürlich geweitet an. »Nein, Magdalene. Noß amtiert in Fulda. Wir befinden uns nicht mehr unter der Herrschaft des Fürstabts, hier bestimmt der Erzbischof von Mainz. Wer weiß, ob die beiden sich überhaupt kennen. Noß würde niemals das Territorium seines Gönners Dernbach verlassen. Die Ritter befehden ihn und

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