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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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leise, schwermütige Weise, die irgendwann von Moll auf Dur wechselte und schließlich richtig fröhlich klang.
    »Du hast dein Kästchen ja aufgemacht, Sebi«, hörte Johannes Niklas nach einer längeren Pause sagen. »Vielen Dank für dein Vertrauen!«
    Wieder nichts als lastende Stille.
    »Und hineinschauen lässt du mich auch noch? Ja, Sebi, da drin liegt, wonach wir so sehr gesucht haben: dieses blaue Fläschchen mit den goldenen Linien. Würdest du es mir wohl eine Weile ausleihen, solange, bis …«
    Schritte, Rascheln, Keuchen, dann stand die Herzogin auf einmal neben Merwais.
    »Mein Leo«, rief sie mit hochroten Wangen, »mein ungezogener Welpe – immer läuft er mir davon! Einmal in die Küche, dann in die Kleiderkammer. Und jetzt konnte ich ihn auch schon wieder nirgendwo finden.«
    Der Herzog folgte ihr dicht auf den Fersen. Als er Merwais erblickte, zog er ein unbehagliches Gesicht.
    »Seit der hässlichen Sache mit Fee gerät sie immer so schnell außer sich«, sagte er entschuldigend und stieß dabei die Tür weiter auf.
    »Leo«, rief Katharina, die plötzlich nur noch Augen für den kleinen Teckel hatte, der ihr wedelnd entgegenlief. »Hab ich dich endlich wieder, mein kleiner Schatz!«
    Herzog Sigmund dagegen hatte beim überraschenden Anblick des Mannes und des Kindes und des Hundes schmale Lippen bekommen.
    »Was hat denn der Flakon aus Murano in deiner Hand zu suchen, Niklas? Er gehört doch der Hofmeisterin Alma von Spiess.« Er räusperte sich. »Für treue Dienste hab ich ihn ihr einstmals geschenkt.«
    »Dann lasst sie jetzt am besten auf der Stelle einsperren, Euer Hoheit«, sagte Johannes Merwais. »Mir liegen bereits jede Menge schwerer Verdachtsmomente gegen sie vor. Mit diesem Beweisstück jedoch können wir der Dame endgültig den Strick drehen.«
    Herzog Sigmund schien auf einmal nach Luft zu schnappen.
    »Und noch etwas, Euer Hoheit«, fügte Johannes hinzu. »Lasst doch bitte, wenn irgend möglich, van Halen holen, Euren Medicus. Ich hätte da ein paar äußerst dringliche Fragen an ihn.«

     
    Obwohl der Herbst seit einigen Tagen machtvoll Einzug in Innsbruck gehalten und die Blätter bunt gefärbt hatte, war es in dem großen Rathaussaal, wo das Gericht tagte, stickig wie im Hochsommer. Links von Kramer saßen an einer langen Eichentafel Christian Turner, der Theologe Paul Wann, den Herzog Sigmund noch eiligst bestellt hatte, sowie Sigmund Samer, Pfarrer zu Axams, der als Einziger über einige Erfahrung in Ketzerprozessen verfügte. Rechts hatten die Notare Johann Kanter und Bartholomäus Hagen Platz genommen, die dafür sorgen sollten, dass alles seinen ordentlichen Gang nahm. An einem kleinen Extratisch hockten die Schreiber Fels und Wankl, die abwechselnd alles protokollieren sollten.
    Als Johannes Merwais erhitzt und um einiges verspätet den Saal betrat, fühlte er im ersten Moment seinen ganzen Mut sinken. Da vorn auf einem Bänkchen kauerte Hella Scheuber wie eine arme Sünderin – wo aber war der Bischof, auf dessen Kommen er so große Hoffungen gesetzt hatte?
    Sein Atem wurde erst wieder ruhiger, als er auch die Seitenwand des Saales in Augenschein genommen hatte, und für einen Augenblick erhellte beinahe so etwas wie ein Lächeln sein ernstes Gesicht. Bischof Golser thronte auf einem gepolsterten Sessel, das linke Bein auf einem Schemel bequem hochgelagert. Neben dem Bischof sein Notarius Rasso Kugler.
    Obwohl Merwais’ ganzer Körper vor Aufregung kribbelte, als hätte er sich aus Versehen in einen Ameisenhaufen gesetzt, gelang es ihm, halbwegs gemessen und würdevoll seinen Platz am anderen Ende des großen Tisches einzunehmen.
    Kramer war mitten in der Befragung, und Merwais’ Anblick brachte ihn dazu, die Brauen hochzuziehen und noch schärfer fortzufahren: »Hast du mit dem Hofmeister Ritter von Spiess widernatürliche Unzucht getrieben?«, fragte er. »Indem du dich aufreizend vor ihn niedergekniet und seine Männlichkeit in deinen sündigen Mund aufgenommen hast? Antworte!«
    Es war so still, dass man das Kratzen der Gänsefeder hören konnte.
    »Das hab ich nicht«, sagte Hella. »Niemals! Leopold wollte, dass ich für ihn tanze.«
    »Dann hast du dich sicherlich dabei entblößt und in Kauf genommen, dass er Teile deines nackten Körpers sehen konnte? Deine Brüste, die Lenden, deine Scham …«
    »Einspruch!«, rief Merwais. »Diese Frage hat mit der Anklage nichts zu tun und muss daher augenblicklich aus dem Protokoll gestrichen werden.«
    »Was fällt

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