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Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Titel: Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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Haselruten«, sagte er. »Die halten was aus, zerfasern und brechen nicht so schnell.«
    Der Erste kniff sie schmerzhaft in die Brust und ging lachend um sie herum. »Eine Hexe ist nicht mehr wert als ein abgebalgter Fuchs. Man lässt den Jagdhunden ihren Spaß damit!«
    »Wir sind die Jagdhunde des hohen Herrn. Oft lässt er uns den Spaß. Und für all den Spaß, den wir haben, werden wir aus deiner Börse auch noch gut bezahlt.«
    Zusammen schlugen die Männer Halterungen für Fackeln in die Wand, wobei sie ihr immer wieder Blicke zuwarfen, ihren Körper verhöhnten und beschrieben, was sie damit tun würden. Einer haute mit dem Hammer auf ein Stemmeisen, so wolle er auch sie gerne nageln. Luzia unterdrückte ein Schluchzen und konzentrierte sich darauf, die Handgelenke zu entlasten. Nach einer Weile gingen die Männer, wobei einer ihr noch kräftig auf den Hintern klatschte, dann war sie allein. Sie ließen die Tür nur angelehnt.
    Luzia roch überhitztes Metall. Das Kohlebecken stand so nahe, dass ihre Haut trocken und heiß wurde. Auf der anderen Seite zog kalte Luft an ihrem Rücken entlang und ließ sie frösteln. Immer wieder stoben Funken aus der Glut und manche trafen sie. Sie legte den Kopf in den Nacken und biss sich auf die Lippen, um nicht laut aufzuheulen. Vielleicht hatte der Zentgraf gar nicht so unrecht, sie war eine Diebin und verdiente Strafe. Im Gefängnis kam man nicht einfach zurecht, Vater brachte es ein steifes Bein. ›Respekt beibringen‹ hatten es die anderen genannt. Die Wärter ignorierten seine Schmerzen und bis sie ihm endlich den Arzt erlaubt hatten, konnte der nicht mehr viel machen. Vater sah das pragmatisch. Dieben werden die Hände abgehackt, pflegte er zu sagen, da habe er es doch noch gut getroffen. Auch sie wusste, dass sie Unrecht tat. Wenn sie Glück hatte, konnte sie den Zentgrafen überzeugen, dass sie keine Hexe war. Aber die Strafe als Diebin war wohl unausweichlich. Und wenn man ihr nun die Hand abschlug?
    Lautlos stand auf einmal der Zentgraf wieder hinter ihr und er roch tatsächlich nach Bier, als er sich um sie herumbewegte. Sanft fasste er ihr Kinn und sah ihr in die Augen. »Willst du mir noch etwas sagen, bevor ich für heute die Kapelle verlasse?«
    Wenn er das Gebäude verließ, war sie allein mit den Bütteln. Er brachte es fertig und ließ sie hier einfach so hängen. So viel Angst sie auch vor ihm hatte, sollte doch er lieber da bleiben als die Beiden. Fieberhaft dachte sie nach, womit sie ihn halten könne. Genau das sah er in ihren Augen und lächelte. »Du stiehlst also Dinge, ohne dass jemand es merkt. Du öffnest Schlösser ohne Schlüssel. Und wenn ich jetzt eine Probe von dir fordere?«
    »Ja! Ja, ich kann es. Sagt mir, was ich tun soll. Ich werde es machen.«
    »Oh, so eifrig, Kleines? Nun, dann werde ich eine Probe verlangen. Du sollst etwas aus einem Schrank stehlen. Was brauchst du dazu?«
    »Meine Dietriche. Ich muss auf Armeslänge an den Schrank herankommen, das ist alles. Mehr nicht. Ich öffne alles, was Ihr Euch ausdenkt!«
    Mit einer großartigen Geste, wie der Zauberer das Kaninchen aus dem Hut, zog er einen kleinen Schlüssel aus der Tasche seines langen Gewandes und hielt ihn vor ihr Gesicht. »Wenn du versprichst, ganz lieb zu sein, machen wir einen netten Ausflug. Oh nein, Kleines, es ist noch nicht vorbei. Wir beide werden brav hierher zurückkommen, wenn du getan hast, was ich von dir verlange. Ich will sehen, was du kannst und wie du dich beträgst. Danach unterhalten wir uns noch ein wenig und ich lege deine Strafe fest. Die hängt ganz davon ab, was du tust.«
    Er schloss die Handschellen auf, Luzia sank auf ihre Fersen zurück und dann auf den Boden. Was er auch beabsichtigte, sie war ihm dankbar. So dankbar, dass sie ihm am liebsten die Hände geküsst hätte.
    Er deutete auf einen Korb, den sie überhaupt nicht bemerkt hatte. »Zieh dich an«, sagte er und ging hinaus. Eine befremdliche Unrast ergriff sie. Sie wollte nur weg, so schnell es ging. Am ganzen Körper zitterte sie und spürte nicht einmal mehr die Schmerzen in Schultern und Gesicht. In dem Korb lag obenauf ein graues Kleid und sie hatte sich noch nie so schnell angezogen. Die Unterwäsche plusterte sich üppig, alles passte nicht recht und war unbequem. Wollkniestrümpfe hatte sie das letzte Mal als Fünfjährige getragen. Das waren die Sachen einer Betschwester.
    In dem Moment, als sie an die hornige Hand des Wachmannes dachte, schloss sie auch noch das oberste

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