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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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davon! Besinnt Euch auf Euer Versprechen, werter Sigmund, denn nur gemeinsam können wir die frommen Kinder unseres schönen Landes Tirol vor den Auswüchsen dieses Mannes beschützen …«
    Johannes konnte nicht weiterlesen, so eindringlich stand plötzlich das Bild des finsteren Dominikaners vor ihm. Einmal war er unfreiwillig Zeuge geworden, wie ein heftiger Schmerzanfall den Pater Institoris beinahe zu Boden gestreckt hatte. Sicherlich kein Zufall, dass er ausgerechnet an diese unangenehme Begebenheit dachte, denn auch in seinem Schädel stach und pochte es heute aufs Unangenehmste – nicht zum ersten Mal übrigens. Vielleicht konnte ihm van Halen mit seinen Arzneien helfen, einer der Wenigen hier am Hof, für den er beinahe so etwas wie Sympathie verspürte.
    Schon nachdem Johannes das Kontor mit seinen staubigen Aktenstößen verlassen hatte, fühlte er sich besser, trotzdem setzte er seinen Weg fort, bis er endlich im Quartier des Medicus angelangt war. Van Halen schien es nichts auszumachen, wie einfach er untergebracht war; früher hatten hier einmal die herzoglichen Kutscher gehaust, und die Anmutung einer Remise haftete den Räumen bis heute an.
    Johannes fand den Medicus an einem langen Tisch sitzend, der mit übereinandergestapelten Schriften vollständig bedeckt war.
    »Da hätte ich ja gleich oben im Kontor bleiben können«, sagte er scherzend. »Bei Euch hier unten sieht es auch nicht viel anders aus.«
    »Hab keine Zeit zum Aufräumen, denn ich bin da gerade einer sehr interessanten Sache auf der Spur.« Van Halen legte die Feder aus der Hand. »Das Studium der einschlägigen Literatur ist dabei nur der Anfang. Erst das Ausprobieren in meinem kleinen Laboratorium dort hinten wird zeigen, ob die Theorie der Praxis auch standhalten kann.«
    »Ein neues Heilverfahren? Wogegen, wenn ich so neugierig fragen darf?«
    »Unter Umständen – ja. Und fragt nur! Ich habe ohnehin nicht oft Gelegenheit, über meine Versuche zu reden. Macht diese verdammte Podagra nicht so vielen von uns zu schaffen, sobald wir älter werden? Ich hab mich jedenfalls entschieden, ihr in aller Entschiedenheit den Kampf anzusagen. Ob ich ihn freilich jemals gewinnen kann, steht noch in den Sternen, denn die Substanz, mit der ich hantiere, hat es in sich. Man muss ohnehin stets sehr vorsichtig sein, bis man etwas behaupten kann.«
    Johannes beugte sich tiefer über den Tisch. »Ihr habt da arabische Schriften?«, fragte er.
    »Woher wisst Ihr das?« Die hellen Augen des Medicus blickten erstaunt. »Versteht Ihr Arabisch?«
    »Lediglich ein paar wenige Brocken. Hab mich vor Jahren selbst eine ganze Weile mit Anatomie beschäftigt, da kommt man nicht ganz ums Arabische herum. In meinem Fall endete es allerdings darin, dass ich schließlich feststellte: Die trockene Welt der Buchstaben und Zahlen liegt mir offenbar doch mehr.«
    Van Halen sah ihn aufmerksam an. »Aber diese trockene Zahlenwelt hat Euch sicherlich nicht zu mir geführt. Was kann ich für Euch tun?«
    »Wenn ich das selbst so genau wüsste!« Merwais stieß einen tiefen Seufzer aus und setzte sich neben van Halen. »Da ist dieser merkwürdige Schwindel, der mich seit einiger Zeit in unregelmäßigen Abständen immer wieder überfällt, und mein Kopf fühlt sich dann jedes Mal ganz dumm und heiß an. Mein Herz beginnt zu rasen, die Glieder sind bleischwer...« Er hielt inne. »Was zieht Ihr denn auf einmal für ein Gesicht? Ich bin doch nicht ernstlich krank?«
    Van Halen schwieg, nahm die Hand des Juristen und fühlte ausgiebig den Puls.
    »Euer Zustand erscheint mir in der Tat äußerst bedenklich«, sagte er nach einer Weile. »Umso mehr, weil die Heilungschancen in einem Fall wie dem Eurem gleich null sind, das hat mich jahrelange Erfahrung gelehrt.«
    Johannes starrte ihn entsetzt an. »Unheilbar, wollt Ihr das etwa damit sagen?«
    Der Medicus nickte bedächtig. »Es sei denn …« Er ließ genüsslich eine längere Pause folgen. »Es sei denn, Ihr fasst endlich Mut und legt Euer Herz der heimlich Angebeteten frank und frei zu Füßen.«
    »Woher wollt Ihr das wissen?« Das blasse Gesicht Merwais’ hatte sich gerötet. »Und was, wenn sie sich gar nicht darüber freut?«
    »Ich weiß es, weil ich für Lena ähnliche Gefühle hegen würde, besäße ich nur Euer Alter und wenigstens annähernd Eure Statur. Ob sie sich freuen wird? Das müsst Ihr selbst ausprobieren! Worauf wollt Ihr eigentlich noch warten? Darauf, dass Niklas endgültig als Sieger um Lenas Gunst

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