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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Vater?«, sagte Mali, als sei Rosin gar nicht mehr anwesend. »Das tun diese Leichenweiber doch manchmal.«
    »Ja, sie hat ihn bestimmt gestohlen, meinen schönen Ring.« Ida begann erneut zu schluchzen. »Sag ihr, sie soll ihn auf der Stelle wieder hergeben!«
    »Ihr müsst morgen noch einmal gründlich suchen, sobald die Sonne scheint und es hell genug ist. Dann werdet ihr ihn bestimmt gleich finden.« Der Schweiß rann Rosin inzwischen in dünnen Bächen über den Rücken.
    »Damit sie sich in aller Ruhe mit Mamas Ring aus dem Staub machen kann?« Mali kam drohend näher. »Willst du nicht lieber mal ihren Korb gründlich durchsuchen, Vater? Vielleicht hat sie ihn ja auch irgendwo im Gewand versteckt!«
    »Bring deine Töchter endlich zur Vernunft, Blasius!«, verlangte Rosin, um einiges schärfer. »Du weißt genau, dass ich keine Diebin bin.«
    »Aber wo kann Veverls Ring dann geblieben sein?« Der Blick des Fassmachers hatte sich verändert. Jetzt waren seine Augen misstrauisch und scheel. »Ich hab ihn vorhin doch auch noch an ihrer Hand gesehen.«
    »Ich hab alles gesagt, was ich dazu weiß.«
    Das Weinen der Mädchen wurde lauter. »Vielleicht hätten wir doch lieber die Kohlerin holen sollen«, sagte Blasius. »Denn es ist gar nicht schön von dir, was du da meinen Mädchen antust …«
    Es war mehr als genug. Rosin konnte die Situation nicht länger ertragen. Sie nahm den Korb und verließ wortlos das Zimmer. Auf der untersten Stufe entdeckte sie das kleine Häuflein der bereitgelegten Silbermünzen, überlegte kurz, wollte schon weitergehen, steckte sie aber dann doch ein.
    Ihre Arbeit war getan. Sie brauchte sich für nichts zu schämen. Trotzdem bedeutete es eine Überwindung für sie, in dieser Verfassung an fremde Türen zu klopfen und den Leuten Veverls Tod kundzutun. Man bot ihr Met und Schmalzbrot an, wie die Sitte es gebot, Rosin aber lehnte Speis und Trank ab und war froh, als sie endlich bei der letzten Tür angelangt war. Auf dem Heimweg hockte ihr ein schwarzer Alb im Nacken, der jeden Schritt zur Anstrengung machte. Sie hielt den Kopf gesenkt, in der Hoffnung, möglichst keinen Bekannten mehr zu begegnen, als sie plötzlich von hinten angesprochen wurde.
    »Da schleicht sie herum wie das schlechte Gewissen in Person, dieses ausgeschamte Seelweib, das mich bei den Leuten ausrichten will!« Sich umdrehend erkannte Rosin Margaretes Stiefschwester Gundis, voll erblüht in ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft.
    »Mit dem Tod meiner Schwester hab ich nichts zu schaffen – kapiert? Der Bader, mein Gemahl, wird dir noch das Maul stopfen, wenn du nicht endlich mit deinen Unterstellungen aufhörst.«
    »Ich weiß gar nicht, wovon du redest …«
    »Ach, sie weiß es nicht! Aber deine Busenfreundin, die Hebamme, nimmt das Maul dafür hübsch voll – und woher hat sie wohl alle ihre Weisheiten, wenn nicht von dir? Seid bloß auf der Hut, ihr Weiber, mit euren verderbten Heimlichkeiten, sonst werdet ihr sehr bald euer blaues Wunder erleben!« Verächtlich spuckte sie vor Rosin aus.
    Am liebsten hätte diese sie gepackt und kräftig an den roten Haaren gezerrt, um sie wieder zur Besinnung zu bringen, doch zu ihrer eigenen Überraschung war sie unfähig, auch nur ein Glied zu rühren. Stumm musste sie mitansehen, wie Gundis breitbeinig weiterstolzierte, als habe sie soeben einen entscheidenden Sieg errungen, den Hals stolz gereckt, den Bauch wie eine Kugel vor sich her schiebend.
    Erst als sie schon halb aus ihrem Blickfeld entschwunden war, kehrte wieder Leben in Rosins Arme und Beine zurück. Allerdings fand sie den Alb im Nacken jetzt noch unerträglicher und war erleichtert, als sie endlich mit bleiernen Füßen ihr Haus erreicht hatte und die Tür hinter sich schließen konnte.

     
    Er kam nicht an gegen diesen Kassian, das musste Johannes Merwais sich eingestehen, auch wenn ihn das selbst am allermeisten wurmte. Zweimal schon hatte er ihn in den Laubengängen angesprochen, wo der gefeuerte Küchenmeister sich versteckt hatte, weil dieser nicht damit aufhören wollte, Lena nachzustellen. Das erste Mal war der Jurist noch halbwegs freundlich geblieben, das nächste Mal hatte er bereits gedroht – doch nichts von beidem hatte bislang gefruchtet.
    »Du kannst mir keine Angst einjagen!« Kassian stank nach Fusel und war von oben bis unten verdreckt. »Was faselst du da so dumm daher von tief fallen? Tiefer, als ich jetzt schon bin, geht es doch gar nicht mehr!«
    Er musste sich jüngst geprügelt

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