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Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Titel: Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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dir gedacht, Jungfer Magdalene. Mit solchem Wissen tut man nichts Gutes. Mag sein, dass gottesfürchtige Männer das in einem Kloster aufgeschrieben haben, aber für die Laien taugt es nicht. Wie viel Unheil man damit anrichten kann!«
    Empörung trat in Magdalenes Augen, ihre Wangen röteten sich und sie öffnete den Mund, aber gleich darauf fixierte sie wieder ihre Tasse und zog die Schultern ein. »Unheil will ich nicht damit hervorrufen, auf gar keinen Fall. Es steht ja genau geschrieben, welche Kräuter Gift enthalten. Nur Heilkräuter bestelle ich mir vom Apotheker oder dem Kräuterweib.«
    »Dem Kräuterweib traue ich nicht von hier bis da!«, ereiferte sich die Nachbarin. »Letztens brachte sie als Petersilie die Giftpetersilie, die Bauchgrimmen und Brennen im Mund macht. Dabei weiß man doch, dass nur die krause aus den Klostergärten ohne Reue genossen werden kann. Wer weiß, vielleicht war’s Absicht? In Miltenberg wurde vor Jahren eine verbrannt, weil sie ihre Schwiegermutter und die Schwägerin vergiftet hatte mit selbstgesuchten Kräutern. Nein, mich graust vor jedem, der sich Wissen anmaßt über Kräuter. Ich benutze nur meine eigenen aus dem Garten.«
    Das so hübsche Gesicht verzog sich in Selbstgefälligkeit, doch gleich darauf lächelte die Nachbarin süß und sah dabei Lukas an. Hatte er sich diesen Moment nur eingebildet? Er musste mehr unter Menschen, ganz eindeutig. Jetzt unterstellte er der lieben Frau Gehässigkeit, wo sie es doch nur gut meinte.
    »Für große Gesellschaften gibt man am Hof mehr aus für Kräuter als für Fleisch und Gemüse zusammen«, warf er ein. »Da herrscht Bedarf an Kräuterweibern. Ein Garten allein kann das nicht erwirtschaften. Sicher mag es böse Weiber geben, die ihre Liebsten ermorden, aber ihrer Kundschaft werden sie das nicht antun. Das verdirbt das Geschäft!« Er lachte.
    Die Nachbarin stimmte ein, jedoch Magdalene hob mit unbewegter Miene ihre Tasse und leerte sie. Sie stand auf, neigte den Kopf und entschuldigte sich. Was genau sie der Gesellschaft vorzog, war in ihrem Murmeln nicht zu verstehen, mitten im Satz hatte sie den Raum schon verlassen.
    »Ich weiß, es ist ihr nicht wohl«, sagte Lukas mehr zu sich selbst.
    »Wenn sie nicht darüber spricht, wird es wohl ein Frauenleiden sein. Lass sie gehen«, bemerkte Frau Cäcilie, die es gehört hatte. »Nein, ich redete nicht von bösen Weibern. Die gibt es, wie es böse Kerle gibt,
    die ihre Liebsten erschlagen. Das tun Menschen seit Kain und Abel. Sonst bräuchten wir keine Gerichte. Was ich meine, sind Hexen. Die morden wahllos, nur um des Mordens willen, um Gottes höhere Ordnung zu zerstören. Meist kann man es ihnen nicht nachweisen und schnell damit Schluss machen. Wie lange brauchte es, bis die Schultheißin enttarnt wurde und sie ihre Strafe bekam für den Mord an den Säuglingen? Wie sehr sehne ich mich nach einem Kind - und dann stelle ich mir vor, eine Bestie bringt es mir um, nur weil sie Spaß daran hat!«
    »Entsetzlich«, meinte Lukas, dem es nicht gefiel, welchen Verlauf das Gespräch nahm. Genau das war wohl der Grund, warum Magdalene den Raum verlassen hatte. Angestrengt suchte er nach einem anderen Thema. »Hast du nicht vor einer Woche deinen Geburtstag gefeiert, Frau Nachbarin?«
    Das Lächeln, das jetzt ihr Gesicht überzog, war das Schönste, was Lukas seit Monaten gesehen hatte. Ihre Zähne blitzten, die Lippen versprachen samtige Weichheit und die Augen strahlten von innen heraus. »Sechzehn wurde ich. Meine Mutter schenkte mir ihre Zinnteller als Trost, weil ich doch nicht feiern konnte. Dieses Trauerjahr - es macht mir das Leben so verdrießlich.« Auf einmal sah sie so unglücklich aus, dass Lukas spontan nach Tränen in ihren Augenwinkeln forschte. Einen Moment lang wünschte er sich, sie würde weinen, damit er ihr mit dem Finger über die Wangen streichen könne, um die Feuchtigkeit wegzuwischen. Unabsichtlich lag seine Hand auf der ihren, streichelte sanft ihre Finger. Wie zart sie sich anfühlten!
    Ihr Blick fiel auf seine Hand und schnell zog er sie weg. Er räusperte sich. »Äh … ein schlimmer Verlust. So jung musste er von uns gehen.«
    »Mein Gemahl ging auf die Siebzig zu.«
    »Äh, ja. Das Leben ist viel zu kurz. Doch auch die Trauer geht vorbei und das Leben muss weitergehen. Du wirst das Haus behalten?«
    »Es ist das einzige, was er mir hinterließ. Nur Glück, dass ich den Knecht loswurde. Der unverschämte Grobian wagte doch, mir Avancen zu machen! Ich solle

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