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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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zusammenzustellen. Wilbeth und ich waren gerade dabei – Hirtentäschel, Silberweide und Frauenmantel. Lauter wirksame Mutterkräuter. Die müssten ihr helfen.«
    »In solche Hofbelange sollten wir uns besser nicht einmischen, Barbara«, widersprach Els. »Sie haben dort einen schlauen Medicus, das weiß ich von Lena. Soll der doch die Herzogin wieder gesund machen!«
    »Ein Mann?« Wilbeth zog die dichten Brauen hoch. »Was versteht schon ein Mann davon, wie eine Frau sich fühlt, die gerade ihr Kind verloren hat und trotzdem so schnell wie möglich wieder schwanger werden soll, weil ein ganzes Land darauf wartet? Die kleine Herzogin soll selbst entscheiden. Ich halte es für richtig, wenn Barbara Lena unsere Kräuter bringt.«

     
    Seit Wilbeth bei ihr gewesen war, fand Hella keine Ruhe mehr. Wie ein Kind, das von der Mutter ausgeschimpft worden war, so kam sie sich vor, dabei hatte sie ihre Eltern doch schon vor vielen Jahren verloren.
    »Bislang haben wir dir niemals dreingeredet, Hella. Aber nun hat die Lage sich verändert. Der Pater ist zurück in der Stadt. Du bekommst ein Kind. Und du verkehrst am Hof. Daran solltest du denken, bevor du dich in neue Abenteuer stürzt.«
    Jeder nahm sich das Recht heraus, ihr den Kopf zu waschen! Auch Andres wollte nicht aufhören mit seinen endlosen Vorhaltungen, was sie zu tun oder zu lassen habe, und Hella war sich beinahe sicher, dass dies nicht nur aus der Angst um sie oder das Ungeborene herrührte. Es schien ihn regelrecht zu stören, dass es jetzt plötzlich etwas gab, das an seiner Wichtigkeit rührte, ein Wesen, so winzig und doch gleichzeitig so mächtig, dass es ihn im Nu auf einen hinteren Rang verwiesen hatte.
    Vielleicht hatte er deshalb so unwirsch auf ihren Wunsch nach neuen Kleidern reagiert, den sie mit dem süßesten Lächeln vorgebracht hatte.
    »Eine Mutter muss nicht schön sein«, hatte seine barsche Antwort gelautet. »Und Putzsucht oder Eitelkeit stehen ihr erst recht nicht zu Gesicht. Trenn einfach ein paar Nähte auf, dann wird es schon noch eine Weile gehen.«
    Wut schnürte Hella den Hals noch jetzt zu, wenn sie an seine Worte dachte. Natürlich hatte sie sich auf ihre Weise an Andres gerächt, als er sich später liebestrunken auf sie stürzen wollte, weil ihm ihre schwerer gewordenen Brüste das Blut noch schneller in die Lenden trieben als bisher.
    »Wir sollten besser eine Weile enthaltsam leben.« Sehr sanft und gleichzeitig unmissverständlich hatte sie ihn weggeschoben. »Um dem Kind nicht zu schaden.«
    »Aber das soll doch erst zum Christfest geboren werden.« Der jäh aufflackernde Argwohn in seinen Augen hatte Hella nur noch mehr in ihrer Haltung bestärkt.
    »Die frühen Monate sind am wichtigsten. Wenn du mir nicht glaubst, kannst du ja Barbara fragen. Die hilft seit vielen Jahren Kindern ins Leben.«
    Andres hatte sich schließlich murrend gefügt und war ohne den üblichen Liebeszoll zurück zur Münze geritten, was Hella als Sieg für sich verbuchte. Lange würde er es so nicht aushalten, das wusste sie. Damit war er über kurz oder lang Wachs in ihren Händen.
    Als es klopfte, dachte sie, es sei Wilbeth, die noch etwas vergessen hatte. Zu ihrer Überraschung stand Leopold von Spiess vor ihr.
    »Ich musste zu dir!« Er drängte sich an ihr vorbei. »Warum hast du mich nicht längst rufen lassen?«
    »Am helllichten Tag? Damit möglichst viele Leute dich kommen und gehen sehen?« Ihr Tonfall war kühl.
    »Ein Kind, Hella – das kannst du mir nicht antun! Oder ist es von deinem Mann? Weiß er etwas von uns?«
    »Die Bethen fragen nicht, ob sie Leben schenken oder nehmen«, erwiderte sie geheimnisvoll, denn sie verspürte allergrößte Lust, ihn bis aufs Blut zu reizen. »Hat die arme Herzogin das nicht gerade erst schmerzvoll am eigenen Leib erleben müssen?«
    »Welche Bethen? Wovon redest du? Ich verstehe dich nicht.« Leopolds Blick war unstet. »Und mit der Herzogin solltest du dich besser erst gar nicht vergleichen. Denn falls du dir etwa vormachst, ich könne dich in diesem Zustand als meine Buhlschaft an den Hof bringen, vorbei an meiner Gemahlin, so hast du dich leider gründlich getäuscht. Alma ist nun mal die Hofmeisterin Ihrer Hoheit …«
    »Das war sie allerdings auch schon, als ich nackt vor dir tanzen und meine Scham berühren sollte, oder nicht? Zum Beischlaf hab ich dir stets getaugt. Für die Folgen aber willst du nicht aufkommen. Die überlässt du dann lieber dem Münzschreiber.«
    »Was hast du denn von mir

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