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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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sicherer Höhe schauten seine grünen Augen unverwandt auf die Frau und den Mann.
    Die Alte saß gebeugt, als sei die Last zu schwer, die sie drückte, plötzlich aber richtete sie sich wieder auf. »Ich weiß genau, wem wir das alles zu verdanken haben«, rief sie. »Diesem neidischen Pack von gegenüber, das nicht gerastet und geruht hat, bis es uns endlich etwas anhängen konnte. Wenn Ihr die Schuldigen sucht, dann findet Ihr sie im ›Schwarzen Adler‹, schräg gegenüber.«
    Johannes sah sie fragend an.
    »Purgl Geyer und ihr Bruder Dietz. Erst haben sie uns der Zauberei bezichtigt, weil sie etwas Seltsames ausgegraben haben wollen, mit dem keiner von uns hier etwas zu tun hatte. Und jetzt beherbergen sie diesen Institoris, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Ihretwegen ist es hier so leer. Ihretwegen müssen meine beiden Mädchen jetzt Todesängste ausstehen.«
    »Das Wirtshaus gegenüber, sagt Ihr? Dann werde ich auf der Stelle hinübergehen.«
    »Nein, wartet!«, rief Bibiana. »Els hat zur Besonnenheit gemahnt. Wir müssen aufpassen, dass …«
    Johannes griff nach ihrer Hand.
    »Sollen wir etwa dasitzen und feige abwarten, bis sie im Feuer ersticken?«, fragte er. »Das kann nicht Euer Ernst sein! Jede Hoffnung zählt, auch die allergeringste.«
    »Ihr liebt sie wirklich, das kann ich spüren.« In die dunklen Augen Bibianas kehrte ein kurzes Leuchten zurück. »Rettet sie, Johannes – sie und auch meine Els! Niemand hätte es mehr verdient.«
    Merwais wollte gerade aufstehen, als ein Mann hereingerannt kam und rief: »Verschwindet! Schnell – sie wollen Euch holen!«
    Er erstarrte, als er den Juristen erkannte, der seinerseits nicht minder verblüfft auf den Spielmann schaute.
    Niklas war der Erste, der sich wieder fasste: »Ich hab es drüben gehört im ›Schwarzen Adler‹. Ein Büttel hat damit geprahlt, dass die Alte vom ›Goldenen Engel‹ die Nächste sei, der es nun an den Kragen geht, nachdem bereits die Totenwäscherin, die Hebamme, die alte Selachin und die schwarze Els eingelocht seien.«
    Bibiana griff sich an die Brust.
    »Sie haben alle anderen?«, f lüsterte sie. »Rosin, Barbara, Wilbeth?«
    »Und werden dich auch gleich festnehmen, wenn du dich nicht beeilst. Komm schon, nonna , nimm den Kleinen und folge mir!«
    »Damit du sie vor deinen Vater, den Herzog, schleifen kannst, der meine unschuldige Lena der Hexerei angeklagt hat?« Merwais, fast einen Kopf kleiner, baute sich furchtlos vor Niklas auf. »Du hast hier nichts zu suchen, Spielmann! Um die Familie meiner Braut kümmere ich …«
    Sie kamen in das Gasthaus gestürmt, drei Büttel, gefolgt von einer Schar Neugieriger, die sie allerdings grob wieder nach draußen drängten.
    »Bibiana Brocia?«, rief der Älteste von ihnen und schien mit seiner Zunge über den fremdländischen Namen zu stolpern. »Du bist der Hexerei verdächtig und hiermit festgenommen.«
    Bibiana leistete keinen Widerstand, trotzdem stießen sie sie und zerrten an ihr, während sie ihr die Hände fesselten.
    »Passt doch auf!«, rief Johannes. »Seht ihr denn nicht, wie alt und gebrechlich sie ist?«
    »Halt dein Maul!«, versetzte ihm ein anderer Büttel. »Wir wissen schon, wie man mit diesen Hexenweibern umgehen muss.« Sein Blick flog durch den Raum, und er entdeckte schließlich Sebi in seinem Versteck. »Und wen haben wir da? Ein Hexenbalg? Holt es hervor – das nehmen wir auch gleich mit!« Er deutete auf den Kamin. »Und seht doch nur, ein schwarzes Katzenvieh! Daran erkennt man, dass dies ein Haus des Teufels ist. Wer packt als Erster das Hexenbalg?«
    »Nein!«, schrie Bibiana in höchster Not. »Nicht auch noch ihn – il mio piccolo folletto !«
    Einer der Büttel bückte sich nach Sebi, der aber verkroch sich so tief unter die Bank, dass die Arme des Mannes zu kurz waren, um ihn hervorzerren zu können. Pippo benutzte die Gelegenheit, um auf das Fensterbrett zu springen und durch die angelehnten Flügel in die Freiheit zu entfliehen.
    »Lass den Kleinen in Ruhe!«, schrie Niklas. »Im Namen des Herzogs – Hände weg von dem Kind!«
    »Wer bist du denn, um derart große Reden zu führen?« Grinsend wandte der Büttel sich dem Spielmann zu. »Aus dem Weg!«
    »Seine Hoheit ist zufällig mein Vater.« Es gelang Niklas, viel Kraft und Autorität in diese Worte zu legen. »Und er wird mehr als ungehalten sein, wenn ich ihm berichte, wie ihr euch hier aufgeführt habt. Der Kleine steht unter meiner persönlichen Obhut. Jeder, der ihn

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