Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)
ihren Hals wie eine Feuerlohe. »Du rasierst, ich suche das Mal. Das kann überall sein, da müssen wir sorgfältig suchen. Mag der Herr Zentgraf sagen, was er will, ich lasse keinen Satansdreck unberührt. Das Böse muss zerstört werden. Vor dem Scheiterhaufen soll sie drei Tage büßen, während Seine Gnaden für ihr Seelenheil betet. Wir dürfen dann alles nachholen, was er in seiner Frömmigkeit vergaß. Stell sie dir vor, wie sie wollüstig dem Satan ihre Kehrseite hinstreckt. Weißt du noch, wie Abt Hieronymus sagte, das Gift des Teufels könne nur vom Saft eines Rechtschaffenen fortgespült werden? Das ganze Wachbataillon nahm die Hexe in diesen drei Tagen, genug Rechtschaffene für den größten Teufel. Viermal war ich dabei und musste Schlange stehen. Ihr Blut sprudelte auch die letzten Reste des teuflischen Giftes aus ihrem zerrissenen Schoß. Trotzdem sengte der Zentgraf ihn am letzten Tag eigenhändig mit einem weißglühenden Pfosten rein. Auf dem Weg zum Scheiterhaufen brennen wir ihre Makel weg. Ich liebe den Geruch, wenn sündiges Fleisch sich in Rauch auflöst und gereinigt zum Himmel aufsteigt.«
Er quetschte ihre Brustwarze und der andere kniff in ihre Scham, bis sie mit einem dumpfen Stöhnen in die Knie ging, wodurch zusätzlich ein scharfer Schmerz durch ihre Schultern schoss. »Der Herr Zentgraf Noß lässt die Schande besonders tief ausbrennen, mehrfach, sodass nichts übrig bleibe. Bald siebenhundert Hexen überantwortete er dem reinigenden Feuer. Die verstockte Hexe muss zusehen, wie ihre sündigen Brüste, die befleckte Scham und die lügnerische Zunge herausgerissen vor ihr auf dem Scheiterhaufen brutzeln. Wenn sie die Augen zukneift, lässt er die Lider abschneiden. Sie soll sehen, was der Lohn der Sünde ist.«
Wie auf ein geheimes Zeichen ließen die beiden von ihr ab und traten hinaus. Hilflos schluchzte Luzia, Tränen liefen ihr die Wangen herunter. Tropfen Urin hatten sich herausgestohlen, obwohl sie sich so sehr bemüht hatte, vor Angst nicht die Kontrolle darüber zu verlieren. Jetzt fühlte sie die Flüssigkeit kalt auf ihren Schenkeln. Die Handgelenke waren durch ihr Zerren an den Fesseln aufgeschürft und brannten, die Schultern taten weh und die Knie bebten. Wenn der Zentgraf eine dumpfe Furcht in ihr hervorrief, vor diesen beiden Männern zitterte sie mit kreatürlicher Angst. Jetzt wusste sie ganz genau, was sie erwartete. Kein Herumgerede von Läuterung und notwendigem Schmerz. Sie sollte grausam zu Tode gefoltert werden, bis kaum noch etwas übrigblieb, das sich zu verbrennen lohnte. Auf das bisschen Gnade in den letzten fünf Minuten konnte sie dann auch noch verzichten! Ein Stöhnen löste sich aus ihrer Kehle, von dem sie kaum glauben konnte, dass es zu ihr gehörte. Wenn sie hier weiter hing wie ein Schwein im Schlachthof, dann würde sie noch ganz andere Töne von sich hören.
Eine jähe Entschlossenheit löste ihre Verzweiflung ab. Sie war keine Hexe! Wenn ihre Gabe etwas war, dann Talent und harte Übung. Ich wette mein Leben, dass es eine Gottesgabe ist, schwor sie sich. Wenn Gott es will, lässt er mich gewinnen. Topp, die Wette gilt. Zuerst atmete sie tief durch und beruhigte ihren bebenden Körper. Mit geschlossenen Augen verbannte sie die Welt um sich herum und konzentrierte sich. Luzia, du hast eine Stunde. Die Schmerzen in ihren Schultern, die aufgescheuerten Handgelenke, die brennenden Striemen auf ihrem Hinterteil und das klebrige Gefühl, das die Hände der beiden Männer hinterlassen hatten, das alles schob sie von sich. Bitte, lieber Gott, wenn du mich siehst, hilf mir! Eine bisher nie dagewesene Klarheit erfüllte ihren Geist. Sie bog ihre Füße so, dass sie nur noch auf den Zehenspitzen stand und die Kette an den Handschellen die Spannung verlor. Mit der Rechten umfasste sie die Kette und zog sich hoch. Die Muskeln zitterten vor Anstrengung, aber es gelang. Sie konnte mit der Linken ihre Haare erreichen und die Haarnadel, die sie darin vergessen hatte. Erleichtert ließ sie sich auf die Ballen herab. Triumph erfüllte sie und ließ sie die Schmerzen vergessen, die sie bis dahin nur verdrängt hatte. Mit breitem Lächeln sah sie auf die Nadel. Ihre Rettung! Doch dann zerbrach das Lächeln in ihrem Gesicht. Sie hatte den Schlüssel und kam nicht an das Schloss.
Erst mal nicht daran denken. Mit den Fingerspitzen und der Handschelle als Widerlager bog sie die Haarnadel zu einem Haken. Jetzt konnte es losgehen! Schmerzhaft verrenkte sie die Finger, um
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