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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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am Galgenbühel besuchen gehen und dich daran weiden, wie die Flammen lustig an ihr lecken.«
    Für einen Moment sah es aus, als wolle sich die alte Frau auf ihn stürzen, doch Els’ energischer Tonfall hinderte sie daran.
    »Du musst jetzt ganz ruhig bleiben, Bibiana!«, sagte sie. »Um Sebis willen, versprichst du mir das? Unser Elfenkind braucht wenigstens seine nonna. «
    Ein widerwilliges Nicken. »Aber …«
    »Kein Aber. Ich vertraue dir mein Kind an und den Gasthof mit dazu. Warte, bis es Abend wird! Dann bringst du den Kleinen zu Wilbeth und läufst danach zu Lena in die Hofburg, damit sie weiß, was mit mir …«
    Die Büttel ließen sie nicht ausreden. Sie packten ihre Arme, zwangen sie grob nach hinten, banden sie und schleiften Els hinaus.
    »Wir sehen uns wieder!«, rief Bibiana ihr verzweifelt hinterher. »Ich weiß es.«
    Dann ging sie in die Küche zurück, lehnte sich an den großen Tisch, an dem sie immer Gemüse putzte, schälte und schnitt, und begann wie ein Kind verzweifelt zu weinen.

     
    Müde war der Inquisitor, müde. Nur noch müde.
    Sein Appetit war versiegt, sogar die Lust am Bier hatte er verloren, seit er immer das trübe Gebäu trinken musste, das hier im »Schwarzen Adler« serviert wurde. Mit seinen Augen, die brannten, als hätte man Säure in sie geträufelt, stand es auch nicht zum Besten. Manchmal erschien es ihm, als sei ihm all die Schlechtigkeit der Menschen unter die Haut gekrochen und werfe sich dort auf zu großen eiternden Blasen. Aber er durfte trotzdem nicht in seinem unermüdlichen Eifer, seiner gestrengen Wachsamkeit nachlassen! Die Schmerzen im Schädel waren inzwischen zu einem ständigen Begleiter geworden, der ihn mal mehr, mal weniger quälte. Nicht einmal der Schlaf brachte ihm Erlösung, denn Kramer verbrachte die halbe Nacht damit, sich unruhig im Bett hin und her zu werfen in dem Bestreben, den lästigen Dämonen wenigstens ein kleines Schnippchen schlagen zu können und für ein paar gnädige Augenblicke wegzudämmern.
    Missmutig starrte er auf seine Aufzeichnungen. Annähernd fünfzig Beschuldigungen hatte es in Innsbruck gegeben, von denen er die meisten jedoch bereits als großen Haufen auf der linken Tischhälfte aussortiert hatte, weil sie einem Prozess kaum standgehalten hätten. Was er dagegen auf die rechte Hälfte geschafft hatte, besaß alles, was man für ein gelungenes Hexenverfahren brauchte. Sechs Weiber waren es bislang, und das, was man jeder Einzelnen vorwarf, reichte aus, um ihr vielfach den Tod zu garantieren.
    Doch war nicht die Sieben die heilige Zahl? Sieben Tage hatte die Woche, die im Sonntag, dem Feiertag des Herrn, gipfelte, an dem die Messe gelesen wurde. Es gab die sieben mageren und die sieben fetten Jahre, von denen das Alte Testament berichtete; vor allem aber waren es sieben heilige Sakramente, die der Priester den Gläubigen spenden konnte.
    Er nahm das letzte Blatt noch einmal hoch. Hatte langjährige Erfahrung ihm nicht gezeigt, dass es vor allem die Alten waren, die unter der Folter am leichtesten zu brechen waren, weil sie nicht mehr die Kraft und den Mut der Jungen besaßen? Doch reichte der Besitz zauberischer Kräuter und Substanzen als Anklagepunkt auch aus, um die Delinquentin mit Sicherheit den Flammen zu übergeben? Sollte sie allerdings gestehen, in Verbindung mit dem Giftanschlag auf das Herzogspaar zu stehen, wären alle Zweifel für immer verflogen.
    Ein letztes kurzes Zögern, dann landete das Blatt, auf dem der Name Bibiana Brocia geschrieben stand, auf dem kleineren Haufen.
    Des Teufels Großmutter, dachte Kramer und hatte plötzlich die raue Stimme der Spiessin wieder im Ohr, als stünde sie direkt neben ihm. Jetzt bist du fällig, alte Walsche! Vielleicht lässt sich ja auch das verfluchte Teufelsbalg festnehmen, das mich so elend werden ließ, dass ich schutz- und wehrlos der hässlichen Sünde des Fleisches ausgeliefert war.

     
    »Sie haben Lena – Lena!«
    Nur langsam drang in Johannes’ Bewusstsein, was Vily soeben verzweifelt hervorgestoßen hatte.
    »Aber wie kann das sein?«, fragte er. »Das kann doch gar nicht sein!«
    »Genauso ist es aber.« Der Küchenjunge nickte bestätigend. »Ihr wisst es nur noch nicht, weil Ihr nicht da wart. Ich wollte schon gestern zu Euch, aber das Kontor war leer.«
    Johannes hatte die Nacht im Haus des Münzschreibers verbracht mit endlosen, quälenden Gesprächen, die immer um das gleiche Thema kreisten: Auf welche Weise kann man Hella retten? Doch so viel sie

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