Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)
Gefallen?«, fragte Trine atemlos.
»Geh weg, Trine. Zum Müller ging ich zwar, jedoch ließ ich mir von ihm fünfzig Gulden schenken für meine Warnung. Zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern fuhr er mich über die Grenze. Er wanderte zurück, um die Mühle nicht allein zu lassen, seine Frau fand Unterschlupf bei Verwandten in Marburg. Und ich bin jetzt hier und schleppe heißes Wasser.«
»Badefrau ist sie, und die beste in ganz Mainz«, lobte Trine sie mit einem Lächeln. »Hätte auch nicht gedacht, dass du dich für ein Paternoster verkaufst. Da gäbe es hier viel bessere Gelegenheiten.«
Allerdings. Kurz dachte Luzia an die vielen unbekleideten Gestalten, die Frieda zu sehen bekam. So mancher war dabei, der sich seinen Spaß mit der Badefrau machen wollte und sie dabei nicht ganz schicklich anpackte. Und so manche Badefrau erwarb sich den einen oder anderen Nebenverdienst, der mit Baden nicht so viel zu tun hatte. Nur waren diese Damen bekannt und wurden lediglich in bestimmten Stuben geduldet. Und eine solche hätte Theresa nicht so herzlich aufgenommen.
Nun hatten Trine und Frieda noch von alten Zeiten zu schwatzen, bis Frieda sich verabschiedete und die Reste ihres Brotes mitnahm.
»Das war es, warum ich nach Mainz kommen sollte?«, fragte Luzia.
Trine schüttelte den Kopf. »Nicht deswegen.«
Die Hintertür ging auf und ein Mädchen, nur wenig jünger als Luzia, kam herein. Sie trug einen Eimer bei sich, den sie scheppernd in eine Ecke stellte. Trine stand auf. »Das ist Gerlinde. Ihretwegen sind wir hier.«
Als sie die Besucher sah, hellte sich das Gesicht des Mädchens auf. Sie kam strahlend näher und umarmte Trine, dann gab sie Luzia die Hand. Gerlinde besaß nicht die massige Statur ihrer Mutter, aber auch nicht die Sehnigkeit ihres Vaters, sondern bildete eine attraktive Mischung aus beiden: schlank, aber an den richtigen Stellen herrlich ausgepolstert. Es wunderte Luzia, dass sie noch im Haus ihrer Eltern wohnte.
»Gerlinde, erzähle bitte meiner Bekannten, womit du deinen Unterhalt verdienst.«
Das Mädchen knickste, als ob sie aus einem vornehmen Haushalt käme, dabei trug sie doch Sachen, die schon bald nur noch als Lumpen zu bezeichnen wären. Allerdings sah alles gut geflickt aus, wenn auch ziemlich schmutzig.
»Ich stehe in Diensten Seiner Exzellenz, des Herrn Erzbischofs. Der Frühjahrsputz wird bald vorüber sein. Heute schickte mich der Haushofmeister auf den Dachboden. Dort liegen in großen Stapeln Pergamente, ich sollte sie sortieren nach dem Adressaten und in verschiedenen Kisten verstauen. Er beauftragte mich damit, weil ich lesen kann. Das ganze Durcheinander soll fortgeschafft werden in ein Kloster ein Stück rheinauf, damit Seine Exzellenz Platz genug bekommt für seine eigenen Papiere.« Sie sah an ihrem Kleid herab. »Normalerweise trage ich andere Kleider. Aber auf dem Dachboden ist es so staubig …«
Trine legte ihr einen Arm um die Schultern. »Gerlinde genießt das Vertrauen des Haushofmeisters. Sie wird mit den wichtigsten Tätigkeiten betraut. Ihre Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass genügend Kräfte da sind, um den Palast so rein zu halten, wie es Seine Exzellenz verlangt.«
Jetzt verstand Luzia. Wenn es Arbeit im Palast des Erzbischofs gab, brachte Gerlinde Arbeitskräfte in die Residenz hinein.
Das kam ihr sehr gelegen. Sie lächelte Gerlinde an. »Ich glaube, wir werden gute Freundinnen werden.«
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Die Stadtwachen schlossen die Tore unmittelbar nachdem ihre Kalesche Amorbach erreicht hatte und Luzia fühlte sich genauso durchgeschüttelt wie auf dem Weg nach Mainz. Diesmal fürchtete sie keine Erkennung durch die Büttel, denn sie trug die Tracht einer Bäuerin mit fest um das Gesicht geschlungenem Gebinde. Dadurch wirkten ihre Wangen voll und die Stirn niedrig. Niemand würde so die Diebin erkennen, nach der noch immer gesucht wurde. Zum Glück nicht mehr so dringend, denn anderes beschäftigte die Gemüter, man munkelte, die Schweden kämen zurück. Als die Kalesche vor dem Herrenhaus hielt, stieg Luzia ganz offen mit Trine aus, obwohl noch Zuschauer auf der Straße gingen. Vorsichtshalber versteckte sie ihr Gesicht doch halb hinter dem Bündel, das sie auf ihre Schulter hievte. Darin befanden sich ihre Kleider und einige Brote, die Theresa ihnen unbedingt auf die Fahrt mitgeben musste.
Als sie die Tür unverschlossen fand, machte Trine ein misstrauisches Gesicht.
Der Kutscher lärmte gehörig beim Öffnen des Tores zu den
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